Landratswahl am 7. Juni: CDU-Kandidat Frank Vogel

Am 7. Juni 2015 sucht der Erzgebirgskreis einen neuen Landrat oder eine neue Landrätin. Zur Wahl stehen drei Kandidaten und eine Kandidatin: Antje Feiks von DIE LINKE, Michael Weichert von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Ronny Kienert von der SPD und der amtie­rende Landrat Frank Vogel von der CDU. Ich habe allen vier Kandidaten Fragen gesendet: zu ihrer Person, zum Erzgebirgskreis und dazu, was sie als Landrat bzw. Landrätin bewegen wollen.

Hier sind die Antworten von Frank Vogel, CDU

vogel_frank_2014Stellen Sie sich bitte vor: Wer sind Sie?
Ich heiße Frank Vogel, bin vor 58 Jahren in Sosa, einem Ortsteil von Eibenstock im Erzgebirge, geboren und bis heute dort wohn­haft. Ich bin verhei­ratet und habe zwei erwach­sene Kinder. Seit 2008 bin ich Landrat unseres schönen Erzgebirgskreises mit Dienstsitz in der Kreisstadt Annaberg-Buchholz.

Warum sind Sie Politiker?
Ich bin Politiker, weil ich gerne mit und für Menschen arbeite. Wenn ich etwas tue, dann mit ganzem Herzen und ganzer Kraft. Etwas halb­herzig zu tun, führt nicht zum Erfolg. Das war und ist meine Lebensmaxime. Ich habe seit 1988 bis heute bewusst Verantwortung über­nommen, damit sich unser Erzgebirge gut entwi­ckelt. So war ich Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes und Gemeinderat in meinem Heimatort Sosa, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Aue-Schwarzenberg und bin nun seit 2007 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Erzgebirge.

Ihre bishe­rige poli­ti­sche Laufbahn:
Beruflich war ich als studierter Diplombetriebswirt sowie Verwaltungsbetriebswirt ab 1990 Erster Beigeordneter des Landrates im Landratsamt Aue, ab 1994 nach der Landkreisfusion im Landratsamt Aue-Schwarzenberg, u. a. auch als Dezernent der Finanz- und Hauptverwaltung, im Gesundheits- und Sozialwesen, der Schulverwaltung und weiterer Fachbereiche tätig. Dieses breite Spektrum hat mir sehr viele Einblicke in die Praxis vermit­telt, die mich in die Lage versetzt haben, wich­tige Entscheidungen für die Region vorbe­reiten und letzt­lich treffen zu können. Und in den Jahren nach 1990 bedurfte vieles einer Entscheidung, oftmals auch schnell und prag­ma­tisch. Es war eine span­nende Zeit, vor allem reich an Lebenserfahrung, von der ich heute noch parti­zi­pieren kann.
Eine erneute und vor allem große Herausforderung war die Wahl zum Landrat des Erzgebirgskreises im Jahr 2008 und die damit verbun­dene Zusammenführung von vier Altlandkreisen mit allen verbun­denen Herausforderungen.
Seit November 1984 bin ich Mitglied der CDU. War unter anderem von 1985 bis 2005 Schatzmeister und von Oktober 2005 bis Anfang Juni 2007 Vorsitzender im Kreisverband Aue-Schwarzenberg. Seit dem 9. Juni 2007 bin ich Vorsitzender des Kreisverbandes Erzgebirge.

Warum wollen Sie wieder Landrat des Erzgebirgskreises werden?
Als Landrat an der Spitze des bevöl­ke­rungs­reichsten Landkreises in Ostdeutschland zu stehen, war und ist eine große und zugleich auch schöne Aufgabe. Dieses Amt inne­zu­haben, muss man wollen und unbe­dingt auch leben, ohne Wenn und Aber. Das persön­liche Zeitbudget umfasst eine 7-Tage-Arbeitswoche. Das ist für mich die Basis, um bei meinen vielen Besuchen in Unternehmen, Vereinen und Verbänden, sozialen Einrichtungen und Kirchgemeinden, im Gespräch mit den ErzgebirgerInnen vor Ort aufzu­nehmen, wie bestimmte Entwicklungen greifen und welche Themen oder Probleme vorhanden sind. Ich stelle mich bewusst wieder der Wahl zum Landrat. Ich möchte mit dem erneuten Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger unseres Landkreises die bisher gute Entwicklung weiter fort­setzen. Dazu brauche ich den offenen und ehrli­chen Dialog, insbe­son­dere über das, was wir noch tun müssen. Ich bin dafür Probleme anzu­spre­chen, mach­bare Wege aufzu­zeigen und sie auch künftig zu gehen. Eine ehrliche Politik zu prak­ti­zieren, das bin ich den Erzgebirgern schuldig.

Sie sind seit 2008 Landrat: Was ist Ihr Resümee?
Ich meine, wir sind mit dem, was wir im Erzgebirgskreis in den letzten sieben Jahren erreicht haben, gut aufge­stellt. Unsere Heimat ist eine lebens- und liebens­werte Region für Jung und Alt.
Es galt, und das ist einmalig in Sachsen, vier Altlandkreise zu einem funk­tio­nie­renden Landkreis zusam­men­zu­führen, dies mit zum Teil unter­schied­li­chen finan­zi­ellen wie auch struk­tu­rellen Ausgangslagen. So konnte ich in meiner Amtszeit auf viele enga­gierte Menschen zählen, die sich mit mir gemeinsam diesen vielen Herausforderungen gestellt haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Unsere Bilanz kann sich nicht nur in Sachsen sehen lassen. Der Erzgebirgskreis wird mit Respekt wahr­ge­nommen. Ich kann auch sagen, dass im Kreistag zu wich­tigen Vorhaben über Parteigrenzen hinweg über­wie­gend Konsens erzielt wurde. Das zeugt von hohem Demokratieverständnis, gegen­sei­tiger Achtung und Respekt. Es stand stets das Wohl unseres Landkreises und seiner Bürgerinnen und Bürger im Vordergrund.

Was ist für Sie „typisch Erzgebirge“?
Diese Frage auf einen Nenner zu bringen, ist nicht ganz einfach. Fragt man das Touristen, dann wird das Erzgebirge als „Weihnachtsland“ mit seinen einzig­ar­tigen erzge­bir­gi­schen Figuren, Pyramiden und Schwibbögen wahr­ge­nommen. Dazu gehören die vielen Bergparaden zur Advents- und Weihnachtszeit, die Weihnachtsmärkte und vieles mehr.
Für mich persön­lich ist uns Erzgebirgern die beson­dere Verbundenheit zu unserer Heimat, zu unseren Traditionen und Bräuchen, zu den über­lie­ferten Werten wichtig. Alles kommt vom Bergwerk her! Das, was unsere Vorfahren in den Jahrhunderten durch ihre Arbeit, ihren Fleiß und ihre Beharrlichkeit geschaffen haben, erfüllt uns heute noch mit Stolz. Wir Erzgebirger schöpfen aus diesen Werten die eigene Kraft. Es ist gerade heute in dieser medialen und schnell­le­bigen Zeit wichtig, unseren jungen Menschen Halt und Werte zu vermit­teln. Über Wertevermittlung erlangt man eigene Identität. Die eigene Identität gibt Halt und Kraft für das Leben.
Und fragt man Erzgebirger nach der schönsten Jahreszeit, so wird man des Öfteren hören: Das ist die fünfte Jahreszeit – unsere erzge­bir­gi­sche Weihnachtszeit.

Welche Vision bzw. Vorstellungen haben Sie für den Erzgebirgskreis, konkret bezüg­lich: mehr Bürgerbeteiligung, ÖPNV, Drogenprävention, Fachkräftemangel, Überalterung, Ärztemangel, Umweltschutz, Umbau des Erzgebirgsstadions, Tourismus?
Ich möchte, dass unser Landkreis auch für die Zukunft eine attrak­tive Region zum Arbeiten, Leben und Urlauben, zudem eine sichere Region bleibt. Deshalb möchte ich den Landkreis infra­struk­tu­rell und damit auch wirt­schaft­lich weiter stärken.
Zu einer attrak­tiven Region gehören ein gut ausge­bautes Straßennetz, schnelles Internet, gute Bildungseinrichtungen, ein gut funk­tio­nie­render öffent­li­cher Nahverkehr, der Erhalt von Kultur- und Sporteinrichtungen, ein funk­tio­nie­rendes Gemeinwesen, vor allem ein Mit- und Füreinander.

Gute Kooperationsnetzwerke, intakte regio­nale Wirtschaftskreisläufe und ein profes­sio­nelles Regionalmarketing sind für die wirt­schaft­liche Entwicklung uner­läss­lich. Jungen Menschen Zukunftsperspektiven aufzu­zeigen und damit der regio­nalen Wirtschaft gute Fachkräfte zuzu­führen muss weiterhin gemein­sames Ziel von Landkreis, Schulen und Unternehmen sein. Ich setze deshalb weiter auf Investitionen in Bildung und Fachkräfteentwicklung. Genauso wichtig ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Unterstützung von Alleinerziehenden, Eltern und Kindern in Kindergärten, Schule und Freizeit, die durch kluge Kommunalpolitik weiter gestärkt werden muss.

Kultur und Sport gehören eben­falls unbe­dingt zu einer intakten Gesellschaft. Deshalb widme ich der gezielten Förderung des Breiten- und Leistungssports meine Aufmerksamkeit ebenso wie den viel­fäl­tigen kultu­rellen Einrichtungen. Dies schließt die notwen­digen Investitionen in das Sparkassen-Erzgebirgsstadion ein.

Für ein sicheres Erzgebirge sind zudem die Bekämpfung der Drogenkriminalität und insbe­son­dere die Aufklärungsarbeit an den Schulen wichtig. Ich stehe hier für die weitere Sicherheitspartnerschaft mit der Sächsischen Polizei, der Bundespolizei und dem Zoll. Zum Thema Sicherheit gehört aber auch ein flächen­de­ckender leis­tungs­starker Rettungsdienst sowie ein flächen­de­ckendes System von gut ausge­stat­teten Krankenhäusern. Die größte Herausforderung ist die Gewinnung von Ärzten für den länd­li­chen Raum. Hier sollten wir aber auch offen sein für neue Wege und Modelle, z. B. aus dem Bereich der Telemedizin.

Zu einer attrak­tiven Region gehört auch eine intakte Natur und Umwelt. Dies wiederum ist die Voraussetzung für die touris­ti­sche Entwicklung. Das Erzgebirge ist nach Dresden die bedeu­tendste Tourismusregion Sachsens und im Vergleich deut­scher Mittelgebirge vom Bekanntheitsgrad mitt­ler­weile auf Platz drei hinter dem Schwarzwald und dem Bayerischen Wald. Mit großem Engagement arbeiten wir auf die Verleihung des UNESCO-Welterbetitels hin. Dies ist eine einma­lige Chance für unser schönes Erzgebirge.

Der Landkreis wird zudem in Eigenes, ob Kultur, Sport, Bildung, Krankenhäuser, ohne Abstriche weiter inves­tieren. Ich halte den Umbau des Stadions für richtig, weil es auch ein wich­tiger Imageträger des Erzgebirges ist. Der Kreistag wird abwägen, wie viele Millionen wir dafür ausgeben werden.
Um all das reali­sieren zu können, müssen wir auch immer wieder auf eine solide Haushaltsführung achten. Denn die Nutzung von Förderprogrammen wird auch perspek­ti­visch nur möglich sein, wenn man die erfor­der­li­chen Eigenmittel dazu hat. Und bei all dem müssen wir uns auch verdeut­li­chen, dass der Erzgebirgskreis ein Teil Sachsens, ein Teil Europas ist. Wir sind Teil des Ganzen, haben durchaus Rahmenbedingungen zu beachten und können unsere Entwicklung nicht losge­löst sehen. Ich denke, wir sollten jedoch wie bisher auch eigene Wege gehen, uns nicht alles vorschreiben lassen. Der Erzgebirger ist von dem Menschenschlag, der nach mach­baren Lösungen sucht, sie meis­tens findet und oftmals prag­ma­tisch umsetzt. Das sehe ich regional auch als eine unserer Stärken an.

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Website von Frank Vogel: www.frankvogel-erzgebirge.de

(Foto: Frank Vogel © Landratsamt Erzgebirgskreis)

Landratswahl am 7. Juni: SPD-Kandidat Ronny Kienert

Am 7. Juni 2015 sucht der Erzgebirgskreis einen neuen Landrat oder eine neue Landrätin. Zur Wahl stehen drei Kandidaten und eine Kandidatin: Antje Feiks von DIE LINKE, Michael Weichert von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Ronny Kienert von der SPD und der amtie­rende Landrat Frank Vogel von der CDU. Ich habe allen vier Kandidaten Fragen gesendet: zu ihrer Person, zum Erzgebirgskreis und dazu, was sie als Landrat bzw. Landrätin bewegen wollen.

Hier sind die Antworten von Ronny Kienert, SPD

Ronny Kienert SPD Sachsen Kanidaten 12.03.2014 @ Goetz SchleserStellen Sie sich bitte vor: Wer sind Sie?
Mein Name ist Ronny Kienert, ich bin 39 Jahre alt, welt­offen, kreativ und zugleich boden­ständig. In der Verwaltung bin ich groß geworden, im Erzgebirge bin ich zu Hause.

Warum sind Sie Politiker?
Ich bringe mich ein, enga­giere mich für unser Erzgebirge, denn hier liegen meine Wurzeln. Für meine Heimat gemeinsam mit den Menschen unsere Zukunft vor Ort zu gestalten, ist mein Anspruch. Politik lebt vom Mitmachen. Deshalb über­nehme ich auch gern poli­ti­sche Verantwortung. Ob als Kreistagsabgeordneter oder in der Gemeinde – konstruktiv gestalte ich mit, das ist mir eine Herzensangelegenheit. Ebenso möchte ich durch mein Handeln für junge Menschen Vorbild sein, sich eben­falls kommu­nal­po­li­tisch zu engagieren.

Ihre bishe­rige poli­ti­sche Laufbahn in fünf Sätzen:
Kommunalpolitisch inter­es­siert bin ich seit 1992. Viele Jahre konnte ich am aktiven Zusammenspiel von Verwaltung und Kommunalpolitik als Verwaltungsfachmann mitwirken. In die SPD bin ich 2011 bewusst einge­treten. Bei unseren Sozialdemokraten habe ich in den Arbeitskreisen für Sport, Arbeitnehmerfragen und Innere Sicherheit kompe­tente Ansprechpartner gefunden, mein Fachwissen eben­falls einge­bracht und weiter­ent­wi­ckelt. 2014 schenkten mir die Wähler das Vertrauen und wählten mich in den Kreistag des Erzgebirgskreises.

Warum wollen Sie Landrat des Erzgebirgskreises werden?
Ich habe das Verantwortungsbewusstsein für Dinge, die erhalten werden müssen, sowie den Mut für notwen­dige Veränderungen. Verwaltung ist kein Selbstzweck. Verwaltung ist eine Dienstleistung am Bürger. Das ist mein Anspruch. Letztendlich ausschlag­ge­bend für meine Kandidatur hier vor Ort ist mein Lebensmittelpunkt im Erzgebirge. Für unsere schöne Heimat über­nehme ich Verantwortung. In Zukunft gern auch als Landrat.

Warum sind Sie als Landrat geeignet?
Als Landrat führt man die Beschlüsse des Kreistages aus und erle­digt die Geschäfte der laufenden Verwaltung. Durch meine mehr als 20-jährige Tätigkeit in der Verwaltung weiß ich um die Verbesserungspotentiale in den Prozessen. Mein Kreistagsmandat und meine gute Vernetzung über die Grenzen von Kultur und Sport hinaus sind dabei eben­falls von Vorteil. Ebenso bringen meine Mitbewerber Farbe ins Spiel, für jeden spre­chen gute Argumente. Letzten Endes entscheidet der Wähler – und das ist das Gute an unserer Demokratie.

Was ist Ihre Verbindung zum Erzgebirgskreis?
Im Erzgebirge bin ich aufge­wachsen, in Gornau bin ich zu Hause. Ich arbeite im Bürgerbüro der Landtagsabgeordneten Simone Lang (SPD) in Schwarzenberg und bin für unsere Erzgebirger da – ohne Einschränkung. Ich höre zu, wir finden gemeinsam Lösungen, und ich habe große Freude daran, den Menschen hier vor Ort zu helfen. Dadurch erlange ich tiefen Einblick, was unsere Bürgerinnen und Bürger bewegt. Für Jugend, Kultur und Sport mache ich mich ehren­amt­lich stark, denn auch diese Bereiche sind Synonyme für die Attraktivität unseres Erzgebirges.

Was ist für Sie „typisch Erzgebirge“?
Unser Erzgebirge ist reich an Traditionen, Kunst und Kultur. Eine beein­dru­ckende Flora und Fauna verleiht dieser Region einen einma­ligen, liebens­werten Charakter. Die Freundlichkeit der Menschen in meiner Heimat ist ebenso bemer­kens­wert. Als Interessenvertreter unseres Erzgebirges möchte ich diese Werte den Menschen von nah und fern wieder bewusster machen. Gemeinsam gelingt uns das.

Welche Vision bzw. Vorstellungen haben Sie für den Erzgebirgskreis, konkret bezüglich …

- mehr Bürgerbeteiligung:
Ich will, dass sich alle Erzgebirger an den Zukunftsfragen des Erzgebirgskreises mit einbringen können. Verschiedene Möglichkeiten, beispiels­weise ein Bürgerhaushalt oder die aktive Einbeziehung der Bürger in Planungs- und Entscheidungsprozesse, sind denkbar. Diese werden in anderen Städten und Landkreisen bereits erfolg­reich umge­setzt. Ich bin mir sicher, auch im Erzgebirge kann das gelingen. Wenn man will.

- ÖPNV:
Profitieren wird der ÖPNV vom konse­quenten Ausbau des Straßennetzes. Das säch­si­sche Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr ist jetzt in Hand der SPD – jetzt wird gestaltet, und am Erfolg werden wir uns messen lassen.

- Drogenprävention:
Bedrohlich finde ich für unser Erzgebirge die Zunahme der Drogendelikte, vor allem im grenz­nahen Raum. Hier werden wir die Landesregierung mehr und mehr in die Pflicht nehmen. Nur mit regel­mä­ßiger Polizeipräsenz und entspre­chenden Kontrollen werden wir hier lang­fristig einen Rückgang, vor allem bei der Beschaffungskriminalität, erzielen können.

- Fachkräftemangel, Ärztemangel und Überalterung:
Ich sehe die große Herausforderung in unserem Erzgebirge im oft zitierten „demo­gra­fi­schen Wandel“. Dieser stellt ja letzten Endes auch den Grund des Fachkräftemangels dar. Die Jugend geht weg, und es liegt nun an uns, hier Zeichen dage­gen­zu­setzen. „Weihnachtsland“ und „Weltkulturerbe“ klingen für mich einfach besser als „Billiglohnland“. Wir sollten mehr an unserem posi­tiven Image arbeiten. Damit machen wir uns auch über Landesgrenzen hinweg attrak­tiver, auch für Ärzte. Ich selbst habe einige Jahre außer­halb des Erzgebirges gewohnt und erkannt, wie schön es hier in unserer Heimat ist. Vor allem die Freundlichkeit der Menschen, die Traditionen und die einma­lige Natur sind doch Aushängeschilder für uns. Deshalb bin ich zurück­ge­kommen, und viele sollen mir nachfolgen.

- Umweltschutz:
Alle Vorschläge zur besseren Energieeinsparung, Steigerung der Energieeffizienz und vermehrten Anwendung erneu­er­barer Energien im Wirkungskreis im Bereich der Landkreisverwaltung sollen auf offene Ohren treffen. Gute Ideen von Bürgern und den Mitarbeitern der Landkreisverwaltung sind bei mir dazu herz­lich will­kommen. Es gilt diese Ideen aufzu­greifen, zu hono­rieren und entspre­chend umzusetzen.

- Umbau des Erzgebirgsstadions:
Mir fehlt ein konkretes Betreiberkonzept mit verstärkter Einbeziehung des ÖPNV, der Fans und Mitglieder des Vereins. Beinhalten muss dieses Konzept einen klaren, den Anforderungen des Erzgebirgskreises gerecht werdenden Pachtvertrag. Somit werde ich dem Teil „Investition in den Stadionumbau“, welcher am 17. Juni 2015 im Kreistag beschlossen werden soll, nicht zustimmen.

- Tourismus:
Ich sehe große Chancen im Weltkulturerbetitel „Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohoři“. Unser Erzgebirge ist reich an Traditionen, besitzt eine tolle Flora und Fauna und zudem eine kultu­relle Vielfalt, die ihres­glei­chen sucht. Deshalb hat das Erzgebirge diesen Titel verdient. Noch ist schwer­lich abzu­schätzen, ob wir diesen erhalten. Dennoch müssen wir dran­bleiben und uns jetzt schon fit machen, um den Titel gewinn­brin­gend einzu­binden. Wenn sich unsere Unternehmen mit entspre­chenden Qualitätskriterien als Welterbe-Gastgeber präsen­tieren können, sind mit klugem Marketing einige neue Zielgruppen zu erschließen.

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Website von Ronny Kienert: www.ronny-kienert.de

(Foto: Ronny Kienert © Götz Schleser)

Landratswahl am 7. Juni: GRÜNEN-Kandidat Michael Weichert

Am 7. Juni 2015 sucht der Erzgebirgskreis einen neuen Landrat oder eine neue Landrätin. Zur Wahl stehen drei Kandidaten und eine Kandidatin: Antje Feiks von DIE LINKE, Michael Weichert von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Ronny Kienert von der SPD und der amtie­rende Landrat Frank Vogel von der CDU. Ich habe allen vier Kandidaten Fragen gesendet: zu ihrer Person, zum Erzgebirgskreis und dazu, was sie als Landrat bzw. Landrätin bewegen wollen.

Hier sind die Antworten von Michael Weichert, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

csm_michaelweichert_4ad051c1ceStellen Sie sich bitte vor: Wer sind Sie?
Ich bin Michael Weichert, Landratskandidat von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Erzgebirgskreis. Ich habe meine Kindheit in Sachsenburg verbracht, bin in Leipzig zur Schule gegangen, habe Gasmonteur und Kellner gelernt und Theologie studiert. Ab 1983 war ich selbst­stän­diger Gastronom, danach zwei Jahre Projektleiter in der BioCity Leipzig und in den letzten 10 Jahren Abgeordneter im Sächsischen Landtag. Innerhalb meiner Fraktion war ich zuständig für Wirtschaft und Tourismus sowie für Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Alles Themen, die auch im Erzgebirge eine wich­tige Rolle spielen.

Warum sind Sie Politiker?
Geprägt als Pfarrersohn, wollte ich mich schon als Schüler, Jugendlicher und später als Erwachsener gesell­schaft­lich enga­gieren. In der DDR war das nur in der Kirchgemeinde möglich. So wurde ich 1989 Mitbegründer des Neuen Forums in Leipzig, dann Friedliche Revolution und Runder Tisch der Stadt Leipzig. Nach 1990 grün­dete ich zwei Bürgervereine, gab eine Stadtteilzeitung heraus und wurde in den Stadtrat gewählt. Im Ehrenamt, in der Politik kann man gestalten. Dafür muss man Mehrheiten orga­ni­sieren, d. h. die betrof­fenen Bürgerinnen und Bürger mitnehmen und über­zeugen. Das macht mir Spaß, das mache ich gern und ich glaube auch, dass ich das kann.

Ihre bishe­rige poli­ti­sche Laufbahn in fünf Sätzen:

  1. Friedliche Revolution.
  2. 15 Jahre Stadtrat in Leipzig, sechs davon als Fraktionsvorsitzender.
  3. 10 Jahre Abgeordneter im Sächsischen Landtag, hier zuständig für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
  4. Nach den Balkankriegen (1992–1994) verstärktes Engagement in Bosnien und Herzegowina (BuH), dafür wurde ich 2008 zum Honorarkonsul von BuH für Deutschland gewählt.
  5. Jetzt Landratskandidat von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Warum wollen Sie Landrat des Erzgebirgskreises werden?
Das Erzgebirge hat enormes Potential: die Menschen, die ich schon seit meiner Kindheit kenne. Die Wirtschaft, wo es eine gute Entwicklung gibt, der man mit neuen, krea­tiven Ideen und entspre­chenden Bildungsmöglichkeiten einen neuen Schub geben kann. Da ist der Tourismus, der mit dem Welterbe-Titel (den einige bishe­rige Politiker nicht wollten) noch einmal eine deut­liche Steigerung erfahren kann. Die mögliche inno­va­tive Weiterentwicklung der Mobilität, mit der man Vorreiter für Regionen mit Abwanderung in ganz Deutschland werden kann. Regionale Wirtschaftskreisläufe, gesunde Ernährung, Verbesserung des Sicherheitsgefühls in den Grenzregionen und das Erkennen von Chancen für die Gesellschaft, wenn man Flüchtlinge und Zuwanderer vernünftig inte­griert – das alles empfinde ich als Herausforderung, die ich als Landrat gemeinsam mit den Erzgebirgern gern angehen möchte.

Warum sind Sie als Landrat geeignet?
Meine lang­jäh­rigen Erfahrungen sowohl als Unternehmer als auch als Politiker in verschie­denen Funktionen sowie als Verantwortungsträger im ehren­amt­li­chen, bürger­schaft­li­chen Engagement sind eine gute Grundlage für einen Landrat. Meine Erfahrung im Konsularischen Korps wird nicht schaden und die lang­jäh­rigen Moderationserfahrungen – begin­nend am Runden Tisch 1990 – sind sicher wert­voll bei einer neuen Bürgerbeteiligungsoffensive für regio­nale Entscheidungen und den „Masterplan Erzgebirge 2025“.

Was ist Ihre Verbindung zum Erzgebirgskreis?
Meine Kindheit in Sachsenburg, ok, das ist Vorerzgebirge! Seitdem immer wieder Besuche bei Freunden, viele Reisen und Radtouren, persön­liche Begegnungen im Tourismus, in der Landwirtschaft, dem Maschinenbau, bei Zulieferern und Bildungseinrichtungen, vielen Gesprächen und Besuchen bei Bürgermeistern und befreun­deten Landtagsabgeordneten. Während der Abgeordnetenzeit habe ich auch Projekte im Erzgebirge reali­siert, beispiels­weise gemeinsam mit dem Landestourismusverband eine Studie zur Lückenschließung touris­ti­scher Wegesysteme in der Region Eibenstock erstellt.

Was ist für Sie „typisch Erzgebirge“?
Das Neunerlei und der Getzen.
Der Schwibbogen und das Raachermannel.
Die Mundart.
Der Stülpner Karl.
Die Bergbautradition und der Steigermarsch.
Die Wiege der Industrialisierung.
Die Schneesicherheit in Oberwiesenthal.
Radwegtouren.
Montanregion …

Welche Vision bzw. Vorstellungen haben Sie für den Erzgebirgskreis, konkret bezüglich …

- mehr Bürgerbeteiligung:
Seit der Gründung des Erzgebirgskreises beklagen viele Bürger, dass die Wege zu den Kreisbehörden zu weit sind. Darum müssen wir Bürgeranliegen auch fernab der Kreisstadt aufnehmen können. Sei es durch Sprechstunden vor Ort oder durch mehr Möglichkeiten, Verwaltungsangelegenheiten übers Internet zu klären.

Zudem müssen wir den Sachverstand der Bürger mehr in die Kreispolitik einbe­ziehen. Ich schlage daher vor, dass der Kreistag und seine Ausschüsse zu gewissen Themen sach­ver­stän­dige Bürger anhören und in die Entscheidungsfindung einbeziehen.

Außerdem brau­chen wir ein vernünf­tiges Rats- und Informationssystem, wo jeder Bürger alle Vorlagen und Beschlüsse des Kreistages nach­voll­ziehen kann. Auch über die Liveübertragung von Kreistagssitzungen ins Internet soll noch einmal disku­tiert werden.

- ÖPNV:
Der Erhalt der Bahnstrecken und des Busnetzes im Landkreis muss oberste Priorität haben. Die Landesregierung hat die Zuschüsse für den öffent­li­chen Personennahverkehr (ÖPNV) in den letzten Jahren massiv gekürzt. Dadurch ist der Druck auf den Verkehrsverbund Mittelsachsen derart gestiegen, dass über kurz oder lang eine Einstellung des Bahnverkehrs und von immer mehr Buslinien zu befürchten ist. Als Landrat werde ich daher bei der Landesregierung mit Nachdruck für den Erhalt der Bahnstrecken und eine Rücknahme der Mittelkürzungen werben.

Zudem muss der Landkreis als Gesellschafter der Regionalverkehr Erzgebirge GmbH (RVE) sicher­stellen, dass sich Bus und Bahn optimal ergänzen, anstatt sich in Konkurrenz um öffent­liche Gelder gegen­seitig zu schwä­chen. Es ist für den Erhalt des ÖPNV im Erzgebirgskreis schlicht unver­ständ­lich, wenn Bus und Bahn zeit­gleich dieselben Linien bedienen und an Übergangsstellen keine Anschlusssicherheit besteht. Stattdessen müssen die Buslinien des RVE und die Angebote der Erzgebirgsbahn bzw. City-Bahn zeit­lich und räum­lich so aufein­ander abge­stimmt sein, dass eine möglichst hohe Taktung und eine gute Erreichbarkeit sicher­ge­stellt sind. Hier kommt der Fortschreibung der Nahverkehrsplanung (2015–2020) über den Verkehrsverbund Mittelsachsen eine Schlüsselfunktion zu.

Zudem werde ich als Landrat anstreben, über den Zweckverband des VMS eine Übergangstariflösung in die benach­barten Verkehrsverbünde (Verkehrsverbund Vogtland, Mitteldeutscher Verkehrsverbund und Verkehrsverbund Oberelbe) zu finden. Bislang sind Pendler aus dem Erzgebirgskreis heraus in andere Regionen auf bis zu drei Fahrscheine ange­wiesen. Dies grenzt an Kleinstaaterei und moti­viert nicht zum Umstieg auf die bereits schon verläss­li­chen Angebote des ÖPNV. Längerfristig streben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein landes­weites Tarifsystem an. Nur so kann eine nach­hal­tige Verkehrspolitik gelingen.

- Drogenprävention:
Mit dem rasant wach­senden, miss­bräuch­li­chen Konsum von „Crystal Meth“ sieht sich nach Presse- und Polizeiberichten, aber auch nach Beobachtungen und Erfahrungen von Eltern und Pädagogen die Erzgebirgsregion in beson­ders starkem Maße konfrontiert.

Gerade unter Minderjährigen ist der Drogenkonsum im Erzgebirge stark verbreitet – das ist mehr als besorg­nis­er­re­gend. Liegt das durch­schnitt­liche Einstiegsalter in der Bundesrepublik bei 17,4 Jahren, liegt es im Erzgebirge schon bei 13/14!

Wir brau­chen eine bessere perso­nelle Ausstattung von Suchtberatungsstellen und auch in den Schulen muss bereits im Grundschulalter auf die Gefahren des Drogenkonsums hinge­wiesen werden.

Durch den Polizeiabbau der letzten Jahre ist es kaum noch möglich, eine ausrei­chende poli­zei­liche Drogenprävention zu gewähr­leisten. Die Schulen im Kreisgebiet müssen sich mit wochen­langen Anmeldezeiten abfinden, ehe der poli­zei­liche Drogenberater ihre Bildungseinrichtung aufsu­chen kann. Diese Missstände sollte man kennen und den nötigen Druck auf die säch­si­sche Landesregierung ausüben – auch hinsicht­lich eines gut finan­zierten Suchthilfeplanes.

- Fachkräftemangel:
Es ist mir wichtig, ein attrak­tives Umfeld für Unternehmensgründer und Leute mit neuen Ideen zu schaffen. Denn das wirkt anste­ckend auch für andere – quasi ein „Berggeschrey 4.0“. So sollte es bei der Wirtschaftsförderung ein soge­nanntes FabLab geben, also eine Werkstatt, in der man Prototypen herstellen kann, für die es noch kein Wagniskapital gibt. Schnelles Internet für alle ist ebenso prio­ritär. Hier haben andere Landkreise mehr getan. Das muss man aufholen.

- Überalterung:
2010 hatte der Erzgebirgskreis noch knapp 370.000 Einwohner, heute sind es noch 350.000 und im Jahr 2025 werden es nur noch 300.000 Einwohner sein. Es schrumpft die Gruppe der Jungen und Erwerbstätigen, während der Altersdurchschnitt der Bevölkerung im Vergleich zu Großstädten unver­hält­nis­mäßig stark steigt.

Der demo­gra­fi­sche Wandel ist eine Querschnittsaufgabe, die alle Politikbereiche betrifft. Wichtig ist aus meiner Sicht vor allem die Sicherung eines ausrei­chenden Bildungsangebots, die Gewährleistung einer bedarfs­ge­rechten gesund­heit­li­chen Versorgung und Pflege, eine Stärkung der regio­nalen Wirtschaft, schnelles Internet bis ins letzte Dorf, eine bedarfs­ge­rechte Wohnraumplanung, die Anpassung der Verkehrsplanung an reale Ansprüche verbunden mit einem ange­bots­ori­en­tierten Mobilitätskonzept. Erforderlich ist ferner die Beachtung des demo­gra­fi­schen Wandels bei sämt­li­chen öffent­li­chen Investitionen. Aber natür­lich auch ein Stopp der Abwanderung durch ausrei­chende Angebote und Verdienstmöglichkeiten für junge Leute.

Bis 2030 steigt neben der Gruppe der über 65-Jährigen auch die der Personen mit Pflegebedarf um knapp ein Viertel. Darauf müssen sich die Strukturen im Landkreis einstellen. Bereits seit 2008 machen sich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Erzgebirge für ein struk­tu­riertes und einheit­li­ches Überleitungsmanagement zwischen allen Bereichen der Gesundheitsversorgung stark. Bislang wurden diese Aspekte von den Entscheidungsträgern der Landkreisverwaltung klein­ge­redet. Dies muss der Vergangenheit ange­hören. Als Landrat werde ich mich für ein land­kreis­weites Überleitungsmanagement, die wohn­ort­nahe Beratung sowie eine unmit­tel­bare spezia­li­sierte ambu­lante Palliativversorgung für alle betrof­fene Personen mit Leistungsanspruch einsetzen.

- Ärztemangel:
Attraktive Städte und Dörfer wird es nur geben, wenn wir die weitere Ausdünnung öffent­li­cher Einrichtungen stoppen. Dies betrifft auch ganz beson­ders die Sprechstunden von Hausärzten. Wir müssen die konkreten Bedürfnisse von Alt und Jung vor Ort ernst nehmen und wieder konse­quent in den Mittelpunkt von öffent­li­chen Investitionen stellen.

Schon heute arbeiten im Erzgebirge beispiels­weise eine ganze Reihe von Ärzten und Pflegekräften aus Tschechien oder Polen. Sie helfen dabei, den Ärzte- und Pflegemangel zu mildern. Dennoch gibt es immer wieder Vorbehalte, recht­liche Unsicherheiten und Berührungsängste gegen­über der Einstellung und Ausbildung von Migranten. Das muss sich ändern. Schließlich sind wir auf diese Zuwanderung von Ärzten und Pflegekräften drin­gend angewiesen.

- Umweltschutz:
Der Natur- und Umweltschutz ist eines meiner Kernanliegen. Konkret möchte ich mich als Landrat dafür einsetzen, endlich den Flächenverbrauch im Landkreis zu stoppen und den Boden zu schützen. Zudem werde ich mich für flächen­de­ckend wirkungs­volle Aktions- und Luftreinhaltepläne in strikter Umsetzung der EU-Vorgaben einsetzen.

Besorgniserregend finde ich auch den Verlust von Straßen- und Alleebäumen im Erzgebirgskreis. Jährlich werden vom Landkreis ca. 850 Bäume an Bundes-, Staats- und Kreisstraßen gefällt, während dem nur 100 Neupflanzungen an den Kreisstraßen entge­gen­stehen. Wenn das so weiter­geht, werden unsere Enkel im Erzgebirgskreis einmal keine Straßenbäume mehr antreffen. Ich werde daher einen Aktionsplan ins Leben rufen, der den Schutz und Erhalt der Straßenbäume im Erzgebirgskreis zum Ziel hat.

Für einen effek­tiven und ökolo­gi­schen Hochwasserschutz bedarf es eben­falls eines umfang­rei­chen Aktionsplans. Dazu zählt unter anderem, natür­liche Bach- und Flusslandschaften wieder­her­zu­stellen. Das gibt den Gewässern ihre Eigendynamik zurück.

- Umbau des Erzgebirgsstadions:
Um das Stadion wieder in einen soliden Zustand zu versetzen, müssten allen­falls 10 Mio. Euro inves­tiert werden. Darüber kann man sich verstän­digen, vor allem, wenn sich der Verein und die Fans ange­messen betei­ligen, so wie im grün­re­gierten Freiburg. Im Kreistag stehen mitt­ler­weile aber Bauentscheidungen mit einem Volumen von fast 25 Mio. Euro an. Mit Verlaub, das sind Luxusaufwendungen, die wir uns als ein leider noch einkom­mens­schwa­cher Landkreis nicht leisten können.

Zudem ist ein Unding, dass Landrat Vogel zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des FCE ist und sich deshalb beim Stadion für befangen erklärt. Er lädt die gesamte poli­ti­sche Verantwortung für das Stadion bei seinem Beigeordneten Stark ab. Wenn Frank Vogel das Stadion will, dann soll er dafür auch den Kopf hinhalten.

- Tourismus:
Beim Tourismus besteht die Herausforderung darin, gezielt mehr Gäste aus dem Ausland zu gewinnen und die Aufenthaltsdauer zu erhöhen, wie dies etwa im Schwarzwald wieder der Fall ist. Hier verspreche ich mir viel vom Welterbe-Titel, den es geschickt einzu­setzen gilt. Leider wurde diese Vision anfangs von vielen Lokal- und Landespolitikern zu lange ausgebremst.

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Website von Michael Weichert: www.michael-weichert.de

(Foto: Michael Weichert © Anja Jungnickel)

Landratswahl am 7. Juni: LINKEN-Kandidatin Antje Feiks

Am 7. Juni 2015 sucht der Erzgebirgskreis einen neuen Landrat oder eine neue Landrätin. Zur Wahl stehen drei Kandidaten und eine Kandidatin: Antje Feiks von DIE LINKE, Michael Weichert von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Ronny Kienert von der SPD und der amtie­rende Landrat Frank Vogel von der CDU. Ich habe allen vier Kandidaten Fragen gesendet: zu ihrer Person, zum Erzgebirgskreis und dazu, was sie als Landrat bzw. Landrätin bewegen wollen.

Hier sind die Antworten von Antje Feiks, DIE LINKE

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Stellen Sie sich bitte vor: Wer sind Sie?
Mein Name ist Antje Feiks, ich bin 36 Jahre alt und von Beruf Diplombetriebswirtin (BA). Während und nach meinem Studium habe ich in Sachsen und Frankfurt/M. als Produktmanagerin im Tourismus gear­beitet und war für Einkauf, Verkauf, Vermarktung von Reisezielen zuständig. Seit 2009 bin ich Landesgeschäftsführerin der LINKEN in Sachsen.
Freiheit ist mir wichtig und Ungerechtigkeit macht mich rasend. Deshalb bin ich bei meiner Partei gelandet. Ich meckere lieber weniger, sondern verbeiße mich gern in Herausforderungen. Dabei versuche ich Möglichkeiten zu finden, Probleme zu lösen oder Verbesserungen herbei­zu­führen, oft auch unkon­ven­tio­nell. Mich schreckt auch nicht ab, wenn es schon zig Leute vor mir versucht haben. Und meist finde ich dann auch einen Dreh.
Ansonsten ist mir meine Familie wichtig und enge Freunde. Der Personenkreis erdet, führt Debatten aus einem anderen Blickwinkel. Das ist mir wichtig.
Ruhig geht es bei mir nie zu, sondern gute Laune und Enthusiasmus begleiten mich.

Warum sind Sie Politikerin?
Ich glaube, dass ich nicht die typi­sche Politikerin bin, wenn ich ehrlich bin. Auch in meiner Partei gibt es einge­tram­pelte Pfade, die ich gern verlasse, weil ich der Auffassung bin, dass Politik nach alten Mustern ausge­dient hat. Wenn ich im Landtag Debatten verfolge, ist die Sprache der PolitikerInnen so weit weg vom Alltag. Das ist nicht gut, weil genau das Leute ausschließt und abge­hoben wirkt. Mir ist es wichtig, sinn­volle Dinge zu tun, Engagement zu unter­stützen, Ideen voran­zu­treiben und in Konzepte umzu­wan­deln und schließ­lich auf den Weg zu bringen. Ich arbeite gern mit vielen Leuten, weil das die besten Ergebnisse bringt. All das kann ich in meiner Partei sehr gut und bin da auf Offenheit gestoßen, obwohl ich vermut­lich etwas aus der Art schlage. Deshalb bin ich bei der Politik gelandet. Klar kann ich auch poli­ti­sche Reden schwingen, wenn es sein muss.
Trotzdem lasse ich mich vom Alltag nicht einnehmen, sondern versuche die verschie­denen Perspektiven im Blick zu behalten. Da mir das wichtig ist, habe ich irgend­wann beschlossen, dass die mich nicht loswerden.

Ihre bishe­rige poli­ti­sche Laufbahn in fünf Sätzen:
Die ist kurz. Ich war als Mitarbeiterin in der Landesgeschäftsstelle der LINKEN in Elternzeitvertretung beschäf­tigt, hatte Glück, dass eine andere Stelle frei wurde. 2009 wurde dann Rico Gebhardt Landesvorsitzender, damit war das Amt des Landesgeschäftsführers vakant. Mit meiner Erfahrung und viel­leicht auch mit der Angst, wer oder was Schlimmes kommen könnte, habe ich mir ein Herz gefasst und selbst kandidiert.

Warum wollen Sie Landrätin des Erzgebirgskreises werden?
Ich wohne in Dresden und komme durch meine Tätigkeit rum in Sachsen. Mir fällt auf, dass es in der Fläche, also den riesigen Landkreisen unglaub­lich viel schwerer ist, betei­li­gende Politik zu gestalten. Zumal die CDU auch keine Lust darauf hat. Ich bin schon eine Weile mit dem Kreisverband Erzgebirge im Gespräch und wollte mein ehren­amt­li­ches Engagement hierher verla­gern, weil im länd­li­chen Raum die eigent­li­chen Herausforderungen liegen. Da mein Vater hier geboren wurde und noch immer entfernte Familie von mir hier wohnt, habe ich eine gute Ebene und fühle mich wohl hier. So wohl, dass ich auch bleiben würde.
An der Aufgabe der Landrätin reizen mich die Herausforderungen, vor denen wir hier stehen. Die zu hohe Abwanderung der 18- bis 24-Jährigen, die Probleme am Arbeitsmarkt, der drohende Fachkräftemangel, die Gesundheitsversorgung im gesamten Landkreis, die Mobilität aller. Die fehlende Lebensplanungssicherheit für die Jüngeren ist Stück für Stück zu bearbeiten.
Demgegenüber steht aber auch der Wille von UnternehmerInnen und HandwerkerInnen mitzu­wirken. Vielleicht lohnt es sich auch mal die Jüngeren zu fragen, was sie zum Bleiben „über­reden“ würde? Dort muss man ansetzen.
Vermutlich ist das Kernerarbeit in den nächsten Jahren. Aber sie ist nötig.
Es ist die Möglichkeit der Veränderung, die mich reizt.

Warum sind Sie als Landrätin geeignet?
Ich bin Geschäftsführerin einer Partei mit mehr als 9.000 Mitgliedern. Alles Ehrenamtliche, bunt zusam­men­ge­wür­felt. Ich konnte dort unglaub­lich viel lernen, zum Beispiel, wie man Prozesse entwi­ckelt, wie man einbindet, wie man schwie­rige Entscheidungen vorbe­reitet, wie man zu Kompromissen findet, wie man Transparenz herstellt, aber auch wie man Perspektiven jenseits der einge­fah­renen Gedankenspiele entwi­ckeln kann. Dort habe ich auch gelernt, dass man vor Ort sein und einbe­ziehen muss. Daneben weiß ich, für was die Ebenen in Politik zuständig sind und habe hier bereits persön­liche Kontakte, die ich im Sinne des Landkreises nutzen kann. Ich bin mir ziem­lich sicher, dass ich ins Erzgebirge neuen Schwung und Dynamik bringen kann, welche von Landrat Vogel vermut­lich gar nicht gewünscht ist. Das Erzgebirge braucht diese aber. Ganz nebenbei kommen mir meine beruf­li­chen Erfahrungen vor der Politik mit zugute.

Was ist Ihre Verbindung zum Erzgebirgskreis?
Meine Familie väter­li­cher­seits, damit viele schöne Episoden in meinem Leben.
Die Menschen, die ich hier kenne. Die Landschaft und Ruhe, aber auch der Kampfgeist der Menschen hier.

Was ist für Sie „typisch Erzgebirge“?
Ganz ehrlich sind es schon die Räuchermännchen, die mir zuerst einfallen.
Aber typisch Erzgebirge ist für mich auch der Wochenendurlaub, Skifahren, Wanderungen, die Montanregion, Gastfreundschaft, Herzlichkeit und ein wenig Sturheit im posi­tiven Sinne.

Welche Vision bzw. Vorstellungen haben Sie für den Erzgebirgskreis, konkret bezüg­lich: mehr Bürgerbeteiligung, ÖPNV, Drogenprävention, Fachkräftemangel, Überalterung, Ärztemangel, Umweltschutz, Umbau des Erzgebirgsstadions, Tourismus?
Ich will einen Dialog fürs Erzgebirge. Das heißt für mich zuerst, die hier lebenden Menschen mit einzu­be­ziehen, sie zu fragen, ihnen wieder trans­pa­rent zu machen, was eigent­lich läuft, welche Entscheidungsspielräume es gibt.
Dabei will ich auch ein Informationsnetzwerk instal­lieren, welches allen Altersgruppen gerecht wird. Ziel des Dialoges ist, dass die Menschen im Erzgebirge durch poli­ti­sches Handeln wieder mehr Lebensplanungssicherheit bekommen. Also, dass Maßnahmen ergriffen werden und Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, dass sowohl Jüngere als auch Ältere das Gefühl haben, hier­bleiben zu können. Bei den Jüngeren wird dabei ordent­liche Bezahlung genauso wichtig sein wie Kitas und wohn­ort­nahe Schulen. Bei den Jüngeren und Älteren glei­cher­maßen wird bei Lebensentscheidungen auch eine Rolle spielen, ob es medi­zi­ni­sche Versorgung in ausrei­chendem Maße gibt. Daneben braucht es Freizeitmöglichkeiten und Mobilität, die sicher­stellt, dass man Behördengänge, aber auch kultu­relles Leben per ÖPNV erreichbar gestaltet.
Ich bin der Überzeugung, dass da mehr drin ist als bisher. Neben der Einbeziehung der hier lebenden Menschen ist mir wichtig, mal in Landkreise zu schauen, die sich besser entwi­ckeln. Man kann doch auch vom Guten lernen und muss nicht immer das Rad neu erfinden. Dann werden sich auch die von ihnen aufge­führten Punkte wichten und sie werden nach und nach bearbeitbar.

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Website von Antje Feiks: www.antje-feiks.de

(Foto: Antje Feiks © DIE LINKE. Sachsen)