Allzu viel ist außen an der Herrenmühle noch nicht passiert, vorn und an den Seiten sind einige Fensterscheiben weg, und vor allem wurde der marode, halb eingestürzte Vorbau abgerissen. Sieht gleich besser aus, die Vorderseite, aber der Abriss geht weiter …
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Stadtrat stimmt über den Abbruch der Herrenmühle ab
Engel-Apotheke ohne Gerüste
Die Gerüste sind weg am Gebäude Markt 13, der alten Engel-Apotheke. Zum Vorschein gekommen ist ein schönes helles Haus, das sich nahtlos in das Ensemble der denkmalgeschützten Häuser in der historischen Altstadt einfügt.
Das ehemalige dunkle Rotbraun der Fassade ist einem Grau-Weiß-Ton gewichen, und wenn es dunkel wird, ist die Beleuchtung in den unteren Räumen besonders spannend: Im Erdgeschoss stellen unter dem Motto „Kunst in der Engel-Apotheke“ Künstlerinnen und Künstler aus der Region aus: Christine Beier, Jörg Beier, Lydia Schönberg, Paul Brockhage, Monika Kampzcyk, Annett Lehmann und Gisela Eichardt.
Das ist ein Projekt des Vereins Kunstfreunde Schwarzenberg und des Vereins Kunstzone, mit freundlicher Unterstützung von Mandy und Heiko Dietel. Heiko Dietel ist der Eigentümer des Hauses Markt 13, der die Sanierung in die Hand genommen hat.
Laut Freie Presse ist die Galerie während des Weihnachtsmarktes geöffnet, also vom 8. bis 17. Dezember 2017. Danach soll das Erdgeschoss gewerblich genutzt werden, ins erste Obergeschoss zieht die Lokalredaktion der Freien Presse und darüber sind Wohnungen geplant. Im Haus selbst wird nach wie vor gebaut (siehe Freie Presse).
Herrenmühle ist Kulturdenkmal
Anfang Januar hatten die Kreistagsgrünen im Landratsamt angefragt, ob die Herrenmühle insgesamt oder Teile des Gebäudes unter Denkmalschutz stehen.
Die Antwort lautet: Ja, die Herrenmühle ist als Ganzes ein Kulturdenkmal.
2010 hatte das Landesamt für Denkmalpflege die „Denkmaleigenschaft“ der Herrenmühle überprüft. Im entsprechenden Schreiben heißt es:
„Als Ergebnis wird festgestellt, dass es sich um ein Kulturdenkmal nach § 2 Sächsisches Denkmalschutzgesetz handelt.
Die Herrenmühle ist ein Kulturdenkmal aus orts-, bau- und technikgeschichtlichen sowie aus städtebaulichen Gründen. Sie ist, neben Schloss und Kirche und mit diesen in der besonderen städtebaulichen Stadtsituation optisch korrespondierend, eines der Kerngebäude, an denen sich die Ortsgeschichte konstitutiert.
Sie war vermutlich Dominialgut mit Mahlzwang und ist bereits im 16. Jahrhundert erwähnt. Das heutige Anwesen besteht zu noch etwa einem Viertel im südlichen Teil aus der Bausubstanz des frühen 18. Jahrhunderts (Neuerrichtung nach Bränden 1673 und 1709), vorwiegend jedoch aus einem dominaten Vergrößerungsbau von 1937, der die übrige gedrungene, dickwandige ältere Baumasse umfassend verdrängte. Daher ist die baugeschichtliche Bedeutung der Mühle zwar gegeben, da von beiden Bauzeiten die entsprechende Formensprache erkennbar ist, aber diese ist nicht so hervorragend wie die ortsgeschichtliche und städtebauliche Bedeutung. (…)
Trotz der genannten baulichen Veränderungen ist der Dokumentationswert der Mühle hoch, da die Veränderungen von 1937 und ein Großteil der technischen Einrichtung ebenfalls bereits historisch sind. Durch die städtebauliche Lage und die besondere ortsgeschichtliche Relevanz hat das Gebäude zudem exemplarischen Wert. Der Erhalt der Herrenmühle liegt im öffentlichen Interesse.“
Die Anfrage der Grünen, die Antwort aus dem Landratsamt und das Schreiben aus dem Landesamt für Denkmalpfege kann hier nachgelesen werden: www.gruene-kreistag-erzgebirgskreis.de.
Ensemble Herrenmühle, St. Georgenkirche und Schloss Schwarzenberg
Rückseite der Herrenmühle am Schwarzwasser
Neues von der Herrenmühle (November 2015)
Die Herrenmühle hat offiziell keinen Eigentümer mehr, laut Freie Presse hat der Verein „Syndikat und Sport“ schriftlich verzichtet. In nächster Zeit muss nun geklärt werden, was mit dem Gebäude geschieht.
Die Stadt scheint aktuell nur die Kosten zu sehen, nicht die Möglichkeiten, die die Herrenmühle in saniertem Zustand bieten könnte. Dabei war das ehemalige Bahnhofsgebäude, das zum Museumsdepot umgebaut wurde, ebenfalls äußerst marode und im Gegensatz zur Herrenmühle nicht einmal denkmalgeschützt. Hier hat die Stadt Millionen in die Sanierung investiert.
Der Herrenhof Erla ist ebenfalls in einem Zustand, in dem man viel Fantasie braucht, um ihn sich als benutz- und bewohnbares Gebäude vorzustellen. Das Rettungsprogramm läuft jedoch, mit der Stadt als Eigentümerin.
Ist in letzter Zeit von der Herrenmühle die Rede, hört man schnell, sie sei ein „Schandfleck“. Ja, sie sieht aktuell schlecht aus. Sie braucht eine Generalüberholung. Ja, das wäre viel Geld. Aber wenn man z. B. vom Schloss oder von der Bergstation des Schrägaufzugs auf die Vorstadt schaut, sieht man sofort die Herrenmühle. Sie prägt das Bild der Vorstadt. Sie hat eine lange Geschichte. Es wäre schade, wenn sie abgerissen würde.
Warum sollte es für die Herrenmühle kein passendes Förderprogramm geben? Warum sollte sie nicht z. B. ein Bürgerhaus werden, Sitz von Vereinen und Kinder- und Jugendclubs, eine Begegnungsstätte? Die Lage wäre perfekt dafür. Und was wäre, wenn die Schwarzenbergerinnen und Schwarzenberger einbezogen würden in die Entscheidung über die Zukunft der Herrenmühle?
Sicher ist: Wenn sie abgerissen ist, ist alles zu spät. Und die Gefahr besteht leider, wie auch in der Freien Presse zu lesen ist. Es wäre doch gut, wenn ein anderer Weg gesucht würde. Wie im Falle der alten Eisenbahnbrücke, die abgerissen werden sollte, dann aber doch saniert wurde – und die zusammen mit dem neuen Park darunter ganz selbstverständlich und viel gelobt weiter zum Stadtbild gehört.
-> Artikel in der Freien Presse: „Kein Scherz: Herrenmühle herrenlos“ lesen
An der Bergstation des Schrägaufzugs, Blick Richtung Vorstadt mit Schwarzwasser und Herrenmühle
Vorderseite der Herrenmühle, an der Karlsbader Straße
Rückseite, an der Uferstraße