Der richtige Weg

Was ist der rich­tige Weg? Es ist oft genug schwer, das fürs eigene Leben zu entscheiden, geschweige denn fürs Zusammenleben mit anderen. Auf der einen Seite gibt es Gesetze usw., an die sich alle zu halten haben mit dem Ziel, ein ordent­li­ches, fried­li­ches Miteinander zu ermög­li­chen, ein gutes Leben. Auf der anderen Seite geht es um Menschen. Menschen sind verschieden. Was der eine gut findet, versteht der andere nicht usw. Solange man die gute alte Goldene Regel befolgt, funk­tio­niert das dennoch: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Willst du voller Hass ange­brüllt werden? Nein? Dann brüll auch keinen andern an. Willst du runter­ge­macht werden, weil du XY denkst? Nein? Dann mach auch keinen anderen dafür runter, dass er anders denkt als du.

Es scheint aller­dings immer schwie­riger zu werden, andere einfach zu igno­rieren oder aber wenn es sein muss mitein­ander zu reden. Wenn jeder seine Sicht als die einzig wahre sieht, ist kein Gespräch möglich. Es sieht so aus, als würden immer mehr Menschen nur noch ihre eigene Sicht auf die Welt akzep­tieren. Was die Politiker machen? Ist falsch! Was Person XY sagt? Ist die einzige rich­tige und wahre Sicht der Dinge.

Hier kommt der Wunsch durch, dass die Welt einfach sein soll. Einfach zu verstehen, in „gut“ und „schlecht“ einzu­ordnen. Aber wenn das schon im eigenen Leben oft genug schwer ist, wie soll das dann in einer Stadt, in einem Land, in einer vernetzten Welt funk­tio­nieren? Es ist komplex. Es ist nicht einfach.

Und es wird nicht einfa­cher, wenn ein Virus wie das aktu­elle Coronavirus ins Spiel kommt. Ein Virus schert sich nicht um Gesetze und Menschen, genauso wenig wie ein Hochwasser oder ein Orkan Rücksicht auf Häuser und Menschenleben nimmt.

Das Virus gibts gar nicht, es ist nicht gefähr­lich, „nur“ für alte und kranke Menschen gefähr­lich? Wer über die Tellerkante schaut, nach Italien, Spanien, USA usw., sieht, dass das Virus gefähr­lich ist. Es kümmert sich nicht darum, wer in dem Land herrscht und was die Menschen dort glauben.

Man sieht doch in Deutschland, dass nichts weiter passiert? Ja, vermut­lich, weil recht­zeitig darauf reagiert wurde. Wissen wir, wie es ohne Ausgangsbeschränkungen usw. gewesen wäre? Das wissen wir nicht. Aber mit Sicherheit hätten sich wesent­lich mehr Leute ange­steckt, als das auch so schon der Fall war. Mit tödli­chen Konsequenzen.

Es trifft ja nur Alte und Kranke? Wer so was sagt, kann der noch seinen (betagten) Eltern und Großeltern ins Gesicht schauen? Wenns die eigene Oma, der eigene Opa ist, ist es dann immer noch egal? Oder wenn der Freund, die Freundin gar nicht mal alt ist, aber Asthma oder Krebs usw. hatte oder hat und zwar wieder gesund, aber eben vorer­krankt ist? Egal? Diese Leute müsse man eben beson­ders schützen? Aber wie? Wenn die Krankenschwester oder die Pflegekraft oder die Freundin Corona hat, es aber nicht weiß, was dann?

Wir stehen noch am Anfang mit diesem Virus, kennen wir es besser, können wir auch besser damit umgehen. Nach wochen­langen Ausgangsbeschränkungen und diversen Einschränkungen haben jetzt Geschäfte, Bibliotheken, Zoos usw. wieder geöffnet. Im besten Fall läuft das gut, wenn wir Pech haben, gibts eine neue Ansteckungswelle, bei der wir alle womög­lich nicht so gut wegkommen wie bisher. Wer weiß das schon? Wer kennt den einzigen und wahren Weg, mit dieser Situation umzu­gehen? Niemand. Auch nicht die Politiker in Regierungsverantwortlichkeit, aber die behaupten das auch gar nicht.

Im Erzgebirgskreis haben wir übri­gens die höchste Corona-Todeszahl von ganz Sachsen, aktuell 43, bei 533 Infizierten. Das erscheint viel­leicht nicht viel, aber in Leipzig sind es 10 Tote, in Dresden 7, in Chemnitz 5. Zum Vergleich auch die Zahlen zur Influenza, also zur „normalen“ Grippe, in dieser Saison im Erzgebirgskreis: Es gab 2240 bestä­tigte Fälle und 7 Tote.

Keine Frage, diese Wochen und Monate, die wir gerade erleben, sind für viele, wahr­schein­lich die meisten Menschen hart: Angst vor Corona, Angst um die eigene wirt­schaft­liche Existenz, vor der Zukunft usw. Aber wir sind da alle in einem Boot. Auf dem Meer. Im Angesicht einer Naturgewalt. Mit der wir gerade lernen umzu­gehen. Was wir hoffent­lich gut hinkriegen, so bald wie möglich.

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