Landratswahl am 7. Juni: LINKEN-Kandidatin Antje Feiks

Am 7. Juni 2015 sucht der Erzgebirgskreis einen neuen Landrat oder eine neue Landrätin. Zur Wahl stehen drei Kandidaten und eine Kandidatin: Antje Feiks von DIE LINKE, Michael Weichert von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Ronny Kienert von der SPD und der amtie­rende Landrat Frank Vogel von der CDU. Ich habe allen vier Kandidaten Fragen gesendet: zu ihrer Person, zum Erzgebirgskreis und dazu, was sie als Landrat bzw. Landrätin bewegen wollen.

Hier sind die Antworten von Antje Feiks, DIE LINKE

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Stellen Sie sich bitte vor: Wer sind Sie?
Mein Name ist Antje Feiks, ich bin 36 Jahre alt und von Beruf Diplombetriebswirtin (BA). Während und nach meinem Studium habe ich in Sachsen und Frankfurt/M. als Produktmanagerin im Tourismus gear­beitet und war für Einkauf, Verkauf, Vermarktung von Reisezielen zuständig. Seit 2009 bin ich Landesgeschäftsführerin der LINKEN in Sachsen.
Freiheit ist mir wichtig und Ungerechtigkeit macht mich rasend. Deshalb bin ich bei meiner Partei gelandet. Ich meckere lieber weniger, sondern verbeiße mich gern in Herausforderungen. Dabei versuche ich Möglichkeiten zu finden, Probleme zu lösen oder Verbesserungen herbei­zu­führen, oft auch unkon­ven­tio­nell. Mich schreckt auch nicht ab, wenn es schon zig Leute vor mir versucht haben. Und meist finde ich dann auch einen Dreh.
Ansonsten ist mir meine Familie wichtig und enge Freunde. Der Personenkreis erdet, führt Debatten aus einem anderen Blickwinkel. Das ist mir wichtig.
Ruhig geht es bei mir nie zu, sondern gute Laune und Enthusiasmus begleiten mich.

Warum sind Sie Politikerin?
Ich glaube, dass ich nicht die typi­sche Politikerin bin, wenn ich ehrlich bin. Auch in meiner Partei gibt es einge­tram­pelte Pfade, die ich gern verlasse, weil ich der Auffassung bin, dass Politik nach alten Mustern ausge­dient hat. Wenn ich im Landtag Debatten verfolge, ist die Sprache der PolitikerInnen so weit weg vom Alltag. Das ist nicht gut, weil genau das Leute ausschließt und abge­hoben wirkt. Mir ist es wichtig, sinn­volle Dinge zu tun, Engagement zu unter­stützen, Ideen voran­zu­treiben und in Konzepte umzu­wan­deln und schließ­lich auf den Weg zu bringen. Ich arbeite gern mit vielen Leuten, weil das die besten Ergebnisse bringt. All das kann ich in meiner Partei sehr gut und bin da auf Offenheit gestoßen, obwohl ich vermut­lich etwas aus der Art schlage. Deshalb bin ich bei der Politik gelandet. Klar kann ich auch poli­ti­sche Reden schwingen, wenn es sein muss.
Trotzdem lasse ich mich vom Alltag nicht einnehmen, sondern versuche die verschie­denen Perspektiven im Blick zu behalten. Da mir das wichtig ist, habe ich irgend­wann beschlossen, dass die mich nicht loswerden.

Ihre bishe­rige poli­ti­sche Laufbahn in fünf Sätzen:
Die ist kurz. Ich war als Mitarbeiterin in der Landesgeschäftsstelle der LINKEN in Elternzeitvertretung beschäf­tigt, hatte Glück, dass eine andere Stelle frei wurde. 2009 wurde dann Rico Gebhardt Landesvorsitzender, damit war das Amt des Landesgeschäftsführers vakant. Mit meiner Erfahrung und viel­leicht auch mit der Angst, wer oder was Schlimmes kommen könnte, habe ich mir ein Herz gefasst und selbst kandidiert.

Warum wollen Sie Landrätin des Erzgebirgskreises werden?
Ich wohne in Dresden und komme durch meine Tätigkeit rum in Sachsen. Mir fällt auf, dass es in der Fläche, also den riesigen Landkreisen unglaub­lich viel schwerer ist, betei­li­gende Politik zu gestalten. Zumal die CDU auch keine Lust darauf hat. Ich bin schon eine Weile mit dem Kreisverband Erzgebirge im Gespräch und wollte mein ehren­amt­li­ches Engagement hierher verla­gern, weil im länd­li­chen Raum die eigent­li­chen Herausforderungen liegen. Da mein Vater hier geboren wurde und noch immer entfernte Familie von mir hier wohnt, habe ich eine gute Ebene und fühle mich wohl hier. So wohl, dass ich auch bleiben würde.
An der Aufgabe der Landrätin reizen mich die Herausforderungen, vor denen wir hier stehen. Die zu hohe Abwanderung der 18- bis 24-Jährigen, die Probleme am Arbeitsmarkt, der drohende Fachkräftemangel, die Gesundheitsversorgung im gesamten Landkreis, die Mobilität aller. Die fehlende Lebensplanungssicherheit für die Jüngeren ist Stück für Stück zu bearbeiten.
Demgegenüber steht aber auch der Wille von UnternehmerInnen und HandwerkerInnen mitzu­wirken. Vielleicht lohnt es sich auch mal die Jüngeren zu fragen, was sie zum Bleiben „über­reden“ würde? Dort muss man ansetzen.
Vermutlich ist das Kernerarbeit in den nächsten Jahren. Aber sie ist nötig.
Es ist die Möglichkeit der Veränderung, die mich reizt.

Warum sind Sie als Landrätin geeignet?
Ich bin Geschäftsführerin einer Partei mit mehr als 9.000 Mitgliedern. Alles Ehrenamtliche, bunt zusam­men­ge­wür­felt. Ich konnte dort unglaub­lich viel lernen, zum Beispiel, wie man Prozesse entwi­ckelt, wie man einbindet, wie man schwie­rige Entscheidungen vorbe­reitet, wie man zu Kompromissen findet, wie man Transparenz herstellt, aber auch wie man Perspektiven jenseits der einge­fah­renen Gedankenspiele entwi­ckeln kann. Dort habe ich auch gelernt, dass man vor Ort sein und einbe­ziehen muss. Daneben weiß ich, für was die Ebenen in Politik zuständig sind und habe hier bereits persön­liche Kontakte, die ich im Sinne des Landkreises nutzen kann. Ich bin mir ziem­lich sicher, dass ich ins Erzgebirge neuen Schwung und Dynamik bringen kann, welche von Landrat Vogel vermut­lich gar nicht gewünscht ist. Das Erzgebirge braucht diese aber. Ganz nebenbei kommen mir meine beruf­li­chen Erfahrungen vor der Politik mit zugute.

Was ist Ihre Verbindung zum Erzgebirgskreis?
Meine Familie väter­li­cher­seits, damit viele schöne Episoden in meinem Leben.
Die Menschen, die ich hier kenne. Die Landschaft und Ruhe, aber auch der Kampfgeist der Menschen hier.

Was ist für Sie „typisch Erzgebirge“?
Ganz ehrlich sind es schon die Räuchermännchen, die mir zuerst einfallen.
Aber typisch Erzgebirge ist für mich auch der Wochenendurlaub, Skifahren, Wanderungen, die Montanregion, Gastfreundschaft, Herzlichkeit und ein wenig Sturheit im posi­tiven Sinne.

Welche Vision bzw. Vorstellungen haben Sie für den Erzgebirgskreis, konkret bezüg­lich: mehr Bürgerbeteiligung, ÖPNV, Drogenprävention, Fachkräftemangel, Überalterung, Ärztemangel, Umweltschutz, Umbau des Erzgebirgsstadions, Tourismus?
Ich will einen Dialog fürs Erzgebirge. Das heißt für mich zuerst, die hier lebenden Menschen mit einzu­be­ziehen, sie zu fragen, ihnen wieder trans­pa­rent zu machen, was eigent­lich läuft, welche Entscheidungsspielräume es gibt.
Dabei will ich auch ein Informationsnetzwerk instal­lieren, welches allen Altersgruppen gerecht wird. Ziel des Dialoges ist, dass die Menschen im Erzgebirge durch poli­ti­sches Handeln wieder mehr Lebensplanungssicherheit bekommen. Also, dass Maßnahmen ergriffen werden und Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, dass sowohl Jüngere als auch Ältere das Gefühl haben, hier­bleiben zu können. Bei den Jüngeren wird dabei ordent­liche Bezahlung genauso wichtig sein wie Kitas und wohn­ort­nahe Schulen. Bei den Jüngeren und Älteren glei­cher­maßen wird bei Lebensentscheidungen auch eine Rolle spielen, ob es medi­zi­ni­sche Versorgung in ausrei­chendem Maße gibt. Daneben braucht es Freizeitmöglichkeiten und Mobilität, die sicher­stellt, dass man Behördengänge, aber auch kultu­relles Leben per ÖPNV erreichbar gestaltet.
Ich bin der Überzeugung, dass da mehr drin ist als bisher. Neben der Einbeziehung der hier lebenden Menschen ist mir wichtig, mal in Landkreise zu schauen, die sich besser entwi­ckeln. Man kann doch auch vom Guten lernen und muss nicht immer das Rad neu erfinden. Dann werden sich auch die von ihnen aufge­führten Punkte wichten und sie werden nach und nach bearbeitbar.

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Website von Antje Feiks: www.antje-feiks.de

(Foto: Antje Feiks © DIE LINKE. Sachsen)