19 Jahre Oberbürgermeisterin Heidrun Hiemer – eine Art Resümee

19 Jahre sind eine lange Zeit – und auch wieder nicht, Eltern können ein Lied davon singen. Wenn die Kinder klein sind, erscheint einem das manchmal wie eine Ewigkeit. Und wenn sie erwachsen sind und ausziehen, fragt man sich, wo die Jahre hin sind.

Schwarzenberg ist kein Kind, die Stadt ist seit mehreren hundert Jahren „erwachsen“. Aber wenn eine Person 19 Jahre lang Bürgermeister bzw. Bürgermeisterin ist, prägt sie die Stadt natür­lich. Sie trifft Entscheidungen nicht allein, da sind die Stadtverwaltung, der Stadtrat und andere Gremien vor. Aber Personalentscheidungen, offen sein, andere Meinungen anhören und in Betracht ziehen oder nicht – das hat ein Bürgermeister bzw. eine Bürgermeisterin durchaus in der Hand.

Wie Heidrun Hiemer ihren Job als Bürgermeisterin ausge­füllt hat, dazu wird jeder seine eigene Meinung haben, je nachdem, was man mitbe­kommen hat, ob man mit ihr Kontakt hatte oder nicht, ob man Entscheidungen gut fand oder nicht. Ich denke nicht, dass es dazu eine einzige bzw. „die“ wahre Meinung gibt, 19 Jahre und unzäh­lige Entscheidungen lassen sich nicht einfach über einen Kamm scheren.

Tatsache ist, dass sie als Bürgermeisterin sehr präsent war bzw. ist. Bei Festen und Veranstaltungen, in diversen Gremien usw. Natürlich gehört das zum Job, natür­lich bewerben sich für dieses Amt vermut­lich eher Menschen, die kein Problem damit haben, ständig unter­wegs und präsent zu sein. Dennoch ist das in meinen Augen kein Zuckerschlecken, sondern ein harter Job. Die meisten Leute sind wahr­schein­lich schon k. o., wenn sie ihre 40-Stunden-Arbeitswoche hinter sich haben. Als Bürgermeister/Bürgermeisterin hat man den Bürojob, dazu x-Sitzungen und als Extra noch x-Außentermine. Auch an Feierabend, Feiertagen und am Wochenende. Das ist ein Fulltime-Job im wahrsten Sinne des Wortes, bei dem man selbst bzw. die Familie sicher schnell auf der Strecke bleiben kann. Wie gesagt, ein durchaus harter Job. Wer also sagt: Die Bürgermeister machen doch nichts usw., hat schlicht und ergrei­fend keine Ahnung. Das ist kein Job für Faule und Blender.

Und wenn jemand faul ist und nichts draufhat, gibts in der Regel zumin­dest für Bürgermeister irgend­wann die Quittung: Man wird nicht wieder­ge­wählt. Heidrun Hiemer ist zweimal wieder­ge­wählt worden. Was sicher auch daran liegt, dass sie in der CDU ist, die im Erzgebirge jahr­zehn­te­lang einen äußerst sicheren Stand hatte. Es nur darauf zu schieben, wäre aller­dings zu einfach. Denn auch der härteste Kritiker wird aner­kennen müssen, dass Schwarzenberg eine lebens­werte Stadt ist, in der sich in den vergan­genen Jahren vieles positiv entwi­ckelt hat. Woran Heidrun Hiemer als Bürgermeisterin einen nicht zu unter­schät­zenden Anteil haben dürfte.

Wie gesagt, jeder Einzelne wird seine ganz eigene Sicht auf Heidrun Hiemers Amtszeit haben, es wäre ein Wunder, wenn das nicht so wäre. Kein Bürgermeister irgendwo auf der Welt wird unterm Strich nur Lob oder nur Tadel ernten. Am Ende sind auch Bürgermeister einfach Menschen, die nicht über den Dingen stehen und manchmal allzu mensch­lich handeln. Darüber kann man sich aufregen, darüber kann man disku­tieren. Man sollte aber nicht vergessen, dass Bürgermeister genauso wie alle das Recht haben, respekt­voll behan­delt zu werden. Eine Person wird nicht zum „Freiwild“, nur weil sie Bürgermeister ist, Stichwort: „Behandle andere so, wie du selbst von ihnen behan­delt werden willst“ oder „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu“.

Zwei Jahre vor Ablauf ihrer dritten Amtszeit geht Heidrun Hiemer also Ende Juli in Rente. Sie hat Schwarzenberg in vielerlei Hinsicht geprägt und 19 Jahre in diesem Knochenjob durch­ge­halten. Wobei durch­halten es nicht so richtig trifft, mein Eindruck von außen ist, dass sie für ihren Job gebrannt hat bzw. brennt und tatsäch­lich versucht hat, „der Stadt Bestes“ zu finden und zu entscheiden. Sicher ist, dass es für ihren Nachfolger bzw. ihre Nachfolgerin nicht leicht wird, ihre Fußstapfen zu füllen. Denn das ist kein Job, den „jeder“ machen kann, und gut machen schon gar nicht.