Geothermie kann Erdbeben auslösen

Quasi nebenan, in Schneeberg, gibt es ja Pläne für ein Tiefengeothermie-Kraftwerk. Damit das Thema nicht in Vergessenheit gerät, hier der Hinweis auf einen Artikel, der am 22. Juli 2013 im Tagesspiegel erschien: „Wie der Mensch Erdbeben auslöst.“

Im Blog hatte ich zum Thema Geothermie im Erzgebirge auch schon geschrieben: „Böses Endlager, gute Geothermie?!“

Herrenmühle Schwarzenberg

Geothermie und die Suche nach dem neuen deutschen „Atomklo“

In der Augustausgabe des Cicero inter­viewen die Journalisten Hartmut Palmer und Christoph Schwennicke den nieder­säch­si­schen Ministerpräsidenten David McAllister. Ein Thema ist die „Energiewende“ und Gorleben. Einer der beiden Journalisten sagt: „Und Niedersachsen wird das Atomklo von Deutschland bleiben, wenn Sie weiterhin so gefügig sind.“ David McAllister antwortet unter anderem: „In einem ergeb­nis­of­fenen bundes­weiten Suchprozess wird am Ende die Geologie entscheiden und nicht die Politik, welcher Standort geeignet ist oder nicht.“ (Cicero, August 2012, Seite 46)

Am 29. September 2011 hatte ich hier im Schwarzenberg-Blog über die Suche nach neuen Endlager-Standorten geschrieben, denn das Erzgebirge – die Gegend zwischen Olbernhau und Schneeberg – steht als Kandidat auf der Liste.

Am 17. Juli 2012 habe ich über die Messungen des Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik, im Bereich Zwickau–Stollberg–Schwarzenberg–Eibenstock–Zwickau, geschrieben: Es wird geprüft, ob das Erzgebirge vor unserer Haustür sich für ein Tiefengeothermie-Kraftwerk eignet.

Die säch­si­schen GRÜNEN haben schon Anfang des Jahres mit Atommüll-Endlager und den Geothermie-Messungen im Erzgebirge eins und eins zusam­men­ge­zählt. Annekathrin Giegengack stellte eine Kleine Anfrage, Thema: „Bodenuntersuchungen im Erzgebirge durch das Leibniz-Institut“.

Die erste Frage, ich zitiere: „Ist ein weiteres Anliegen dieser Untersuchung die Gewinnung von Erkenntnissen, inwie­weit vorhan­dene Bergwerke und Hohlräume die Lagerung von Atommüll zulassen könnten – wenn nein, welche Anliegen werden dann verfolgt?“

Die Antwort: „Es ist kein Anliegen dieser Untersuchung, Erkenntnisse zu gewinnen, inwie­weit vorhan­dene Bergwerke und Hohlräume die Lagerung von ‚Atommüll‘ zulassen könnten. Die 3D-seis­mi­schen Messungen sollen ein Abbild des Untergrundes liefern, um geeig­nete Ansatzpunkte für eine Tiefenbohrung zur Gewinnung tiefer Erdwärme zu finden. Im Weiteren werden die Ergebnisse auch für die geowis­sen­schaft­liche Landesaufnahme zur Verfügung stehen.“

Sämtliche Fragen und Antworten dieser Kleinen Anfrage sind online einsehbar: www.landtag.sachsen.de.

Wenn die Ergebnisse da sind, kann man sie sicher auch bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager heranziehen.

Ein Geothermie-Kraftwerk im Erzgebirge?

Neulich stieß ich in der Lokalzeitung auf einen kleinen Artikel, der leider online nicht voll­ständig zu lesen ist (Link). Darin wurden Leute vom Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik ange­kün­digt, ab Mitte August (bis Oktober) werden sie in der Gegend Messungen durch­führen. Inklusive Rüttelplatten und Sprengungen, in dem Bereich Zwickau–Stollberg–Schwarzenberg–Eibenstock–Zwickau. Auch am Jägerhaus. Worum es geht: Es soll geprüft werden, ob das Erzgebirge und das Gebirge vor unserer Haustür sich für ein Tiefengeothermie-Kraftwerk eignen.

Geothermie ist Erdwärme, die ober­flä­chennah oder aus der Tiefe gewonnen wird. Sie kann zum Heizen wie  z. B. bei  der Wärmepumpenheizung (ober­flä­chen­nahe Geothermie) genutzt werden. Die Erdwärme aus tieferen Schichten (Tiefengeothermie) dient der Wärme- und Stromerzeugung. Es gibt bisher nur wenige solcher Kraftwerke und deshalb kaum Erfahrung über deren Auswirkungen auf die Umwelt. Siehe auch: www.geothermie.de/wissenswelt.

Das Erzgebirge ist ein Kristallin-Gebirge (wikipedia.org/Kristallin). „Stellen sich die Kristallin-Strukturen im Erzgebirge als geeignet heraus, soll zunächst eine Bohrung bis in 5.000 Meter Tiefe vorge­nommen werden. Liegen die notwen­digen Bedingungen vor, soll in der Region ein Tiefengeothermie-Kraftwerk entstehen. (…) Bislang gibt es in Deutschland nur drei Tiefengeothermie-Kraftwerke, die alle schon vorhan­denes heißes Wasser im Untergrund verwenden. Ein Vorbildprojekt für das poten­ti­elle Kraftwerk im Erzgebirge exis­tiert bislang nur in Frankreich“, ist auf www.klimaretter.info/forschung ganz konkret zum Projekt im Erzgebirge zu lesen.

Die Tiefengeothermie befindet sich in Deutschland offenbar in den Kinderschuhen, und das Erzgebirge könnte mit einem solchen Tiefengeothermie-Kraftwerk eine Art Versuchsobjekt, die Erzgebirger zu „Versuchskaninchen“ werden.

Mehr oder weniger tiefe Bohrungen und die Gewinnung von Energie aus der Erdkruste können Risiken bergen. Das zeigen unter anderem Erfahrungen in Basel, wo die Geothermie-Risikoanalyse ein zu großes Erdbebenrisiko durch Geothermie fest­stellte (www.bazonline.ch/basel).

Mögliche Gefahren der Tiefengeothermie sind Erderschütterungen und Landabsenkungen bzw. -erhe­bungen. Dazu ein Zitat aus der Wikipedia: „Generell ist eine verläss­liche Bewertung der Risiken durch tiefe Geothermie in Deutschland nur begrenzt möglich, da hier­zu­lande bislang nur wenige lang­fris­tige Erfahrungswerte vorliegen“ (wikipedia.org/Geothermie). Bei Tiefenbohrungen sind auch das Grundwasser und even­tuell vorhan­dene Gase ein Thema.

Die Messungen im Erzgebirge beginnen ja erst, wer weiß, welches Ergebnis sie bringen. Als Laie in dieser Sache wundere ich mich aber, dass das Erzgebirge mit seiner Bergbauvergangenheit für ein solches Projekt über­haupt ernst­haft geprüft wird. Man stelle sich in unserer Gegend Erderschütterungen und Landabsenkungen durch die Tiefenbohrungen (bis 5000 Meter!) vor – mit all den Stollen und Höhlen vom Bergbau.

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Weitere Informationen:

  • ein Artikel auf www.idw-online.de (idw – Infor­ma­tionsdienst Wissen­schaft): „Forscher durch­leuchten Sachsens Untergrund“

Ein kurzes Zitat aus diesem Artikel: „Das Institut bittet die Bevölkerung im Erzgebirge um die wohl­wol­lende Unterstützung seines Forschungsvorhabens. Es wird seiner­seits über die Arbeitsfortschritte und Ergebnisse zeitnah in den örtli­chen Medien und bei Informationsveranstaltungen berichten.“

--> Da wir Erzgebirger größ­ten­teils alles aussitzen, werden die Forscher vermut­lich auf Gleichgültigkeit bzw. freund­li­ches Entgegenkommen stoßen. Diskutieren können wir aller­dings auch ganz gut, also hoffe ich auf kriti­sche Fragen bezüg­lich der Risiken von Tiefengeothermie, gerade hier im Erzgebirge, und auf Fragen nach den Konsequenzen dieser Forschungen. Denn Forschung ist das eine, die mögliche Konsequenz, ein Tiefengeothermie-Kraftwerk im Erzgebirge, das andere.

  • die Website des Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik www.liag-hannover.de: „Seismik im Kristallin Sachsen (SiKS)“

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