Gastgedicht: „Novemberstimmen“ von Petra Richter

Heute, zum Sonntag, gibt es wieder ein Gedicht von Petra Richter aus Ostritz. Passend zum Monat heißt es „Novemberstimmen“. Vielen Dank und allen einen schönen Sonntag.

Novemberstimmen

Mal sachte, mal geschwind,
Schwingt um die Häuserecken der schau­rige Wind.
Es sind seine kräf­tigen Keulen,
In Form eines ohren­be­täu­benden Heulen.

Aber so ist’s nun halt,
Im November ist es still und kalt.
Doch von irgendwo etwas zu mir drang,
Ein schaurig heiserer Gesang.

Schneidend wie ein Säbel,
Krakelen Vögel durch den undurch­dring­li­chen Nebel.
Sie glei­chen einem Johlen –
Diese Laute aus der Schwärze eines Haufens voll Kohlen.

Neben diesem furcht­erre­genden Lied,
Herrscht Emsigkeit, wenn man was sieht.
Sie krächzen und kichern,
Wollen sich auf Äckern ihre Plätze sichern.

Und wie im Takt,
Werden die lockeren Ackerkrumen noch kleiner zerhackt.
Darin sieht man sie pochern,
Um nach letzten Ernteresten zu stochern.

Der gelbe Krähschnabel,
Fungiert dabei als Gabel.
Alles geschieht unter größtem Krach,
Aber sie halten doch nur sich selbst in Schach.

Einfach alles werden sie sich holen,
Diese frechen Krähen und Dohlen.
Nach ein paar Schritten im wippenden Gang,
Sich plötz­lich eine von ihnen in die Lüfte schwang.

In dem um sie pfei­fenden Taifun,
Hat sie dabei ganz schön zu tun.
Hin und her schüttelt’s das fed’­rige Monstrum,
Immerfort zottelt der Wind an ihr herum.

Mit einem kräf­tigen Satz,
Nimmt sie auf der nächsten Oberleitung Platz.
Dort sitzen sie bereits zusammengeschart,
Und zeigen sich winterhart.

So dicht an dicht,
Hängt die Strippe durch – durch ihr Gewicht.
Es gibt einen kurzen Rumps,
Gemeinsam machen alle plumps.

Durch kohl­ra­ben­schwarze Flecken,
Wollen sie auch am dunklen Wolkenhimmel erschrecken.
Doch lächelnd und gut gelaunt,
Folgt man nun ihrem Sound.

Klagend mischen sie ihre schwär­menden Kollegen auf,
Man denkt, die haben doch was drauf.
Zu Schabernack sie durchaus taugen,
Sieht man tief in ihre schwarzen Kulleraugen.

Betrachtet man’s im Groben,
Muss man sie für ihre Landarbeit sogar loben.
Man kann also sagen, was man will,
Ohne sie wäre es dann gar zu still.

Leichten Herzens zugegeben,
Heute gab es einiges zu erleben.
Schmunzelnd ging ich nach Haus,
Und der Tag brachte nicht so den novem­brigen Graus.