Bienen gibt es schon ewig auf der Erde, seit mehr als 100 Millionen Jahren! Wichtig sind sie nicht in erster Linie wegen des Honigs, sondern weil sie Nutz- wie Wildpflanzen bestäuben. In letzter Zeit ist öfter zu lesen, dass die Bienen bedroht sind. Warum ist das so und was können wir für die Bienen tun?
Dazu habe ich dem Forstrevierleiter bzw. Stadtförster der Stadt Schwarzenberg, Christian Arnold, vier Fragen gestellt.
Warum sind Bienen so wichtig?
Bienen erbringen eine nicht technisch oder manuell realisierbare Bestäubungsleistung und sichern dadurch Ernteerträge und damit Nahrungsgrundlage, aber auch Reproduktion von (Wild-)Pflanzen und damit Arterhaltung. Außerdem stellen zumindest einige Arten wichtige Glieder der Nahrungskette dar und sichern durch ihre Existenz das Überleben der auf sie spezialisierten Prädatoren.
Warum geht es den Bienen schlecht?
Zum einen wirkt die leider in großem Umfang eingesetzte Agrochemie, also die diversen Spritzmittel, negativ auf die Organismen, nicht mal unbedingt durch direkte Vergiftung durch Insektizide, aber durch die „Nebenwirkungen“ anderer Wirkstoffe. Besonders gefährlich sind große Rapsschläge, welche schon aufgrund der Blütenfarbe die Bienen anlocken, sodass diese dafür andere „kleinere“ Nahrungsquellen ignorieren: So gibt es Rapssorten, vor allem Hybridsorten, deren Pollen als Bienennahrung nicht verträglich ist, und bei der leider häufig tagsüber praktizierten Blütenspritzung sind die Insekten auf Nahrungssuche direkt den Wirkstoffen in der Spritzbrühe ausgesetzt.
Zum anderen folgt einem Ernährungshoch im Spätfrühling und Frühsommer ein tiefes Hungerloch, wo nicht mehr genügend Nahrung (Nektar, Pollen, etc.) zur Verfügung steht. Dies betrifft, so verrückt das klingt, jedoch eher den ländlichen Raum.
Das „Stadtimkern“ ist vor allem deshalb in den letzten Jahren in Mode gekommen, weil dort auf Balkonen, in Kübeln und Rabatten immer Blühpflanzen stehen, die als Wechselbepflanzung mehrfach im Jahr getauscht werden.
Was macht Schwarzenberg für die Bienen?
In den öffentlichen Grünanlagen werden keinerlei Spritzmittel mehr eingesetzt!
Wichtiger ist jedoch das Sichern eines Nahrungsangebotes die ganze Saison über durch gezieltes Etablieren entsprechender Bienenfutterpflanzen, also verschiedener Blühpflanzen und Nährgehölze.
Konkrete Projekte dafür sind:
- Anlage eines gestuften Waldrandes mit vielen verschiedenen Straucharten bei einer Erstaufforstung 2012 Nähe Weiße Frau an Straße Richtung Jägerhaus
- Aussaat der Blühmischung „Veitshöchheimer Bienenweide“ auf der Leitungstrasse Vorderhenneberg 2012
- Anlage Wildrosenhecke an Fußweg in Erla 2013
- Anlage eines Waldrandes mit vielen verschiedenen Straucharten bei Wiederaufforstung 2013 am Galgenberg
- nach Umgestaltung des Bräuerteiches ansäen einer Dauerblühmischung an der Längsseite zum Kratzbeersteig hin
- verschiedene Baum- und Strauchpflanzungen geeigneter Arten – neben nektarreichen Blüten vor allem die sehr wichtige Sommertracht der Linden
Neue Projekte:
- nach bereits erfolgter Strauchpflanzung Ansaat der Blühmischung „Veitshöchheimer Bienenweide“ auf dem Gelände der ehemaligen Kläranlage Hofgarten
- Anlage eines gestuften Waldrandes mit vielen verschiedenen Straucharten bei Erstaufforstung am Lehnberg zum „Tag des Waldes“ am 21. März 2016
- weitere Baum- und Strauchpflanzung
Was kann jeder Schwarzenberger für die Bienen machen?
Jeder kann in seinem Garten ein Fleckchen Erde – es reichen wirklich wenige Quadratmeter – zur Etablierung einer ganzjährigen Blühmischung zur Verfügung stellen.
Auch kann man problemlos Unterschlupfe und Überwinterungsmöglichkeiten schaffen, Stichwort Insektenhotel, nur nicht unbedingt die billigen Discountermodelle.
Das belebt den Garten, man hat was zum Beobachten und die Blühmischung ist auch ein echtes Gestaltungselement. Wer mehr Platz zur Verfügung hat, sollte geeignete Nährgehölze pflanzen. Dabei denken viele zuerst an Vögel (Stichwort Vogelschutzhecke), man kann dies aber auch gezielt für Insekten anlegen. Auch diese Gehölze können gut als Gestaltungselemente dienen.
Das Wichtigste ist der Verzicht auf Spritzmittel im privaten Bereich. Es gibt dazu folgenden bösen Spruch: „Der Kleingärtner verwendet stets das falsche Mittel in der falschen Dosierung zum falschen Zeitpunkt gegen den falschen Schädling.“ Durch Unwissenheit wird letztendlich mehr ökologischer Schaden angerichtet als wirklich Nutzen erzielt.
Anmerkung: Mit „Bienen“ sind hier nicht nur die Honigbienen gemeint, sondern sie stehen als Sammelbegriff für alle Bienenarten (Wildbienen, Hummel etc.) und für weitere betroffene Hautflügler. Von Blühmischungen profitieren auch die Schmetterlinge, die ebenfalls stark bedroht sind aufgrund des Rückgangs an Nahrungsangebot.
- Bienenfreundliche Pflanzen für Balkon und Garten: www.bmel.de (Pflanzenlexikon, eine Übersicht, sehr informativ! PDF-Datei)
- Wie Waldbesitzer der Honigbiene helfen können: www.waldwissen.net
- Bienenpatenschaften: www.mellifera.de
- Greenpeace-Kampagne „Rettet die Bienen“: www.greenpeace.de
- „Das große Bienenvölkersterben – was haben Pestizide damit zu tun?“ www.bund.net
- „Honig vom Balkon“, Gut gemacht statt gut gemeint“, „Reiche Ernte“: www.nabu.de