Schwarzenberg persönlich: Ute Rademann

Diesmal hat in „Schwarzenberg persön­lich“ Ute Rademann das Wort. Ich bin sehr froh, dass sie und ihr Mann, Hartmut Rademann, ihre kleine, aber feine Galerie betreiben, in der nicht nur Kunst ausge­stellt wird, sondern auch Konzerte, Vortragsabende und Lesungen statt­finden. Ich freue mich auf viele weitere schöne Veranstaltungen im Marktgässchen 3 in der Schwarzenberger Altstadt.

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Ein paar Worte vorweg

Als ich Ende der acht­ziger Jahre der Liebe wegen nach Schwarzenberg zog, fragte ich mich immer, wo hier die Menschen leben, die Kultur genießen wollen und den Wunsch haben, ins Kino zu gehen, einen Kaffee zu trinken und mit anderen zu kommunizieren.

In der Zwischenzeit hat sich ja schon viel getan und auch Galerie + Kulturladen Rademann leistet einen Beitrag zum Kulturangebot in Schwarzenberg.

Bitte erzähl etwas über dich: Wer bist du, was machst du?

Ich verlebte meine Kindheit in Thüringen und meine Jugend in Leipzig. In meinem Elternhaus wurde die Liebe zu Musik und Kultur geprägt. Beruflich ging ich aber einen anderen Weg, machte eine Ausbildung zur Büroassistentin und arbei­tete in verschie­denen Bereichen: in einem Verlag, in einer Arztpraxis. Außerdem sammelte ich Erfahrungen in einem Verein, der offene Kinder- und Jugendarbeit anbot.

Jetzt habe ich ein Schreibbüro in Schwarzenberg, in dem ich u. a. die Erledigung aller Arten von Korrespondenz, Ordnungsservice und Büroorganisation anbiete.

Die Musik spielt in meinem Leben auch weiter eine große Rolle, so singe ich in der Schwarzenberger Kantorei mit und habe vor zehn Jahren ange­fangen, Saxophon zu spielen. In diesem Jahr habe ich eine Ausbildung zur Wechseljahresberaterin begonnen.

Welchen persön­li­chen Bezug hast du zu Schwarzenberg?

Mein persön­li­cher Bezug zu Schwarzenberg ist meine Familie, die ich hier gründete.

Seit über zwanzig Jahren lebe ich mit meinem Mann Hartmut hier und habe zwei Kinder geboren und auf ihrem Entwicklungsweg begleitet. Wir wohnen in der Altstadt von Schwarzenberg, ich finde, das schönste Wohnumfeld von Schwarzenberg.

Welche Schwarzenberger Orte magst du – egal ob Kultur, Natur, Einkaufen …?

Ganz beson­ders mag ich die Schwarzenberger Kirche mit ihrem reinen goldenen Barock. Das Schloss mit seinem sehr schönen, kultur­ge­schicht­lich sehr inter­es­santen Museum und mit den tollen Sonderausstellungen begeis­tert mich immer wieder.

In der Natur sind es die verschie­denen Aussichtspunkte direkt in der Nähe der Stadt: der Totenstein, der Ottenstein, der Becherberg. Die verschie­denen Ansichten auf die Stadt und die male­risch schönen Punkte mag ich sehr. Leider ist kurz nach der fried­li­chen Revolution derselbe Fehler wie in vielen anderen ostdeut­schen Städten passiert, dass nämlich zu viele große Einkaufszentren zu nah an die Stadt gebaut wurden.

Aber die Stadt hat den großen Vorteil, dass man schnell in der Natur und im Wald ist. Ich liebe den Blick vom Galgenberg oder Brückenberg auf die Stadt. Immer wieder in den verschie­denen Jahreszeiten und aus den verschie­denen Blickwinkeln.

Hast du Ideen, Wünsche, Vorstellungen für die Stadt?

Ich wünsche der Stadt und ihren Bewohnern mehr Offenheit für Kunst und andere Kulturen. Kunst ist ja immer ein krea­tiver Ausdruck eines Menschen. Es geht weniger um das Verstehen als um das Auf-sich-wirken-Lassen und oft auch um eine sinn­liche Erfahrung. So kann ich mir vorstellen, dass die Kunstobjekte noch selbst­ver­ständ­li­cher in der Stadt stehen und nicht zerstört werden. Ich wünsche mir, dass das Interesse an den Exponaten des Kunstpreises noch größer wird und sich auch die Kinder und Jugendlichen gerne damit auseinandersetzen.

Ich wünsche mir abge­senkte Fußsteige, damit barrie­re­freies Laufen für Rollstuhlfahrer, Kinder mit Dreirädern, Eltern mit Kinderwagen möglich ist.

Ich wünsche der Stadt mehr Lebendigkeit nicht nur an extra dafür geschaf­fenen langen Einkaufsabenden.

Meine Ideen für Schwarzenberg in zehn bis fünfzig Jahren:

Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine Schienenbahn gibt, die von der Ritter-Georg-Halle über den Neustädter Hof und den Bahnhof in die Altstadt und dann even­tuell über den Hofgarten wieder zurück­läuft. Sie sollte die Größe einer Straßenbahn haben, eben­erdig zum bequemen Einsteigen für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer. Die Fahrzeit sollte im Minutentakt sein. Somit kann der komplette Autostraßenverkehr entlastet werden, aller­dings müsste es einen großen Parkplatz am Rand der Stadt geben. Oder es gibt viele kleine Parkmöglichkeiten, sodass man das Auto jeder­zeit abstellen und immer zusteigen kann. Alle großen Einkaufsmärkte liegen außer­halb der Stadt und es gibt kleine gemüt­liche Cafés und Läden. Mit dieser Bahn wären dann auch die Aussichtspunkte im Grünen und der Park zu erreichen.

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Vielen Dank fürs Antworten, und hier sind noch zwei Links zum Weiterlesen und Weitergucken:

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Die anderen Beiträge zu „Schwarzenberg persön­lich“ gibt es hier.

Gastgedicht: „Üppiger Knospenosten“ von Petra Richter

Heute gibt es ein neues Gastgedicht von Petra Richter, passend zum Frühling. Vielen Dank, Frau Richter, und allen eine gute Woche.

Üppiger Knospenosten

Der Frühling konnt mich mit guter Laune versorgen
An einem noch gar nicht fernen Morgen.
Fast schon erschreckt
Hat mich der Sonnenstrahl, der mich geweckt.

Ein feines Gespür
Treibt mich vor die Tür.
Schon hinter dem nächsten Busche
Merk ich, dass ich nicht allein durch die Natur husche.

Ein Pflänzchen seh ich knicken
Und nebenan einen Spatz nach Krümeln picken.
In die Blüte muss ich pusten
Und krieg davon nen Husten.

Ein anderer Strauch
Macht von seinem betö­renden Duft Gebrauch.
Er erblüht in Lila,
Dieser Wohlgeruch war so lange nicht da.

Nun setz ich mich unter’s Mandelbäumchen
Und dreh ne Weile Däumchen.
Das ist der ideale Platz zum Träumen,
Nicht einen einzigen Sonnenstrahl möcht ich versäumen.

Durch die Wiesen muss ich hupfen,
Genau zwischen die vielen gelben Tupfen.
In die Hocke geh ich vor zwei Blumen,
Mit der Kamera kann ich deren Haupt heranzoomen.

Dann wend‘ ich mich um
Und krieg fast nen Drehrumbum.
Dort, wo frühe Feldfrüchte reifen,
Zeigt sich ein Landstrich in grün-gelben Streifen.

Benebelt wie nach nem Gläschen starkem Schnaps
Ist die Wirkung nach einem Blick in den Raps.
Hex, hex,
Da gibt’s seit­lich den nächsten farbigen Klecks.

Zu des Frühlings Aufgebot
Zählen hier Tulpen in Weiß, Orange und Rot.
Vergnügt lauf ich mir so ab die Hacken
Nach jedem bunten Knospenzacken.

Zu ausgiebig mussten wir darben,
Auf einmal brachten die paar Tage aber alle Sommerfarben.
Ein Stück Fleisch auf dem Grill
Musste einfach sein in dieser letzten Zeit im April.

All das präch­tige Allerlei
Nahm ich mit in den Mai.
Ob er mich auch so übermannt?
Darauf bin ich nun gespannt.