Was macht der Wald? Fragen und Antworten zum Forstbezirk Eibenstock

Schwarzenberg gehört zum Forstbezirk Neudorf, aber wenn man in Richtung Jägerhaus, Conradswiese, Fischteich in Lauter läuft, ist man im Forstbezirk Eibenstock. Im Forstbezirk Eibenstock ist Michael Pfalz für Waldpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, ihm habe ich einige Fragen zu verschie­denen Wald-Themen gestellt, zum Beispiel was man am besten macht, wenn man im Wald Müll entdeckt, wie viele Pilze man mitnehmen darf und wie der Wald der Zukunft im Erzgebirge aussieht.


Wald und Mensch

1. Sind seit rund einem Jahr – also wegen Corona – mehr Menschen im Wald unterwegs?

Michael Pfalz: Es lässt sich deut­lich fest­stellen, dass mehr Besucher in den Wald kommen. Vor allem an den von uns geschaf­fenen Erholungseinrichtungen, wie zum Beispiel der Lehrpfad an der Talsperre Sosa, ist eine erhöhte Nutzung zu erkennen.

2. Sind Privatautos und Mopeds im Wald ein Problem? Welche Regeln gelten für Privat-Kfz im Wald?

Leider ja! Zum einen sind die privaten Fahrzeuge gerade am Wochenende eine erheb­liche Störung für die Erholungssuchenden im Wald, beson­ders für Spaziergänger, Radfahrer und Sportler. Zum anderen stellen die privaten Fahrzeuge Rettungswege zu und behin­dern die Holzabfuhr. Große Sorgen bereiten uns Schneemobile und Motocross-Maschinen, da sie Waldbesucher und Tiere erheb­lich stören.
Nach § 11 des säch­si­schen Waldgesetzes dürfen die Waldwege nicht mit motor­be­trie­benen Fahrzeugen genutzt werden. Ausnahmen sind hierbei der Jagdbetrieb, die forst­be­trieb­liche Nutzung und natürlich darf der Eigentümer des Waldes die Wege befahren.

3. In der Freien Presse war letz­tens zu lesen, dass die ille­gale Müllentsorgung im Wald zunimmt. Was machen Sie dagegen? Was empfehlen Sie Spaziergängern zu tun, wenn sie im Wald Müll entdecken?

Leider können wir nicht viel dagegen tun, außer Präsenz zeigen und das Thema in der Öffentlichkeit sensi­bi­li­sieren. Kleinere Mengen Müll können gern gleich selbst mitge­nommen werden, bei meinen Waldführungen habe ich immer einen Müllbeutel dabei und sammle klei­nere Sachen gleich ein, denn die Hemmungen der Waldbesucher sinken, wenn schon Müll da liegt, gleich noch welchen dazu zu werfen. Ansonsten können die Waldbesucher große Müllanlagerungen auch gerne an mich melden, viel­leicht gleich mit Foto, und ich kümmere mich darum. Auch hier gilt es, den Müllberg schnellst­mög­lich aus dem Wald entfernen, weil er sonst wächst.

4. Pilze, Beeren, Kräuter usw. – wie viel können Privatpersonen aus dem Wald mitnehmen?

Das säch­si­sche Waldgesetz § 14 sagt: „Wildwachsende Blumen, Gräser und Farne können für den persön­li­chen Bedarf (Handstrauß) entnommen werden. Entsprechendes gilt für das Entnehmen von Leseholz, Pilzen, Kräutern, Moosen, Beeren und anderen Wildfrüchten. Die Entnahme hat pfleg­lich und nur für den Eigengebrauch zu erfolgen.“

Das ist eine unklare Aussage! Um es mal bild­lich auszudrücken, ein Handkorb mit Pilzen pro Tag ist in Ordnung, der ganze Kofferraum voll, nicht.
Unter Naturschutz stehende Pflanzen dürfen nicht entnommen werden. Daher muss man sich immer sicher sein, welche Pflanze oder Pilz da gerade entnommen wird.

5. Wie errei­chen Sie Kinder, Jugendliche, Erwachsene, um über den Wald und die Forstarbeit zu informieren?

Ich stehe in engem Kontakt mit den Schulen und Kitas im Forstbezirk und begleite die Klassen auf Waldführungen. Weiterhin haben wir in Conradswiese unser Waldschulheim, wo Kinder von 4 bis 14 Jahren spie­lend an die Prozesse im Wald herangeführt werden. In normalen Jahren können so allein im Forstbezirk Eibenstock um die 3000 Kinder pro Jahr wald­päd­ago­gisch betreut werden.
Für Erwachsene bieten wir Frühlingsspaziergänge, Pflanzaktionen und Waldführungen an.
Zentral betreibt Sachsenforst einen Social-Media-Auftritt. Hier werden aktu­elle Themen darge­stellt und erläutert.
Außerdem gibt es in jedem Forstbezirk einen Sachbearbeiter, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist und als Ansprechpartner zur Verfügung steht.


Wild und Jagd

6. Baumfällungen und Transport mit schwerem Gerät, Jäger, Spaziergänger, Radfahrer, Hunde an und ohne Leine usw. – gibt es im Wald noch rich­tige bzw. genug Ruhegebiete für das Wild?

Telemetrie-Studien zeigen, dass einen Tag nach durchgeführten Holzerntemaßnahmen sich das Wild schon wieder auf den Flächen einstellt. Am meisten werden die Wildtiere beun­ru­higt, wenn Personen im Unterholz unter­wegs sind, da sie diese erst spät wahr­nehmen und somit flucht­artig und in Panik wegrennen. Die schweren Maschinen im Wald und auf den Wegen sind durch die Geräusche für das Wild gut einschätzbar und das Wild kann ruhig und langsam auswei­chen. Durch unsere Waldumbau-Strategie werden auch viel mehr Rückzugsmöglichkeiten für die Wildtiere geschaffen, in denen sie Deckung und Nahrung haben. Ein gleich­alt­riger mono­toner Fichtenbestand, wie er die letzten 300 Jahre überwiegend im Erzgebirge vorkam, bietet das nicht.

7. Mittlerweile scheint an jeder Wiese ein Hochsitz zu stehen, die schießen sozu­sagen wie Pilze aus dem Boden. Gibt es da keine Begrenzung? Können Hochsitze gebaut werden, wie die Jäger lustig sind?

Das regelt der § 26 des säch­si­schen Jagdgesetzes. Eine zahlen­mä­ßige Begrenzung gibt es dort nicht. Lediglich darf die Bewirtschaftung des Gebietes nicht durch jagd­liche Einrichtungen beein­träch­tigt werden. Außerdem muss man sagen, dass wir unsere jagd­li­chen Einrichtungen regel­mäßig erneuern und durch das frische helle Holz fallen diese auch eher ins Auge. Viele dieser Einrichtungen werden für Bewegungsjagden mit Hunden nur 2 x im Jahr genutzt. Das führt nur kurz­zeitig für jeweils 2 Stunden zur Beunruhigung des Wildes.

8. Wie viele Wildtiere wurden im Jahr 2020 im Forstbezirk Eibenstock erlegt: Rehe, Wildschweine, Füchse, Feldhasen, Greifvögel?

Das Jagdjahr geht immer vom 1. April bis 31. März, von daher gibt es keine Statistik für das Kalenderjahr 2020.
Unter dem folgenden Link erhalten Sie eine Übersicht über die Jagdjahresstrecken im Freistaat Sachsen: https://www.wald.sachsen.de/Streckenuebersicht_1992_2020.pdf

9. Wie sind im Sachsenforst bzw. Forstbezirk die konkreten Jagdzeiten für Rehe und Wildschweine?

Unter dem folgenden Link finden Sie die Jagd- und Schonzeiten nach dem säch­si­schen Jagdgesetz, an diese halten wir uns bei Sachsenforst sowie im Forstbezirk Eibenstock. https://www.wald.sachsen.de/Jagdzeiten_Schonzeiten2018.pdf


Wald: Zustand und Zukunft

10. Wie ist die Borkenkäfersituation? Warum sind die hiesigen Wälder so stark davon betroffen?

Die Borkenkäfersituation ist immer noch ange­spannt. In den Bäumen und dem Boden überwintert eine hohe Zahl an Käferindividuen. Sobald die Temperaturen im Frühjahr über 16 °C steigen, beginnt der Schwarmflug. Das heißt wenn es ein warmes und trocknes Frühjahr wird, kann es wieder zu einer Massenvermehrung kommen.
Bei dem allge­mein bekannten Borkenkäfer handelt es sich hier im Erzgebirge um den Buchdrucker, eine Borkenkäferart, die auf Fichten ab einem Alter von ca. 40 Jahren spezia­li­siert ist. Im Erzgebirge bestehen die Wälder zu 85 % aus Fichte. Der Buchdrucker findet also ideale Bedingungen zur Fortpflanzung vor. Zumal es in den letzten Jahren viel zu trocken war und die Bäume geschwächt sind.

11. Welche Rolle spielt der Klimawandel in unseren Wäldern, wie zeigt er sich in Ihrem Forstbezirk konkret, was tun Sie dagegen?

Die Trockenheit macht den gepflanzten Fichten-Monokulturen stark zu schaffen. Der Forstbezirk Eibenstock setzt auf stand­ort­an­ge­passte Baumartenauswahl, indem Tannen, Buchen und viel­fäl­tige andere Baumarten aus an das zukünftige Klima ange­passten Herkünften gepflanzt werden. Das Ziel ist ein struk­tur­rei­cher Mischwald aus vielen Baumarten und Schichten. Weiterhin werden Hecken an den Waldinnenrändern ange­legt, um das Waldinnenklima zu erhalten und die Artenvielfalt zu erhöhen.

12. Wie sieht der Wald der Zukunft im Erzgebirge aus? Welche Projekte verfolgt der Forstbezirk Eibenstock aktuell, um auf diesem Weg voranzukommen?

Aus 85 % Fichtenanteil sollen 45 % werden, dann noch jeweils 20 % Buche und Weißtanne, der Rest soll sich auf Lärche, Kiefer und andere Laubbaumarten wie Ahorn verteilen. Weiterhin wird die natürliche Verjüngung geför­dert, da Bäume, die sich auf natürlichen Wege ange­samt haben, am stabilsten sind. Eine ausge­wo­gene Mischung der Baumarten sowie eine stufige Altersstruktur der Waldbestände sind eben­falls ein wich­tiger Bestandteil, um unsere Wälder für den Klimawandel fit zu machen. Waldaußen- und -innen­säume sind voller blühender Kräuter und Sträucher. Eine Vielzahl von Kleingewässern, Teichen und Bachläufen sorgt für ein frisches Waldinnenklima und schafft Lebensräume. Totholz als Biotop ist allge­gen­wärtig. Wildschutzzäune und Pflanzenschutzmittel gehören der Vergangenheit an. Die Artenvielfalt nimmt zu.

Vielen Dank für Ihre Antworten, Herr Pfalz.


Michael Pfalz
SB Waldpädagogik / Öffentlichkeitsarbeit
Staatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk Eibenstock
Telefon: 037752 5529 23
michael.pfalz@smul.sachsen.de
https://www.sbs.sachsen.de/eibenstock-7365.html