Dr. Konrad Büchner, der bekannte Schnökologe*, hat mal wieder Aufzeichnungen gefunden, und zwar erotische Geschichten aus dem mittelalterlichen Fläming, die Giovanni Boccaccio später in seinem „Dekameron“ nacherzählte. Fünf dieser Geschichten gab Dr. Büchner am späten Nachmittag des 1. Novembers in der Galerie Rademann zum Besten.
Er spielte die Geschichten mit fünf verschiedenen Bühnenbildern und Casts – Puppen aus Papier, Stoff, Holz, Keramik. Und wer eher subtile Erotik erwartete, lag falsch, es wurde ziemlich direkt. Aber vor allem war es sehr unterhaltsam, oft gab es was zu lachen, über Wortspiele, kleine Macken und verrückte Ideen, auch über die Puppen, die nicht unbedingt schön zu nennen wären, die das bei ihrem erotischen Treiben aber nicht im Geringsten störte.
Diese Parallelwelt im Fläming, in der Johann Oethe und Friedrich Füller wirkten, Nadelbäume Birnen trugen und alle Wörter einen Umlaut hatten, ist gleichzeitig vertraut und fremd und damit die perfekte Spielwiese für einen Schauspieler. Was Dr. Büchner alias Frank Grünert daraus macht, war beim „Dekämerön“ wieder absolut sehens- und hörenswert.
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*Dr. Konrad Büchner ist eine Rolle, die Frank Grünert vom Stadt- und Burgtheater Bad Belzig schon seit einigen Jahren spielt. Dr. Büchner ist Schnökologe, der Schnökendöns (eine Reimsprache im Fläming bis zum Dreißigjährigen Krieg) beherrscht und Texte aus dieser Sprache ins Deutsche übersetzt.
Das Bühnenbilde der ersten Geschichte, an der Wand dahinter Ortsnamen, die in der Inszenierung vorkamen.
Dr. Konrad Büchner alias Frank Grünert
Das Bühnenbild der Nachtigall-Geschichte, in der Mitte ist ein Bild mit Walther von der Vogelweide, der laut Dr. Büchner eigentlich Vogelwiese, Plural Vögelwiese, hieß.
Eine Schnökendöns-Kostprobe
Die zwei Hauptdarsteller der vierten Geschichte