Am vergangenen Samstag war Ausstellungseröffnung in der Galerie Rademann, ab 17 Uhr im Marktgässchen 3. Es waren richtig viele Leute da, um die dreißig, sodass es in den zwei Räumen fast schon eng wurde. Hartmut Rademann sagte ein paar Worte zur Ausstellung, Jörg Meier, der Hornist und Musiktherapeut ist, spielte auf dem Hang. Das ist ein faszinierendes Instrument, ich glaube, ich habe es an dem Nachmittag zum ersten Mal gehört. Das sind zwei Halbkugeln aus Stahl, die miteinander verklebt sind, mit Einbuchtungen rundherum und unten (oder oben) einem Loch. Noten gibt es für dieses Instrument nicht, es ist alles Improvisation. Es ist auch ein angenehmer Klang, nicht so laut, Jörg Meier meinte, das wirke in jedem Raum und würde auch gut mit anderen Instrumenten zusammen klingen.
Improvisation ist auch wichtig für Hans Hess, den Künstler, dessen Werke seit dem Samstag in der Galerie Rademann ausgestellt sind. Es ist seine zweite Ausstellung in Schwarzenberg, die erste war 1989 in Jörg Beiers „Galerie S“, heute „Galerie Silberstein“. Hans Hess arbeitet als Ergotherapeut, hatte jedoch Kunst studiert und hat nie aufgehört, Objekte zu gestalten, so auch Werke, Grafiken, Collagen, die er „Briefe“ nennt. Von diesen hat er dreißig ausgewählt, die in der Zeit zwischen 1988 und 2012 entstanden sind.
Was ist ein Brief, könnte man fragen, und noch dürfte jeder die Antwort wissen: ein Bogen Papier, Schrift darauf, auch mal eine Zeichnung, Farbe, was Gebasteltes – man kann da schon kreativ sein. Hans Hess‘ Briefe sind zumeist Collagen, Schriften auf Seidenpapier, manchmal Schnipsel, Zettel, auch Stoffteile darauf, Farben … Und die Schriften kann man allesamt nicht lesen, es sind Symbole, Farbkästchen oder eine Schrift, die aussieht, als sei sie echt – die es aber nicht ist.
Man kann sich diese dreißig „Briefe“ lange anschauen, am besten mit jemandem zusammen, um sich darüber auszutauschen. Besonders nett ist es natürlich, wenn Hans Hess dabei ist und ein paar Worte dazu sagt, wie das jeweilige Bild entstanden ist, welche Materialien er verwendet und was er sich so dabei gedacht hat. Erstaunlich und spannend finde ich die Vielfalt der „Briefe“. Beeinflusst seien diese „Briefe“ von Mail-Art-Projekten, an denen er seit den siebziger Jahren immer wieder teilnimmt, erzählte Hans Hess. Bei diesen Projekten werden Kunstobjekte – Collagen, Texte usw. – via Post ausgetauscht. Oft werden die Objekte nur gesammelt, manchmal geht auch ein Objekt von Teilnehmer zu Teilnehmer, und jeder fügt noch ein Detail hinzu. Wie ein „Brief“ am Ende aussehen wird, weiß Hans Hess vorher nicht. Eine Idee, ein Griff in die Material- bzw. Collagenkiste, und die Improvisation führt Regie. Das Ergebnis – die dreißig ausgestellten Briefe – ist spannend und sehenswert.
Ausstellung mit “Briefen” von Hans Hess in der Galerie Rademann, vom 2. April bis zum 20. Mai 2012
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 12 Uhr
(während des Ostermarktes am 8. und 9. April: 11 bis 18 Uhr)
Kulturladen & Galerie Rademann
Marktgässchen 3
08340 Schwarzenberg
Telefon 03774 762071
www.galerie-rademann.de
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