Warum wird die Brücke erneuert? Fragen und Antworten rund um Abriss und Neubau des Viadukts

Die Eisenbahnbrücke über dem Kreisverkehr Straße der Einheit / Straße des 18. März, das Viadukt, wird abge­rissen und durch eine neue Brücke ersetzt. Die Baumaßnahme wird einige Monate dauern und ist mit Straßensperrungen verbunden. Immer wieder wurde gefragt, warum die Brücke über­haupt erneuert wird – diese und andere Fragen habe ich an die Erzgebirgsbahn als Bauherr gestellt. Die Antworten sind von Jens Wünsche, Projektleiter der Erzgebirgsbahn.

Wann wurde die Brücke gebaut, warum mit diesem einen massiven Betonpfeiler in der Mitte?

Jens Wünsche: Mit Beginn des Uranerzbergbaus der SDAG Wismut im Erzgebirge ab 1946 erlangte die Strecke 6626 Johanngeorgenstadt–Schwarzenberg inner­halb kurzer Zeit eine heraus­ra­gende Bedeutung. Sie wurde sowohl für die Abfuhr der geför­derten Uranerze als auch für den Berufsverkehr zu den neu einge­rich­teten Bergwerkschächten in und um Johanngeorgenstadt benö­tigt. 1948 wurde die Strecke für einen zwei­glei­sigen Betrieb ausge­baut. Dabei musste aufgrund der vorhan­denen engen Gleisbögen, insbe­son­dere vor dem nörd­li­chen Tunnelausgang des Schlossbergtunnels, und dem zu kleinen Querschnitt des Tunnels die Trasse verlegt und neu geplant werden. In diesem Zusammenhang wurde der Bau der Brücken in km 16,890 und km 16,934 erfor­der­lich, die 1952 fertig­ge­stellt wurden. Aus alten Plänen zum Streckenbau geht hervor, dass ursprüng­lich eine Brücke mit drei Überbauten und zwei Pfeilern geplant war. Warum dann die Änderung erfolgte und das massive Mittelbauwerk statt des dritten Überbaus errichtet wurde, kann anhand der Materialknappheit kurz nach dem Krieg nur vermutet werden.

Gibt es für den Abriss der Brücke bauliche Gründe? Welche konkret?

Die Bauwerke befinden sich in einem baulich schlechten Zustand. Eine Vielzahl von Schäden an der last­ab­tra­genden Konstruktion erfor­dern zwin­gend bauliche Maßnahmen. Aufgrund der fort­schrei­tenden Verschlechterung des tech­ni­schen Zustandes der Eisenbahnüberführungen ist es erfor­der­lich, die Brückenbauwerke zu erneuern. Eine Sanierung der Brücken ist wirt­schaft­lich nicht sinn­voll, eine Erneuerung ist zur Erhaltung der Streckenklasse notwendig. Da die Strecke zwei­gleisig war, sind derzeit insge­samt vier Überbauten vorhanden, von denen seit der Herstellung der Eingleisigkeit der Strecke im Jahre 2000 nur noch zwei benö­tigt werden. Die noch vorhan­denen unge­nutzten Überbauten unter­liegen den glei­chen Pflichten zur Verkehrssicherung und Instandhaltung, als ob sie in Betrieb wären.

Sie spre­chen von Brücken, nicht Brücke. Sie meinen aber die Brücke, die Laien als eine lange Brücke sehen? Zwei Brücken deshalb, da der massive Betonmittelpfeiler im Kreisverkehr aus Ihrer Sicht zwei Brücken trägt?

Sie vermuten in Ihrer Frage richtig, es handelt sich bei der Brücke über den Kreisverkehr anlagen­tech­nisch um zwei Brücken, da das massive Zwischenbauwerk nicht als Brücke zählt.

Dass das Viadukt abge­rissen und neu gebaut werden soll, war schon seit Jahren ein Thema. Warum hat die Umsetzung so lange auf sich warten lassen?

Mit der Planung des Brückenneubaus wurde vor noch nicht einmal fünf Jahren Ende 2016 begonnen. Nach erfolgter Vor- und Entwurfsplanung konnte Mitte 2018 die Genehmigungsplanung beim Eisenbahn-Bundesamt einge­reicht werden. Im August 2019 war das Plangenehmigungsverfahren, bei dem alle Betroffenen gehört und das Einvernehmen mit der Baumaßnahme herge­stellt wird, abge­schlossen und die euro­pa­weite Ausschreibung der Bauleistung wurde veröf­fent­licht. Ende 2019 erfolgte der Zuschlag und die ausfüh­rende Firma wurde beauf­tragt. Seit Anfang 2020 läuft unter deren Regie die Ausführungsplanung, seit Herbst 2020 ist die Planung im Prüflauf zur Freigabe. Dieser Gesamtablauf ist keines­wegs lang­wierig gewesen, bei Baumaßnahmen dieser Größe dauern die erfor­der­li­chen Prozesse einfach ihre Zeit.

Wie viel Geld inves­tiert die Erzgebirgsbahn in die Baumaßnahme, kann sie dafür Fördergelder in Anspruch nehmen?

Die Baumaßnahme ist mit rund 6,5 Millionen Euro veran­schlagt. Die Finanzierung erfolgt zum Großteil auf Basis der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) III zwischen Deutscher Bahn und Bund mit Bundesmitteln.

Was genau wird abge­rissen, wie wird die neue Brücke aussehen?

Nach Demontage des Gleises werden alle vier Stahl-Überbauten mit einem Kran ausge­baut. Danach erfolgt der Abbruch beider Widerlager sowie des Mittelbauwerkes. Als Ersatz für die alten Brücken soll eine neue Eisenbahnüberführung über die Länge beider bestehenden Bauwerke sowie des Mittelbauwerks entstehen. Für das neue Bauwerk wird eine drei­fel­d­rige Trogbrücke mit einer Gesamtstützweite von 63,0 m vorge­sehen. Der Überbau wird auf 2 Kastenwiderlagern und 2 Pfeilern aus Ortbeton gegründet. Auch die Stützmauer entlang der B 101 zwischen den beiden Bahnbrücken wird abge­bro­chen. Dort entsteht zukünftig zwischen den neuen Flügelmauern der Brücken eine Böschung.

Wie sieht der Ablauf bzw. Zeitplan der Baumaßnahme aus?

  • März bis April 2021: Baustelleneinrichtung, Verkehrsführung, Vorbereitungsarbeiten
  • 3. Mai bis 21. September 2021: Vollsperrung der Bahnstrecke mit Schienenersatzverkehr zwischen Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt – in dieser Zeit Abbruch und Neubau des Bauwerkes
  • Oktober bis Dezember 2021: Fertigstellungsarbeiten, Straßenbau, Herstellung Böschungen, Rückbau Baustelleneinrichtung, Baustellenräumung

Vielen Dank für Ihre Antworten, Herr Wünsche.

(Bild: Erzgebirgsbahn)

Start der Baumaßnahme Viadukt im März 2021

Das Viadukt wird in diesem Jahr zur Baustelle. Nach Informationen der Erzgebirgsbahn sollen die Straßensperrungen voraus­sicht­lich ab dem 1. März 2021 erfolgen. Die S 272 zwischen Kreisverkehr Viadukt in Richtung Kreisverkehr Egermannbrücke wird dann voll gesperrt. Die Zufahrt zum Autohaus und zum Spielplatz Straße des 18. März bleibt bestehen.

Die B 101 bleibt einspurig befahrbar. Der Verkehr wird über Ampel geregelt.

Die Freiwillige Feuerwehr Schwarzenberg trifft aktuell Vorbereitungen, um zum 15. März 2021 in den städ­ti­schen Bauhof umzu­ziehen. Dies ist erfor­der­lich, da sich das Hauptdepot im unmit­tel­baren Baubereich befindet.

Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr plant parallel auf der B 101 ab dem Kreisverkehr Viadukt bis zur Brücke Raschauer Weg die Sanierung des Fahrbahnbelags, dazu soll es Anfang März konkrete Informationen geben – wenn das Lasuv den Auftrag vergeben und die Stadt mit der Baufirma den detail­lierten Bauablauf bespro­chen hat.

-> Info: Stadtverwaltung Schwarzenberg (PM), www.schwarzenberg.de

(Foto von 2020)

Eintritt streng verboten

Das Wetter war heute ganz schön durch­wachsen, los gings mit Regen und eigent­lich blieb es auch dabei, ein paar Stunden zwischen­drin wars mal trocken und sonnig. Die Strecke heute: Robert-Koch-Straße, Grünhainer Straße, Bahnhofstraße, Vorstadt.

Tür der alten Lenin-Oberschule Sachsenfeld in der Robert-Koch-Straße: „Eintritt streng verboten“

Warten in der Grünhainer Straße: Erzgebirgsbahn aus Richtung Johanngeorgenstadt

Ausnahmsweise mal Sonne, perfektes Licht am Totenstein

In der Vorstadt zogen dann wieder dunkle Wolken auf.

Freie Fahrt hier, Baustelle dort

Ein paar Baustellen sind wieder weg, so kann man auf der Grünhainer Straße durch­fahren und auf der Straße der Einheit, der B 101, auch. In der Grünhainer Straße wurden Trinkwasserleitungen neu verlegt und in der Straße der Einheit die Rechtsabbiegespuren in Richtung Beierfeld sowie in Richtung Grünhainer Straße verlän­gert. Der Hahn und die Hühner, die gern mal über die Grünhainer Straße laufen, leben also jetzt wieder gefährlicher …

Nach wie vor gebaut wird dagegen auf dem ehema­ligen Stadtwerke-Gelände an der Grünhainer Straße, und noch nicht gebaut wird augen­schein­lich in der ehema­ligen Lenin-Oberschule in Sachsenfeld.

Hahn an der Grünhainer Straße

B 101 am Ring-Center Richtung Johanngeorgenstadt

B 101 Richtung Neuwelt

Grünhainer Straße, Gelände des Bauhofs, rechts die neue Salzlagerhalle

Das Gebäude der Schwarzenberger Wohnungsgesellschaft (SWG), neue Farbe ist schon dran, drinnen wie draußen hat sich viel getan, aber der Vorplatz ist noch eine einzige Baustelle.

Die alte Lenin-Oberschule Sachsenfeld in der Robert-Koch-Straße, in dem Haus sollen Eigentumswohnungen geschaffen werden.

Erzgebirgsbahn Richtung Johanngeorgenstadt