Oberbürgermeisterwahl – wen wählen?

Diesen Sonntag, den 20. September 2020, ist Oberbürgermeisterwahl in Schwarzenberg. Wer sich noch nicht entschieden hat, kann ja noch mal einen Blick auf die Fragebögen werfen, die alle fünf Kandidierenden ausge­füllt hatten.

Ich hatte euch um Fragen gebeten und viele Fragen bekommen, zu Themen wie Bürgerbeteiligung, Stadtentwicklung, Leben und Wohnen, Verkehr, Corona. Gerade weil der Fragebogen recht umfang­reich ist, ergibt sich ein ganz guter Eindruck von der Person, die sich um diesen anspruchs­vollen Posten bewirbt. Natürlich ist der Fragebogen eine Sache und die Amtsausübung eine andere. Aber an den Antworten wird sich die Person, die das Rennen macht, messen lassen müssen: Ruben Gehart, Roland Küblböck, Lilly Vicedom, Erik Weber, Frank Weihrauch.

19 Jahre Oberbürgermeisterin Heidrun Hiemer – eine Art Resümee

19 Jahre sind eine lange Zeit – und auch wieder nicht, Eltern können ein Lied davon singen. Wenn die Kinder klein sind, erscheint einem das manchmal wie eine Ewigkeit. Und wenn sie erwachsen sind und ausziehen, fragt man sich, wo die Jahre hin sind.

Schwarzenberg ist kein Kind, die Stadt ist seit mehreren hundert Jahren „erwachsen“. Aber wenn eine Person 19 Jahre lang Bürgermeister bzw. Bürgermeisterin ist, prägt sie die Stadt natür­lich. Sie trifft Entscheidungen nicht allein, da sind die Stadtverwaltung, der Stadtrat und andere Gremien vor. Aber Personalentscheidungen, offen sein, andere Meinungen anhören und in Betracht ziehen oder nicht – das hat ein Bürgermeister bzw. eine Bürgermeisterin durchaus in der Hand.

Wie Heidrun Hiemer ihren Job als Bürgermeisterin ausge­füllt hat, dazu wird jeder seine eigene Meinung haben, je nachdem, was man mitbe­kommen hat, ob man mit ihr Kontakt hatte oder nicht, ob man Entscheidungen gut fand oder nicht. Ich denke nicht, dass es dazu eine einzige bzw. „die“ wahre Meinung gibt, 19 Jahre und unzäh­lige Entscheidungen lassen sich nicht einfach über einen Kamm scheren.

Tatsache ist, dass sie als Bürgermeisterin sehr präsent war bzw. ist. Bei Festen und Veranstaltungen, in diversen Gremien usw. Natürlich gehört das zum Job, natür­lich bewerben sich für dieses Amt vermut­lich eher Menschen, die kein Problem damit haben, ständig unter­wegs und präsent zu sein. Dennoch ist das in meinen Augen kein Zuckerschlecken, sondern ein harter Job. Die meisten Leute sind wahr­schein­lich schon k. o., wenn sie ihre 40-Stunden-Arbeitswoche hinter sich haben. Als Bürgermeister/Bürgermeisterin hat man den Bürojob, dazu x-Sitzungen und als Extra noch x-Außentermine. Auch an Feierabend, Feiertagen und am Wochenende. Das ist ein Fulltime-Job im wahrsten Sinne des Wortes, bei dem man selbst bzw. die Familie sicher schnell auf der Strecke bleiben kann. Wie gesagt, ein durchaus harter Job. Wer also sagt: Die Bürgermeister machen doch nichts usw., hat schlicht und ergrei­fend keine Ahnung. Das ist kein Job für Faule und Blender.

Und wenn jemand faul ist und nichts draufhat, gibts in der Regel zumin­dest für Bürgermeister irgend­wann die Quittung: Man wird nicht wieder­ge­wählt. Heidrun Hiemer ist zweimal wieder­ge­wählt worden. Was sicher auch daran liegt, dass sie in der CDU ist, die im Erzgebirge jahr­zehn­te­lang einen äußerst sicheren Stand hatte. Es nur darauf zu schieben, wäre aller­dings zu einfach. Denn auch der härteste Kritiker wird aner­kennen müssen, dass Schwarzenberg eine lebens­werte Stadt ist, in der sich in den vergan­genen Jahren vieles positiv entwi­ckelt hat. Woran Heidrun Hiemer als Bürgermeisterin einen nicht zu unter­schät­zenden Anteil haben dürfte.

Wie gesagt, jeder Einzelne wird seine ganz eigene Sicht auf Heidrun Hiemers Amtszeit haben, es wäre ein Wunder, wenn das nicht so wäre. Kein Bürgermeister irgendwo auf der Welt wird unterm Strich nur Lob oder nur Tadel ernten. Am Ende sind auch Bürgermeister einfach Menschen, die nicht über den Dingen stehen und manchmal allzu mensch­lich handeln. Darüber kann man sich aufregen, darüber kann man disku­tieren. Man sollte aber nicht vergessen, dass Bürgermeister genauso wie alle das Recht haben, respekt­voll behan­delt zu werden. Eine Person wird nicht zum „Freiwild“, nur weil sie Bürgermeister ist, Stichwort: „Behandle andere so, wie du selbst von ihnen behan­delt werden willst“ oder „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu“.

Zwei Jahre vor Ablauf ihrer dritten Amtszeit geht Heidrun Hiemer also Ende Juli in Rente. Sie hat Schwarzenberg in vielerlei Hinsicht geprägt und 19 Jahre in diesem Knochenjob durch­ge­halten. Wobei durch­halten es nicht so richtig trifft, mein Eindruck von außen ist, dass sie für ihren Job gebrannt hat bzw. brennt und tatsäch­lich versucht hat, „der Stadt Bestes“ zu finden und zu entscheiden. Sicher ist, dass es für ihren Nachfolger bzw. ihre Nachfolgerin nicht leicht wird, ihre Fußstapfen zu füllen. Denn das ist kein Job, den „jeder“ machen kann, und gut machen schon gar nicht.

Oberbürgermeisterin Heidrun Hiemer beendet Amtszeit zum 31. Juli 2020

Die Stadtverwaltung Schwarzenberg teilt mit, dass Oberbürgermeisterin Heidrun Hiemer ihre Amtszeit bereits im Juli 2020 beenden wird.


Oberbürgermeisterin Heidrun Hiemer infor­mierte heute den Ältestenrat des Stadtrates der Stadt Schwarzenberg über die Beendigung ihrer Amtszeit zum 31. Juli 2020. Auf der Tagesordnung des Stadtrates am 3. Februar 2020 steht damit die Beschlussfassung der Festsetzung des Wahltermins für den 1. Wahlgang der Oberbürgermeisterwahl in Schwarzenberg und gege­be­nen­falls einen 2. Wahlgang im Juni 2020.

Heidrun Hiemer erklärt dazu:
„Nach reif­li­cher Überlegung habe ich mich entschlossen, vor Ablauf meiner Amtszeit – die offi­ziell am 31. Juli 2022 enden würde – in den Ruhestand zu gehen. Ich habe mein Amt am 1. August 2001 ange­treten und kann am 31. Juli diesen Jahres auf 19 Jahre Arbeit im Dienste und für das Wohl der Stadt Schwarzenberg als Oberbürgermeisterin zurück­bli­cken. Ich habe dieses anspruchs­volle Amt sehr gern ausge­füllt und werde dies auch bis zum Sommer mit glei­cher Kraft und Motivation tun. Ich darf im Juni meinen 68. Geburtstag feiern und freue mich darauf endlich mehr Zeit für meine Familie zu haben.“


-> Info: Stadtverwaltung Schwarzenberg (PM), www.schwarzenberg.de

(Foto von Juli 2019)