Baumfällungen, Neupflanzungen, Herbizide, Streusalz in Schwarzenberg? Forstrevierleiter Christian Arnold antwortet

In diesem Winter, bis in den Frühling hinein, wurden in Schwarzenberg auffällig viele Bäume gefällt. Darüber habe ich im Schwarzenberg-Blog öfter berichtet. Schließlich dachte ich mir: Warum nicht mal beim Stadtförster nach­fragen? Neunzehn Fragen sendete ich an Christian Arnold, den Schwarzenberger Forstrevierleiter, nicht nur zu Baumfällungen, sondern auch zum Einsatz von Herbiziden, Streusalz usw. Fürs Antworten bedanke ich mich sehr, das hat sicher einige Zeit in Anspruch genommen.

Herr Arnold, Sie sind Forstrevierleiter und stell­ver­tre­tender Bauhofleiter der Stadt Schwarzenberg. Welche Arbeiten umfasst das, was verant­worten Sie alles?
Gesamtkomplex Forst u. a.:

  • Erstellung der jähr­li­chen Betriebspläne, Mitwirkung bei der peri­odi­schen Betriebsplanung
  • Verkehrssicherungskontrollen an Verkehrslinien und zur Bebauung
  • Standsicherheitskontrollen der Felsen
  • Monitoring der Schadinsekten
  • Vorbereitung und Koordination der Holzernte- und der Bestandespflegemaßnahmen
  • Holzverkauf und Koordination der Logistik
  • Planung und Koordination der Verjüngungsmaßnahmen
  • Koordination der Grünpflegemaßnahmen im Stadtgebiet (Parkanlagen, Spielplätze, Straßenbegleitgrün)
  • Planung und Umsetzung Dauer- und Wechselbepflanzungen (einschließ­lich Blumenkästen)
  • Verkehrssicherheitskontrollen sämt­li­cher Stadtbäume
  • Koordination der Baumpflegemaßnahmen
  • Planung und Umsetzung Ersatzpflanzungen

Welches Gebiet genau umfasst Ihr Revier?
Der Stadtwald Schwarzenberg zieht sich in einem Gürtel rings um das Stadtgebiet (u. a. Gehringsberg, Ratsförstel, Griesetal, Hohe Henne, Hansenmühle, Magnetenberg, Bärenacker, Schlosswald). Weiterhin sind die inner­städ­ti­schen Waldflächen Rockelmann, Totenstein und Ottenstein zu betreuen.

Wie werden Baumfällungen beschlossen, wer ist an der Entscheidung alles beteiligt?
Neben dem Forstrevierleiter sind zwei Mitarbeiter des Bauhofes zu Baumkontrolleuren ausge­bildet. Durch diese werden die turnus­mä­ßigen Baumkontrollen ausge­führt. Bei Zweifeln an der Baumstatik entscheidet der Forstrevierleiter. Bei beson­deren Bäumen (Naturdenkmale, stadt­bild­prä­gende Einzelbäume …) wird ein externer Gutachter hinzugezogen.
Bei Fällanträgen durch externe Dritte erfolgt eine Inaugenscheinnahme durch den Forstrevierleiter und mindes­tens einen Baumkontrolleur. In Zweifelsfällen wird auch hier ein externer Gutachter hinzugezogen.

Wer führt die Baumfällungen aus?
Teilweise erfolgen Baumpflegemaßnahmen und Fällungen durch die Mitarbeiter des Bauhofes. Zumeist jedoch durch beauf­tragte Fachfirmen nach vorhe­riger Angebotseinholung.
Baumfällungen für Dritte werden nicht durch die Mitarbeiter der Stadt Schwarzenberg ausgeführt.

In welchen Zeiten dürfen Baumfällungen durch­ge­führt werden? Welche Einschränkungen gibt es?
In der Regel dürfen Baumfällungen nur im Zeitraum Oktober bis Februar ausge­führt werden. Dies gilt ebenso für Rückschnitte von Hecken und Großsträuchern. Nur wenige Ausnahmetatbestände nach Bundesnaturschutzgesetz recht­fer­tigen die Fällung von Einzelbäumen auch außer­halb des genannten Zeitraums.

Wie viele Bäume wurden in den vergan­genen zwölf Monaten in Ihrem Revier gefällt?
Für den Teilbereich Forst lässt sich keine Zahl benennen, da die zu entneh­menden Bäume bei Bestandespflege und Holzerntemaßnahmen i. d. R. nicht gezählt werden.
Im Stadtgebiet Schwarzenberg wurden in der zurück­lie­genden Saison 117 Bäume in 16 Einzelmaßnahmen gefällt. Dies umfasst neben Fällungen aus Gründen der Verkehrssicherheit auch Einzelbaumentnahmen zur Förderung verblei­bender Gehölze sowie mehrere Baumbeseitigungen i. R. von Baufeldfreimachungen für Baumaßnahmen.

Wie viele Bäume wurden in den vergan­genen zwölf Monaten in Ihrem Revier gepflanzt?
Im Forstbereich wurden auf 1,5 Hektar Fläche 4.000 Pflanzen gesetzt, zumeist Weißtanne. Im Stadtgebiet wurden 8 Vollheister gesetzt, des Weiteren 3 Großsträucher, 100 klei­nere Einzelsträucher sowie 1.200 Einzelpflanzen für rund 180 laufende Meter Hecke.
Für den Herbst 2014 wird die Pflanzung weiterer Heister vorbereitet.

In welchem Verhältnis müssen bzw. sollten Fällungen und Neupflanzungen zuein­ander stehen?
Die kommu­nale Gehölzschutzsatzung regelt die Anzahl der erfor­der­li­chen Neupflanzungen in Abhängigkeit von Durchmesser bzw. Größe des besei­tigten Gehölzes. Es gibt jedoch Ausnahmetatbestände, nach denen von der Beauflagung einer Ersatzpflanzung abge­sehen werden kann.

In welchem Verhältnis stehen Fällungen und Neupflanzungen in Ihrem Revier zuein­ander, haben Sie dazu Zahlen aus den letzten Jahren?
Für den Teilbereich Forst ist das Verhältnis Holzernte zu Verjüngung gere­gelt in der peri­odi­schen Betriebsplanung, welche vom Stadtrat beschlossen wird.
Wir sind stets bemüht, bei erfor­der­li­chen Fällungen Nachpflanzungen durch­zu­führen. Diese können jedoch zeit­ver­setzt oder an anderer Stelle erfolgen.

Welche Baumarten werden bevor­zugt neu gepflanzt?

  • Im Forstbereich haupt­säch­lich Weißtanne sowie die dienenden Laubbaumarten Bergahorn und Erle, sowie Eichen einschließ­lich der zuge­hö­rigen Mischbaumarten,
  • im Stadtbereich haupt­säch­lich Bergahorn und Linden; des Weiteren in Abhängigkeit des Standortes bzw. der Umgebungssituation auch andere Laubbaumarten; auf die Pflanzung von Nadelgehölzen soll weitest­ge­hend verzichtet werden,
  • weiterhin wird versucht, durch Anpflanzen von Blühsträuchern farbige Akzente zu setzen.

Werden in Ihrem Revier Hecken gepflanzt und gepflegt? Welche Pflanzen werden bevor­zugt genommen?

  • Schnitthecken im Stadtgebiet zumeist aus Hainbuche (da unge­fähr­lich für Kleinkinder)
  • an beson­deren Stellen (Ehrenmale) Verwendung von Thuja
  • außer­halb des Stadtgebietes Anlage von Vogelschutzhecken unter Verwendung verschie­denster beeren- und frucht­tra­gender Straucharten

Welche Herbizide, Pestizide usw. setzen die Bauhof-Mitarbeiter und die beauf­tragten Dienstleister in Schwarzenberg – Stadt, Park, Wald – ein?
Durch die Mitarbeiter des Bauhofes werden derzeit keinerlei Herbizide einge­setzt. Zur Eindämmung eines mögli­chen Borkenkäferbefalls im Stadtwald wird eine geringe Menge Insektizid bereitgehalten.
Auch sind derzeit keine Dienstleister mit der Ausbringung chemi­scher Mittel beauftragt.

Verwenden die Bauhof-Mitarbeiter bzw. die beauf­tragten Dienstleister in Schwarzenberg Roundup von Monsanto?
Nein.

Darf die Kommune auf Straßen und Fußwegen bei Schnee und Frost ohne jegliche Einschränkung Streusalz einsetzen?
Der Einsatz ist zuge­lassen, jedoch mit Einschränkungen.

Dürfen Schwarzenberger Hauseigentümer, Mieter sowie Dienstleister auf den Gehwegen bei ihren Häusern Streusalz einsetzen?
Auszug aus der Satzung über die Straßenreinigung und den Winterdienst:
„Als Streumaterial sind vor allem Sand, Splitt und zuge­las­senes abstump­fendes Material zu verwenden. Salz darf nur in geringsten Mengen zur Beseitigung fest­ge­tre­tener Eis- und Schneerückstände verwendet werden. Die Rückstände sind spätes­tens nach der Frostperiode von dem jeweils Winterdienstpflichtigen zu entfernen.“

Welche (nega­tiven) Auswirkungen hat Streusalz auf Boden, Bäume und Pflanzen sowie das Grundwasser?
Streusalz kann die Kolloidbildung im Boden und so die Nährstoffaufnahme von Pflanzen stören.
Die Einwirkung auf das Grundwasser ist sehr gering, da der größte Teil des Streusalzes über die Straßenentwässerung aufge­fangen wird.

Stehen Sie bzw. der Bauhof im Dialog mit Naturschützern, beispiels­weise mit der Schwarzenberger BUND-Gruppe?
Ja, in regel­mä­ßigen Abständen.

Engagieren Sie sich in Ihrer Funktion als Forstrevierleiter für den Naturschutz?
Ja, z. B. durch Wiedereinbringung seltener Baumarten und die Anlage von Vogelschutzhecken und gestuften Waldrändern (siehe oben).
Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft natur­ge­mäße Waldwirtschaft (ANW – Landesgruppe Sachsen).

Welche Projekte stehen in nächster Zeit an: Pflanzungen, Fällungen usw., gibt es lang­fris­tige Projekte?

  • 31. Mai 2014: Einweihung des neuge­stal­teten Areals Bräuerteich mit Abschluss eines Patenschaftsvertrages mit dem Angelverband
  • Vorbereitung stra­ßen­be­glei­tender Baumpflanzungen für den Herbst 2014 (siehe oben)
  • Erstellung des peri­odi­schen Betriebsplanes für den Zeitraum 2015 bis 2024 für den Kommunalwald Schwarzenberg im 2. u. 3. Quartal 2014

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Wer zu diesen Themen noch konkrete Fragen an den Schwarzenberger Forstrevierleiter Christian Arnold hat, kann sie gern als Kommentar unter diesem Artikel hinter­lassen. Ich würde sie sammeln und dann an die Stadtverwaltung weiterleiten.

Bäume ab an der Eibenstockerstraße (und einer am Kirchsteig)

Das ist schon etwas länger her, ein bis zwei Wochen. Aber da ich gerade so schön beim Thema Baumfällungen bin … Es wurden also auch welche am Hang zwischen der Eibenstockerstraße und dem Bibliotheksgebäude gefällt.

Außerdem einer hinter der Kirche, man sieht den Stumpf, wenn man den Kirchsteig runtergeht.

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Blick von der Eibenstockerstraße den Hang hinunter, unten ist das Bibliotheksgebäude

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So sah es direkt hinter der Bibliothek aus.

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An der Eibenstockerstraße, am Friedhof, wurden schon vor Monaten zwei der vier alten Bäume gefällt, jetzt sind nur noch Lücken im Fußweg da.

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Am Kirchsteig: links ist der Baumstumpf. Der Baum wuchs schräg über dem Weg, sah schön aus. Fotos mit dem Baum gibt es zum Beispiel in diesen zwei Artikeln: Einmal Kirchsteig und zurück (ganz unten), Am Wochenende in der Altstadt (das zweite und das dritte Foto).

Kahlschlag im Totensteinpark

… nein, nicht im ganzen Totensteinpark. Aber wenn man an der Bahnhofstraße, gegen­über der Post, die Treppe hoch in den Park nimmt, bietet sich einem zurzeit ein ziem­lich trau­riges Bild. Da oben wurden extrem viele Bäume gefällt, alte wie jüngere.

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Bahnhofstraße, Treppe hoch in den Totensteinpark

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Wenn man oben ist, sieht man dann die ersten Baumstümpfe.

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Weiter hinein in den Totensteinpark, den Fußweg entlang. Rechterhand und vor allem links Baumstumpf um Baumstumpf.

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Interessant, dass in einem „Geschützten Landschaftsbestandteil“ so fröh­lich gefällt werden darf.