Schülerticket, Abenteuerspielplatz und mehr: Fragen an den Schwarzenberger Oberbürgermeister

Am 21. März hatte ich noch fünf weitere Fragen an Schwarzenbergs Oberbürgermeister Ruben Gehart gemailt, die Antworten kamen gestern. Hier sind sie:

Sie hatten das Thema kosten­loses oder ermä­ßigtes Schülerticket für alle Schwarzenberger Schülerinnen und Schüler in Ihrem Wahlprogramm, wie steht es darum?

Ruben Gehart: Für das ermä­ßigte und entfer­nungs­un­ab­hän­gige Schülerticket sind im Entwurf des Haushaltsplanes 2021/22 Mittel berück­sich­tigt. Das für den 01.08.2021 ange­kün­digte säch­si­sche Bildungsticket könnte mein Projekt unter Umständen jedoch ersetzen. Eine endgül­tige Entscheidung ist erst nach Bekanntgabe der Details zum Bildungsticket möglich.

Am Samstag haben viele Familien mit Kinderschuhen und Plakaten an Rathäusern gegen die Schulschließungen protes­tiert. Wie denken Sie dazu?

Ich habe die Aktion der Eltern unter­stützt und die Proteste an unseren Ministerpräsidenten weitergeleitet.

Mobile Raumluftfilter können in Klassenzimmern infek­tiöse Aerosole aus der Luft filtern und damit Unterricht sicherer machen. Wird Schwarzenberg als Schulträger für die vier Grundschulen und die Oberschule Stadtschule Luftfilter anschaffen?

Der Einsatz von zusätz­li­chen Luftfiltern ist derzeit nicht vorgesehen.

Wie geht es weiter mit dem Abenteuerspielplatz Sonnenleithe?

Der Stadtrat der Stadt Schwarzenberg hat in seiner letzten Sitzung den Bau- und Ausschreibungsbeschluss für die Umgestaltung und Erneuerung des Abenteuerspielplatzes gefasst. Eine Realisierung ist noch in diesem Jahr vorgesehen.

Die zwei großen Email-Platten, die als Verkleidung am Viadukt befes­tigt waren, sind weg. Was passiert mit ihnen?

Die Tafeln wurden demon­tiert und einge­la­gert. Derzeit werden noch geeig­nete Standorte für einen Wiederaufbau gesucht.

Vielen Dank für Ihre Antworten, Herr Gehart.

Ein Parkhaus am Forstparkplatz: Meinung

Es wird also wirk­lich gebaut, das Parkhaus am Forstparkplatz. Bei solchen großen Bauprojekten in einer Stadt gehen meist die Meinungen ausein­ander. Die einen freuen sich und finden es gut, dass gebaut wird. Die anderen finden es nicht gut. Und wieder anderen, vermut­lich der größten Gruppe, ist es egal, sie inter­es­sieren sich nicht dafür.

Offensichtlich braucht die Altstadt ein Parkhaus, der Bedarf ist da, laut Stadt sind bereits über 100 der geplanten 164 Stellplätze vergeben. Nicht gut finde ich den ausge­wählten Standort. Vielleicht wurde über Alternativen disku­tiert, aber ergeb­nis­offen schien mir das nie, von Anfang an hieß es: Forstparkplatz.

Ich sehe den Parkhausentwurf und daneben das Bild vom Forstparkplatz im Sommer 2020. Nächstes Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen. Dann werden die Linden gefällt. Das sind ja bloß Bäume, pflanzt man einfach (woan­ders) neue? Ja, es sind nur Bäume. Allerdings ist eine Städteplanung, die alte Bäume aufgibt und mehr Fläche versie­geln lässt, um ein Parkhaus zu bauen – die Parkhausfläche ist größer als der aktu­elle Forstparkplatz – keine Stadtplanung der Zukunft, Stichwort Klimawandel.

Nehmen wir den Sachsenforst, der plant für die Zukunft und baut den Wald um, damit er fit für den Klimawandel wird. Denn wir haben in den vergan­genen Jahren gemerkt, wie schlecht die Fichten-Monokultur mit trockenen, heißen Sommern und gene­rell wenig Niederschlag zurecht­kommt. Eine Stadt ist kein Wald, aber auch Städte kann man besser oder schlechter fit für die Zukunft machen. Man kann schauen, was sich mit vorhan­dener Bebauung und versie­gelten Flächen anfangen lässt, oder man kann neue Fläche versie­geln. Man kann Bäume fällen, die Jahrzehnte gebraucht haben, um so groß und stark zu werden, oder man kann es lassen.

Gegen den Forstparkplatz als Standort für ein Parkhaus spricht noch mehr: Direkt gegen­über ist eine Schule. Die kosten­losen Parkplätze, die der Forstparkplatz bietet, fallen weg. Am Tor der Altstadt wird kein „rich­tiges“, ansehn­li­ches Haus gebaut, sondern ein simples, ordi­näres Parkhaus.

Andererseits gibt es sicher auch Argumente für diesen Standort. Und alle Diskussion ist mitt­ler­weile umsonst, denn die Entscheidung ist gefallen. Man kann hoffen, dass das Gebäude dort nicht wie ein Fremdkörper wirkt (wie zum Beispiel das Finanzamt). Dass das Parkhaus seinen Zweck erfüllt und in der Altstadt in Zukunft viel­leicht weniger Autos parken (so richtig glauben kann ich das aller­dings nicht). Dass die direkten Anwohner damit klar­kommen. Dass das Parkhaus die Verkehrssituation in der Erlaer Straße, im Bereich von Schule und Bibliothek, nicht verschärft. Und so weiter.

Aber eins weiß ich: Wenn die Linden am Forstparkplatz gefällt werden, werde ich mir wieder wünschen, man hätte auch andere mögliche Standorte ergeb­nis­offen geprüft.

-> Informationen rund um das Parkhaus, Stand 30. März 2021: www.schwarzenberg-blog.de

(Foto vom Forstparkplatz: Juni 2020; Bild Parkhausentwurf: Fa. Goldbeck)

Vergabe der Leistungen für ein Parkhaus auf dem Forstparkplatz

Auf dem Forstparkplatz wird ein Parkhaus gebaut, der Auftrag wurde nun vergeben. Dazu teilt die Stadtverwaltung Schwarzenberg mit:

„In der Sitzung des Stadtrates am 29. März 2021 wurde der Beschluss zur Vergabe der Leistungen für den Neubau eines Parkhauses in der Altstadt von Schwarzenberg gefasst.
Der Auftrag soll an die Firma Goldbeck Ost GmbH aus Klipphausen vergeben werden. Bestandteil der Leistung sind sowohl die Planung als auch die Bauausführung für das künf­tige Parkhaus. Die Auftragssumme beträgt 3.595.382 Euro netto. Dabei handelt es sich um Eigenmittel der Stadt Schwarzenberg.

Im Vorfeld erfolgte ein Verhandlungsverfahren nach vorge­schal­tetem öffent­li­chen Teilnahmewettbewerb zur Ermittlung des wirt­schaft­lichsten Bieters. Im Rahmen des Vergabeverfahrens fand auch eine Jurysitzung statt, die aus Mitgliedern des Stadtrates, der Verwaltung und fach­kun­digen Bürgerinnen und Bürgern bestand. Daran schlossen sich zwei Verhandlungsgespräche mit dem Bieter an. Ziel war es dabei, eine Variante heraus­zu­ar­beiten, die sowohl die erfor­der­li­chen Funktionen aufweist als auch einen an die Umgebung ange­passten Baukörper entstehen lässt.

Das zukünf­tige Parkhaus wird über 7 Ebenen mit insge­samt 164 Stellplätzen verfügen. Davon sind 43 Stellplätze als Kurzzeitparker ausge­wiesen. Die rest­li­chen Stellplätze werden durch die Stadtverwaltung vermietet. Dafür gibt es bereits über 100 Vorverträge. Zurzeit werden nur noch Reservierungen ange­nommen. Anfragen können dazu an das Bauamt gerichtet werden (E-Mail: bauamt@schwarzenberg.de).

In Bereichen, in denen Schallschutz und Schutz vor Lichtbeeinträchtigungen für die Umgebung zu beachten waren, sind geschlos­sene Fassadenelemente für das Parkhaus vorge­sehen. In den anderen Bereichen ist die Fassade nur teil­weise verschlossen bzw. mit Rankgerüsten für Bepflanzungen versehen. Die Ein- und Ausfahrt wird über ein Schrankensystem gere­gelt. Im fußläu­figen Eingangsbereich ist der Kassenautomat geplant.

Die Bauausführung ist für das Jahr 2022 vorgesehen.

Hintergrund:

Bereits im Januar 2017 beschlossen die Stadträtinnen und Stadträte für den Bereich der Altstadt eine Parkraumkonzeption. Als Ergebnis ging hervor, dass ein großer Bedarf an privaten Stellplätzen für Grundstückseigentümer und Mieter in der Altstadt besteht. Daraufhin wurde heraus­ge­ar­beitet, dass dieses Defizit mit einem altstadt­nahen Parkhaus gelöst werden soll. Als Standort wurde der Bereich Forstparkplatz heraus­ge­ar­beitet. Mit einem Bebauungsplan konnten die recht­li­chen Voraussetzungen für den Bau des Parkhauses geschaffen werden.“

-> Info: Stadtverwaltung Schwarzenberg (PM), www.schwarzenberg.de; Bild: Fa. Goldbeck

Der Ritter vom Bahnhofsberg

Die Bildtafeln von Ritter Georg und dem Drachen am Bahnhofsberg sind komplett. Die eine Tafel, die letz­tens noch gefehlt hatte, ist wieder da – Ritter Georg mit seinem Schwert im Rachen des Drachen. Und an der obersten Kaue ist nun ein neues Schild. Das Bild war dort schon letztes Jahr zu sehen, aller­dings nur auf einem Banner.

Warum wird die Brücke erneuert? Fragen und Antworten rund um Abriss und Neubau des Viadukts

Die Eisenbahnbrücke über dem Kreisverkehr Straße der Einheit / Straße des 18. März, das Viadukt, wird abge­rissen und durch eine neue Brücke ersetzt. Die Baumaßnahme wird einige Monate dauern und ist mit Straßensperrungen verbunden. Immer wieder wurde gefragt, warum die Brücke über­haupt erneuert wird – diese und andere Fragen habe ich an die Erzgebirgsbahn als Bauherr gestellt. Die Antworten sind von Jens Wünsche, Projektleiter der Erzgebirgsbahn.

Wann wurde die Brücke gebaut, warum mit diesem einen massiven Betonpfeiler in der Mitte?

Jens Wünsche: Mit Beginn des Uranerzbergbaus der SDAG Wismut im Erzgebirge ab 1946 erlangte die Strecke 6626 Johanngeorgenstadt–Schwarzenberg inner­halb kurzer Zeit eine heraus­ra­gende Bedeutung. Sie wurde sowohl für die Abfuhr der geför­derten Uranerze als auch für den Berufsverkehr zu den neu einge­rich­teten Bergwerkschächten in und um Johanngeorgenstadt benö­tigt. 1948 wurde die Strecke für einen zwei­glei­sigen Betrieb ausge­baut. Dabei musste aufgrund der vorhan­denen engen Gleisbögen, insbe­son­dere vor dem nörd­li­chen Tunnelausgang des Schlossbergtunnels, und dem zu kleinen Querschnitt des Tunnels die Trasse verlegt und neu geplant werden. In diesem Zusammenhang wurde der Bau der Brücken in km 16,890 und km 16,934 erfor­der­lich, die 1952 fertig­ge­stellt wurden. Aus alten Plänen zum Streckenbau geht hervor, dass ursprüng­lich eine Brücke mit drei Überbauten und zwei Pfeilern geplant war. Warum dann die Änderung erfolgte und das massive Mittelbauwerk statt des dritten Überbaus errichtet wurde, kann anhand der Materialknappheit kurz nach dem Krieg nur vermutet werden.

Gibt es für den Abriss der Brücke bauliche Gründe? Welche konkret?

Die Bauwerke befinden sich in einem baulich schlechten Zustand. Eine Vielzahl von Schäden an der last­ab­tra­genden Konstruktion erfor­dern zwin­gend bauliche Maßnahmen. Aufgrund der fort­schrei­tenden Verschlechterung des tech­ni­schen Zustandes der Eisenbahnüberführungen ist es erfor­der­lich, die Brückenbauwerke zu erneuern. Eine Sanierung der Brücken ist wirt­schaft­lich nicht sinn­voll, eine Erneuerung ist zur Erhaltung der Streckenklasse notwendig. Da die Strecke zwei­gleisig war, sind derzeit insge­samt vier Überbauten vorhanden, von denen seit der Herstellung der Eingleisigkeit der Strecke im Jahre 2000 nur noch zwei benö­tigt werden. Die noch vorhan­denen unge­nutzten Überbauten unter­liegen den glei­chen Pflichten zur Verkehrssicherung und Instandhaltung, als ob sie in Betrieb wären.

Sie spre­chen von Brücken, nicht Brücke. Sie meinen aber die Brücke, die Laien als eine lange Brücke sehen? Zwei Brücken deshalb, da der massive Betonmittelpfeiler im Kreisverkehr aus Ihrer Sicht zwei Brücken trägt?

Sie vermuten in Ihrer Frage richtig, es handelt sich bei der Brücke über den Kreisverkehr anlagen­tech­nisch um zwei Brücken, da das massive Zwischenbauwerk nicht als Brücke zählt.

Dass das Viadukt abge­rissen und neu gebaut werden soll, war schon seit Jahren ein Thema. Warum hat die Umsetzung so lange auf sich warten lassen?

Mit der Planung des Brückenneubaus wurde vor noch nicht einmal fünf Jahren Ende 2016 begonnen. Nach erfolgter Vor- und Entwurfsplanung konnte Mitte 2018 die Genehmigungsplanung beim Eisenbahn-Bundesamt einge­reicht werden. Im August 2019 war das Plangenehmigungsverfahren, bei dem alle Betroffenen gehört und das Einvernehmen mit der Baumaßnahme herge­stellt wird, abge­schlossen und die euro­pa­weite Ausschreibung der Bauleistung wurde veröf­fent­licht. Ende 2019 erfolgte der Zuschlag und die ausfüh­rende Firma wurde beauf­tragt. Seit Anfang 2020 läuft unter deren Regie die Ausführungsplanung, seit Herbst 2020 ist die Planung im Prüflauf zur Freigabe. Dieser Gesamtablauf ist keines­wegs lang­wierig gewesen, bei Baumaßnahmen dieser Größe dauern die erfor­der­li­chen Prozesse einfach ihre Zeit.

Wie viel Geld inves­tiert die Erzgebirgsbahn in die Baumaßnahme, kann sie dafür Fördergelder in Anspruch nehmen?

Die Baumaßnahme ist mit rund 6,5 Millionen Euro veran­schlagt. Die Finanzierung erfolgt zum Großteil auf Basis der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) III zwischen Deutscher Bahn und Bund mit Bundesmitteln.

Was genau wird abge­rissen, wie wird die neue Brücke aussehen?

Nach Demontage des Gleises werden alle vier Stahl-Überbauten mit einem Kran ausge­baut. Danach erfolgt der Abbruch beider Widerlager sowie des Mittelbauwerkes. Als Ersatz für die alten Brücken soll eine neue Eisenbahnüberführung über die Länge beider bestehenden Bauwerke sowie des Mittelbauwerks entstehen. Für das neue Bauwerk wird eine drei­fel­d­rige Trogbrücke mit einer Gesamtstützweite von 63,0 m vorge­sehen. Der Überbau wird auf 2 Kastenwiderlagern und 2 Pfeilern aus Ortbeton gegründet. Auch die Stützmauer entlang der B 101 zwischen den beiden Bahnbrücken wird abge­bro­chen. Dort entsteht zukünftig zwischen den neuen Flügelmauern der Brücken eine Böschung.

Wie sieht der Ablauf bzw. Zeitplan der Baumaßnahme aus?

  • März bis April 2021: Baustelleneinrichtung, Verkehrsführung, Vorbereitungsarbeiten
  • 3. Mai bis 21. September 2021: Vollsperrung der Bahnstrecke mit Schienenersatzverkehr zwischen Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt – in dieser Zeit Abbruch und Neubau des Bauwerkes
  • Oktober bis Dezember 2021: Fertigstellungsarbeiten, Straßenbau, Herstellung Böschungen, Rückbau Baustelleneinrichtung, Baustellenräumung

Vielen Dank für Ihre Antworten, Herr Wünsche.

(Bild: Erzgebirgsbahn)