Mit Schnee sieht alles anders aus (auch die Herrenmühle)

Mit Schnee sieht die Stadt anders aus. Straßen und Gebäude, die man schon x-tausendmal gesehen hat, werden wieder inter­es­sant. Zum Beispiel die Ottensteinbrücke über dem Schwarzwasser, die schönen alten Häuser an der Karlsbader Straße, Schloss und Kirche sowieso, aber auch die Herrenmühle, die mit dem weißen Dach in Luftlinie mit dem Schloss korrespondiert.

Die Herrenmühle ist kein „Schandfleck“, wie man immer mal wieder hört, sondern ein Denkmal. Sie braucht einen neuen Anstrich (und mehr), innen wie außen, der kleine Anbau an der Schwarzwasserseite ist wohl so marode, dass er abge­rissen werden sollte. Aber das Hauptgebäude ist Bausubstanz, die länger halten dürfte als so mancher Neubau. Und welche Möglichkeiten dieses Haus bietet! Ein Haus für Vereine, für Handwerker zum Arbeiten, aber auch zum Präsentieren und Verkaufen, für Gemeinschaftsbüros, ein kleines Café wäre möglich, mit Bäcker, denn was liegt bei einer Mühle näher?

-> Zum Weiterlesen: „Herrenmühle ist Kulturdenkmal“

(Karlsbader Straße, Vorstadt, Kirchsteig, Altstadt, Schneeberger Straße, Hofgarten)

Herrenmühle ist Kulturdenkmal

Anfang Januar hatten die Kreistagsgrünen im Landratsamt ange­fragt, ob die Herrenmühle insge­samt oder Teile des Gebäudes unter Denkmalschutz stehen.

Die Antwort lautet: Ja, die Herrenmühle ist als Ganzes ein Kulturdenkmal.

2010 hatte das Landesamt für Denkmalpflege die „Denkmaleigenschaft“ der Herrenmühle über­prüft. Im entspre­chenden Schreiben heißt es:

„Als Ergebnis wird fest­ge­stellt, dass es sich um ein Kulturdenkmal nach § 2 Sächsisches Denkmalschutzgesetz handelt.

Die Herrenmühle ist ein Kulturdenkmal aus orts-, bau- und tech­nik­ge­schicht­li­chen sowie aus städ­te­bau­li­chen Gründen. Sie ist, neben Schloss und Kirche und mit diesen in der beson­deren städ­te­bau­li­chen Stadtsituation optisch korre­spon­die­rend, eines der Kerngebäude, an denen sich die Ortsgeschichte konstitutiert.

Sie war vermut­lich Dominialgut mit Mahlzwang und ist bereits im 16. Jahrhundert erwähnt. Das heutige Anwesen besteht zu noch etwa einem Viertel im südli­chen Teil aus der Bausubstanz des frühen 18. Jahrhunderts (Neuerrichtung nach Bränden 1673 und 1709), vorwie­gend jedoch aus einem domi­naten Vergrößerungsbau von 1937, der die übrige gedrun­gene, dick­wan­dige ältere Baumasse umfas­send verdrängte. Daher ist die bauge­schicht­liche Bedeutung der Mühle zwar gegeben, da von beiden Bauzeiten die entspre­chende Formensprache erkennbar ist, aber diese ist nicht so hervor­ra­gend wie die orts­ge­schicht­liche und städ­te­bau­liche Bedeutung. (…)

Trotz der genannten bauli­chen Veränderungen ist der Dokumentationswert der Mühle hoch, da die Veränderungen von 1937 und ein Großteil der tech­ni­schen Einrichtung eben­falls bereits histo­risch sind. Durch die städ­te­bau­liche Lage und die beson­dere orts­ge­schicht­liche Relevanz hat das Gebäude zudem exem­pla­ri­schen Wert. Der Erhalt der Herrenmühle liegt im öffent­li­chen Interesse.“

Die Anfrage der Grünen, die Antwort aus dem Landratsamt und das Schreiben aus dem Landesamt für Denkmalpfege kann hier nach­ge­lesen werden: www.gruene-kreistag-erzgebirgskreis.de.

P1020238

Ensemble Herrenmühle, St. Georgenkirche und Schloss Schwarzenberg

P1020235

Rückseite der Herrenmühle am Schwarzwasser

Neues von der Herrenmühle (November 2015)

Die Herrenmühle hat offi­ziell keinen Eigentümer mehr, laut Freie Presse hat der Verein „Syndikat und Sport“ schrift­lich verzichtet. In nächster Zeit muss nun geklärt werden, was mit dem Gebäude geschieht.

Die Stadt scheint aktuell nur die Kosten zu sehen, nicht die Möglichkeiten, die die Herrenmühle in saniertem Zustand bieten könnte. Dabei war das ehema­lige Bahnhofsgebäude, das zum Museumsdepot umge­baut wurde, eben­falls äußerst marode und im Gegensatz zur Herrenmühle nicht einmal denk­mal­ge­schützt. Hier hat die Stadt Millionen in die Sanierung investiert.

Der Herrenhof Erla ist eben­falls in einem Zustand, in dem man viel Fantasie braucht, um ihn sich als benutz- und bewohn­bares Gebäude vorzu­stellen. Das Rettungsprogramm läuft jedoch, mit der Stadt als Eigentümerin.

Ist in letzter Zeit von der Herrenmühle die Rede, hört man schnell, sie sei ein „Schandfleck“. Ja, sie sieht aktuell schlecht aus. Sie braucht eine Generalüberholung. Ja, das wäre viel Geld. Aber wenn man z. B. vom Schloss oder von der Bergstation des Schrägaufzugs auf die Vorstadt schaut, sieht man sofort die Herrenmühle. Sie prägt das Bild der Vorstadt. Sie hat eine lange Geschichte. Es wäre schade, wenn sie abge­rissen würde.

Warum sollte es für die Herrenmühle kein passendes Förderprogramm geben? Warum sollte sie nicht z. B. ein Bürgerhaus werden, Sitz von Vereinen und Kinder- und Jugendclubs, eine Begegnungsstätte? Die Lage wäre perfekt dafür. Und was wäre, wenn die Schwarzenbergerinnen und Schwarzenberger einbe­zogen würden in die Entscheidung über die Zukunft der Herrenmühle?

Sicher ist: Wenn sie abge­rissen ist, ist alles zu spät. Und die Gefahr besteht leider, wie auch in der Freien Presse zu lesen ist. Es wäre doch gut, wenn ein anderer Weg gesucht würde. Wie im Falle der alten Eisenbahnbrücke, die abge­rissen werden sollte, dann aber doch saniert wurde – und die zusammen mit dem neuen Park darunter ganz selbst­ver­ständ­lich und viel gelobt weiter zum Stadtbild gehört.

-> Artikel in der Freien Presse: „Kein Scherz: Herrenmühle herrenlos“ lesen

DSC00276

An der Bergstation des Schrägaufzugs, Blick Richtung Vorstadt mit Schwarzwasser und Herrenmühle

DSC00277

DSC00185

Vorderseite der Herrenmühle, an der Karlsbader Straße

IMG_3718

Rückseite, an der Uferstraße

Herrenmühle Schwarzenberg (Juni 2015)

Tut sich was bei der Herrenmühle? Nichts, was man sehen würde, und mir ist auch nichts bekannt. Sie verfällt also weiter.

Herrenmuehle2

Uferstraße, rechts die Herrenmühle, dazwi­schen fließt das Schwarzwasser

Herrenmuehle1

Herrenmuehle3

Karlsbader Straße, die Herrenmühle von vorn

Herrenmuehle4

Haus mit Geschichte sucht Mensch mit Geld

Da steht sie, die Herrenmühle, und rottet langsam vor sich hin. Ein großes, altes, schönes Gebäude mit Geschichte. An der Karlsbader Straße, jeden Tag fahren Hunderte, eher Tausende Autos daran vorbei. Leider ist die Herrenmühle keine Brücke. Oder Straße. Denn dann würde sie sofort saniert, dafür findet sich immer Geld.

Dabei braucht die Stadt auch solche Häuser. Nicht nur neuen Einheitsbrei. Ein Museum würde sich hier gut machen. Ein offenes Haus für Vereine, für Künstler, für Kinder, für Jugendliche. Oder was Privates. Hauptsache, erhalten und saniert.

IMG_3718

Herrenmühle in Schwarzenberg, von der Uferstraße aus

IMG_3720

Herrenmühle von der Karlsbader Straße aus