Jugendparlament, Service-App, Parkhaus und mehr: Fragen an den Schwarzenberger Oberbürgermeister

Schwarzenberg hat seit November letzten Jahres einen neuen Oberbürgermeister, Ruben Gehart. Normalerweise sind Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Stadtleben sehr präsent, doch Feste, Märkte, Kulturveranstaltungen, Verleihungen, Eröffnungen usw. waren auch in den letzten Monaten wegen Corona nicht möglich. Ein Grund mehr, dem Oberbürgermeister nach den ersten Monaten im Amt ein paar Fragen zu stellen.


Amtsantritt


Sie sind seit November im Amt, also rund vier Monate. Womit haben Sie die meiste Zeit verbracht, welche Projekte sind Sie angegangen?

Ruben Gehart: Nach einer kurzen Einarbeitungsphase traf uns leider die zweite Corona-Welle mit ständig wech­selnden und sich verschär­fenden Regelungen, auf die immer tagak­tuell reagiert werden musste. Die Vielzahl der laufenden Projekte wie Erstellung Doppelhaushalt, Breitbandausbau, Parkhaus, Sperrung Eisenbahnviadukt, Abbruch Pfeilhammer-Pöhla nahmen viel Zeit in Anspruch.

Durch die Corona-Pandemie sind viele Anlässe wegge­fallen, bei denen Sie als Oberbürgermeister quasi reprä­sen­tiert hätten. Hatten Sie dadurch eine ruhi­gere Anfangszeit?

Es war anders, aber auf keinen Fall ruhiger.

Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf Ihre Arbeit und die der Stadtverwaltung aus?

Die Arbeit ist erschwert, viele persön­liche Gespräche und größere Beratungen sind nicht möglich. Was möglich ist, findet online statt. Auch fehlten und fehlen uns wich­tige Mitarbeiter durch eigene Erkrankung bzw. durch Kinderbetreuung.


Rathaus


Bezüglich des Drogenproblems in Schwarzenberg hatten Sie die Einrichtung eines krimi­nal­prä­ven­tiven Rates für Schwarzenberg ange­spro­chen. Ist da schon etwas auf dem Weg?

Leider noch nicht.

Gibt es schon erste Schritte in Richtung eines städ­ti­schen Jugendparlaments?

Ja, die dafür erfor­der­li­chen finan­zi­ellen Mittel wurden im Entwurf des Haushaltsplanes berücksichtigt.

Wird es für die Stadtverwaltung eine Rückkehr in den kommu­nalen Arbeitgeberverband geben oder bleibt es beim Haustarifvertrag?

Der aktu­elle Tarifvertrag hat eine Gültigkeit bis zum 31.12.2022. In Abstimmung mit dem Personalrat soll es Ende dieses Jahres eine Abstimmung unter den Mitarbeitern geben. Das Ergebnis der Umfrage entscheidet über den zukünf­tigen Weg.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat? Es gab ja einige Änderungen bei dessen Zusammensetzung.

Es gibt eine gute und konstruk­tive Zusammenarbeit.


Kommunikation


Die Website der Stadt braucht eine „Renovierung“. Wird sie im Grunde beibe­halten und über­ar­beitet oder komplett neu aufge­zogen? Wann geht das Ergebnis online?

Dem Internetauftritt www.schwarzenberg.de wird zukünftig ein moder­neres Content-Management-System zu Grunde liegen. Die neue Website ist für die Anforderungen des Online-Zugangsgesetzes und der Barrierefreiheit vorbe­reitet und für mobile Endgeräte opti­miert. Ziel ist es, das Ergebnis im II. Quartal 2021 zu präsen­tieren. Dies hängt jedoch auch von der Leistungserfüllung der Vertragspartner ab.

Die Stadt hat neuer­dings einen Kanal auf YouTube. Wer macht die Videos und koor­di­niert den Auftritt?

Innerhalb der Stadtverwaltung beschäf­tigen sich unsere Mitarbeiterinnen Tina Heinrich und Nadja Pelickan-Seltmann mit der „Befüllung“ des Kanals und drehen Beiträge, z. B. mit Unterstützung der Kitas oder Stadtbibliothek. Es wurden/werden aber auch Videos mit externen Partnern erstellt.

Sind auch Auftritte auf Facebook und anderen Social-Media-Kanälen geplant? Wenn ja, wo und wann ist damit zu rechnen?

Ja, die Einrichtung weiterer Auftritte (Facebook, andere Social-Media-Kanäle) ist bis zum Herbst 2021 geplant.

Manche Bürgermeister im Landkreis wie zum Beispiel Rolf Schmidt (Annaberg-Buchholz) und Heinrich Kohl (Aue-Bad Schlema) nutzen Podcasts und Livestreams, um Bürgerinnen und Bürger zu errei­chen. Haben Sie etwas in der Art vor?

Der persön­liche Kontakt mit unseren Bürgern ist mir sehr wichtig. Sobald es die Kontaktbeschränkungen zulassen, bin ich wieder für unsere Bürger vor Ort in allen Stadt- und Ortsteilen. Livestreams und Podcasts sind aktuell noch nicht geplant.

Wie ist der Stand bei der Service-App, mit der die Stadt über Baustellen, Straßensperrungen usw. infor­mieren will?

Als erster Schritt sind diese Informationen über die neue Webseite abrufbar. Hier wird es auch einen soge­nannten „Mecker-Button“ geben. An der Service-App werden wir anschlie­ßend arbeiten.

Wie können Bürgerinnen und Bürger Sie aktuell bei Fragen oder für ein Gespräch errei­chen? Corona macht das ja nicht gerade leichter.

Ich bin tele­fo­nisch unter 266-102 und per E-Mail über Oberbürgermeister@schwarzenberg.de erreichbar.


Bauprojekte in der Stadt


Eine große Baustelle in diesem Jahr in Schwarzenberg ist der Abriss und Neubau des Viadukts an der B 101, was über Monate zu Straßensperrungen führt. Wird die Brücke aus kosme­ti­schen Gründen abge­rissen, oder gibt es dafür auch bauliche Gründe?

Das ist ein Vorhaben der Erzgebirgsbahn, über die Gründe dafür habe ich keine Informationen.

Die Fassadensanierung der Stadtschule zieht sich enorm hin, wann ist mit dem Ende der Bauarbeiten zu rechnen?

Es wurden Ausführungsmängel fest­ge­stellt, die bei der betref­fenden Firma ange­zeigt wurden. Den genauen Termin der Fertigstellung kann ich leider noch nicht sagen, da die Arbeiten witte­rungs­be­dingt immer noch ruhen.

Wie steht es aktuell um die Pläne zu einem Parkhaus auf dem Forstparkplatz? Wie geht es weiter, wenn die Angebote für Planung und Bau vorliegen?

Derzeit läuft die letzte Runde des Bieterverfahrens, die Vergabeentscheidung erfolgt im Stadtrat voraus­sicht­lich am 29.03.2021. Anschließend beginnt der Auftragnehmer mit den Planungen. Erste vorbe­rei­tende Bauarbeiten erfolgen voraus­sicht­lich noch in diesem Jahr.

Wann beginnt der Bau des Jugendzentrums Neustadt an der B 101?

Das Projekt befindet sich noch in der Vorplanung, erste Entwürfe mit Kostenschätzungen erwarten wir voraus­sicht­lich Ende März. Nach der Entscheidung über eine Variante durch den Stadtrat sind weitere Planungsphasen durch­zu­führen, die Baugenehmigung zu bean­tragen und die Ausschreibungsunterlagen zu erstellen. Mit dem Baubeginn ist im Frühjahr 2022 zu rechnen.

Wann wird der Skater-Park im Stadtteil Heide angegangen?

Über die aktu­ellen Entwicklungen folgen offi­zi­elle Pressemitteilungen in den nächsten Tagen.


Kultur


Dieses Jahr ist wieder der Schwarzenberger Kunstpreis art-figura ausge­schrieben. Sind Sie auch in der Jury? Welchen Stellenwert haben Kunst und Kultur für Sie?

Ich bin Mitglied der Jury und freue mich auf die Vorstellung der einge­gan­genen Entwürfe. Kunst und Kultur hat für mich einen hohen Stellenwert, die art-figura-Veranstaltungen in Schwarzenberg sind über Landesgrenzen hinaus bekannt geworden.

Ein Bücherschrank kann immer geöffnet sein. Wie könnte Schwarzenberg zu einem öffent­li­chen Bücherschrank kommen?

Die Stadt Schwarzenberg unter­hält eine Bibliothek. Ein öffent­li­cher Bücherschrank könnte als ehren­amt­li­ches Projekt reali­siert werden. Interessenten können sich gern bei mir melden.


Corona


Wie unter­stützt die Stadt Unternehmen, Dienstleister, Gewerbetreibende, Kulturschaffende in der Corona-Krise?

Für 2021 ist ein erneuter Verzicht auf die Sondernutzungsgebühr vorge­sehen. Zur Unterstützung unserer Gewerbetreibenden soll es wieder Aktionstage geben. Direkte Hilfen für Betroffene werden indi­vi­duell auf Antrag geregelt.

Wie unter­stützt die Stadt Einwohnerinnen und Einwohner über 80 Jahren bezüg­lich Corona-Impfung?

Alle über 80-jährigen Einwohnerinnen und Einwohner wurden von unserer Stadtverwaltung ange­schrieben, um die Impfbereitschaft und den jewei­ligen Hilfsbedarf zu ermit­teln. Die Stadt kann keine Impftermine direkt für die Bürgerinnen und Bürger verein­baren, bietet aber Unterstützung an und könnte Fahrten zum Impfzentrum koor­di­nieren. Oberstes Ziel ist jedoch die Impfung vor Ort über die Hausärzte.

Ostermarkt und „75 Jahre +1 UNBESETZT“ mussten dieses Jahr wieder abge­sagt werden. Welche Strategie fährt die Stadt bezüg­lich anderer Veranstaltungen in diesem Jahr?

Über die Durchführung oder Absage der anste­henden Veranstaltungen entscheiden wir zum spät­mög­lichsten Zeitpunkt, immer unter Beachtung der dann gültigen Regelungen. Ich hoffe, dass in diesem Jahr noch einige Veranstaltungen statt­finden können.

Wann öffnet die Stadtbibliothek wieder?

Die Ausleihe und Rückgabe der Medien sind nach vorhe­riger Anmeldung zu den gewohnten Öffnungszeiten kontaktlos möglich. Sobald es nach den Corona-Schutzbestimmungen erlaubt ist, wird die Bibliothek für den Besucherverkehr wieder geöffnet.


Stimmungsfrage


Sind Sie in Ihrem neuen Amt schon ange­kommen? Macht der Job Ihnen Spaß?

Ja und Ja. 😊

Vielen Dank für Ihre Antworten, Herr Gehart.

Parkhaus am Forstparkplatz: von 80 auf 177 Stellplätze

Am Montag fand die letzte Sitzung des alten Stadtrats von Schwarzenberg statt. Ein Thema war der „Grundsatzbeschluss zum Neubau eines Parkhauses auf dem Flurstück 259/1 (ein Teil des jetzigen Forstparkplatzes)“. Die Stadträtinnen und Stadträte stimmten fast geschlossen dafür. Es gab nur eine Gegenstimme und zwei Enthaltungen. Damit ist ein Parkhaus am Forstparkplatz noch nicht beschlossen. Aber natür­lich ist das ein großer Schritt auf dem Weg dahin.

Am inter­es­san­testen finde ich, dass es bei der Abstimmung am Montag plötz­lich um ein Parkhaus mit sage und schreibe 177 Stellplätzen ging. Im Bebauungsplan-Entwurf von Anfang dieses Jahres war von 80 Stellplätzen die Rede. Quasi von jetzt auf sofort mehr als doppelt so viele.

Zum Vergleich: Das Ring-Center-Parkhaus hat 550 Stellplätze. Ein Drittel von 550 sind 183. Fast ein Drittel der Autos, die ins Ring-Center-Parkhaus passen, soll also in einem Parkhaus am Forstparkplatz Platz finden. Das am Hang gebaut werden soll. Man schaue sich den Platz dort mal an. Wie hoch und groß wäre ein solches Parkhaus? Wie sehr würde es das Gesamtbild der Altstadt stören? Mit wie viel mehr Verkehr wäre direkt gegen­über der Stadtschule zu rechnen? Wie viele Bäume würden nach dem Bau noch stehen? Genau dort, wo gebaut würde, leben die seltenen Feuersalamander – egal?

Immer wieder stellt sich die Frage: Warum schießen sich Stadtverwaltung und Stadtrat dermaßen auf den Forstparkplatz als Parkhausstandort ein? Es gibt Alternativen. Auf dem Hammerparkplatz und auf dem Finanzamt-Parkplatz zum Beispiel ist kein Fels im Weg, kein Baum müsste extra gefällt werden. Warum der Forstparkplatz?

In einer Zeit, in der wir offen­sicht­lich mit immer extre­meren Wetterlagen rechnen müssen und im Sommer gerade in der Stadt jeder Baum gegen die glühende Hitze hilft, will die Stadt ein Stück Stadtgrün ohne Not zerstören. Für Autos.

Noch mal zu den 177 Stellplätzen: 75 % davon wären für Dauerparker vorge­sehen, 25 % für Kurzzeitparker, also 133 vs. 44. Die Beschlussvorlage aus der Stadtratssitzung am Montag sah vor, weitere Leistungen zum Parkhaus-Projekt erst zu vergeben, wenn zuvor 75 % der Dauerstellplätze verbind­lich, und zwar mit Vertrag, vergeben wären, demnach 100 Stellplätze. In der Stadtratssitzung wurde diese Zahl laut Freie Presse auf Antrag des CDU-Stadtrats André Dürigen auf 75 gesenkt.

Für den Bau eines Parkhauses an der Stelle, inklu­sive Planung usw., sind in der Beschlussvorlage von Montag „circa“ 2,8 Millionen Euro netto veran­schlagt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es bei diesem Betrag nicht bleiben, und bei der Betreibung eines Parkhauses fallen laufend Unterhaltungskosten an.

2,8+ Millionen Euro also für ein Parkhaus, bei dem von 177 Stellplätzen 133 an Dauerparker vergeben werden, die in der Altstadt leben und arbeiten. Bei den rest­li­chen 44 Stellplätzen für Kurzzeitparker ist die Frage: Wer wird die nutzen? Wer wird fürs Parken Geld bezahlen, wenn er direkt in der Altstadt umsonst parken kann?

Logisch wäre doch: Wenn schon ein Parkhaus für die Altstadt, dann an einem Standort, wo möglichst günstig gebaut werden kann und nicht negativ in das Stadtbild einge­griffen wird.

(Foto: Forstparkplatz 27. Juni 2019)

Parkhaus am Forstparkplatz: Die Stadt macht Nägel mit Köpfen

Wie’s aussieht, will die Stadt jetzt Nägel mit Köpfen machen, was das Parkhaus am Forstparkplatz betrifft. Obwohl schon ein neuer Stadtrat gewählt wurde, wird am morgigen Montag, den 24. Juni 2019, bei der letzten Sitzung des alten Stadtrats über das Parkhaus beschlossen.

„Tagesordnungspunkt 10: Grundsatzbeschluss zum Neubau eines Parkhauses auf dem Flurstück 259/1 (ein Teil des jetzigen Forstparkplatz)“

Anfang des Jahres lag der Entwurf des Bebauungsplans „Erlaer Straße / Vorstadt“ aus. Am 29. April 2019 hat der Stadtrat den Bebauungsplan beschlossen, am 21. Juni trat er in Kraft. Und drei Tage später wird bereits über das Parkhaus abge­stimmt – ohne der Öffentlichkeit zu kommu­ni­zieren, um welche Kosten es geht, wie viele Stellplätze geplant wären usw.

Stadtratssitzung am 29. April 2019

Immer am letzten Montag im Monat ist Stadtratssitzung, norma­ler­weise im Rathaus, aktuell wegen Bauarbeiten im Ratskeller in der Altstadt. Die nächste Sitzung ist am Montag, den 29. April 2019, und kurz vor der Stadtratswahl am 26. Mai gibt es einige span­nende Themen. Die Stadtratssitzungen sind öffent­lich, wer will, kann vorbei­schauen und bei der „Fragestunde für Bürger und Stadträte“ auch Fragen stellen.

Was am kommenden Montag unter anderem auf der Tagesordnung steht: Vorhaben „Erzbergwerk Pöhla“, Neufassung der Polizeiverordnung der Großen Kreisstadt Schwarzenberg, Mittelbereitstellung für die denk­mal­ge­rechte Sanierung der Fassade der Oberschule Stadtschule, Mittelbereitstellung für die Ausstellung im Herrenhof Erla und der Bebauungsplan Erlaer Straße / Vorstadt (also Parkhaus auf dem Forstparkplatz).

-> Die Bekanntgaben von Zeit, Ort und Tagesordnung der öffent­li­chen Sitzungen (Stadtrat, Technischer Ausschuss, Ortschaftsrat usw.) finden sich hier: www.schwarzenberg.de.

-> Die Polizeiverordnung von Schwarzenberg, Stand 24.03.2009: www.schwarzenberg.de

Baumfällungen im Schlosspark und am Forstparkplatz: ein offener Brief

Bloß ein paar Bäume? Nein, es geht um mehr, sowohl bei der Umgestaltung des Schlossparks als auch beim geplanten Parkhaus am Forstparkplatz.

Dazu hat Lenore Lobeck einen offenen Brief geschrieben, der unten zu lesen ist.

Foto 1: Schlosspark, Foto 2: Forstparkplatz

-> Lenore Lobecks Stellungnahme von 2017: www.schwarzenberg-blog.de