Landratswahl Erzgebirgskreis und Oberbürgermeisterwahl Schwarzenberg am 7. Juni 2015: Zahlen, Fakten, Fazit

Diesmal gab es keine gefühlt meter­langen Stimmzettel, sondern zwei kleine, auf denen ledig­lich fünf bzw. drei Namen standen: Die Kreuze waren am 7. Juni 2015 zur Landratswahl im Erzgebirgskreis und zur Oberbürgermeisterwahl in Schwarzenberg schnell gesetzt.

Entsprechend schnell kamen auch die Ergebnisse heraus. Gab es eine Überraschung? Nein. Alles bleibt beim Alten. Landrat ist weiterhin Frank Vogel, CDU, und Oberbürgermeisterin von Schwarzenberg wurde heute zum dritten Mal in Folge und an ihrem drei­und­sech­zigsten Geburtstag Heidrun Hiemer, eben­falls CDU.

Hier sind die Zahlen (Angaben ohne Gewähr, Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen):

Oberbürgermeisterwahl Schwarzenberg am 7. Juni 2015

  • Wahlberechtigte: 14.844
  • Wählerinnen und Wähler: 6.245 (42,1 %)
  • ungül­tige Stimmen: 190 (3 %)
  • gültige Stimmen: 6.055 (97 %), davon:
    - Heidrun Hiemer (CDU): 4.398 (72,6 %)
    - Martin Kandt (FDP): 810 (13,4 %)
    - Christian Becher (AfD): 847 (14,0 %)

In Schwarzenberg waren zur OBM-Wahl 14.844 Menschen wahl­be­rech­tigt und hatten vor circa sechs Wochen eine Wahlbenachrichtigung im Briefkasten. Von all diesen Leuten sind 6.245 heute zum Wahllokal gegangen oder haben vorher Briefwahl gemacht. Ganze 8.599 hatten keine Lust zu wählen, waren krank bzw. verhin­dert oder der Meinung, „dass das ja eh nichts bringt“ usw.

Was aller­dings inter­es­sant ist: Bei der vorigen OBM-Wahl im Jahr 2008 lebten in Schwarzenberg noch 16.236 Wahlberechtigte, immerhin 1.392 mehr als 2015 mit 14.844. Es geht also bergab mit Schwarzenberg, zumin­dest bevöl­ke­rungs­sta­tis­tisch gesehen – die alten Wahlberechtigten sterben und es wachsen zu wenig junge nach bzw. die jungen Leute gehen weg.

Heidrun Hiemer wurde vor sieben Jahren mit 72,9 % gewählt, 2015 sind es 72,6 %. 2008 lag die Wahlbeteiligung insge­samt bei 46,9 % (7.622 Wähler) gegen­über 42,1 % (6.245 Wähler) in 2015.

Man könnte jetzt sagen, dass die 57,9 % Nicht-Wahlgänger Heidrun Hiemer nicht gewählt haben, aber wen diese 8.599 Menschen gewählt hätten, wären sie zur Wahl gegangen, wird nie jemand erfahren. Wer nicht wählt, ist selbst schuld bzw. wird genauso regiert wie die, die wählen gehen. So ist das eben. Und meckern hat die Welt noch nie verän­dert, man muss schon was tun.

Es ist zwar bequem, über „die Politiker“ zu schimpfen und von Revolution oder was auch immer zu träumen, aber „die Politiker“ sind stink­nor­male Menschen, genauso ehrlich, integer, korrupt, intel­li­gent, dumm, schein­heilig, zuver­lässig, karrie­re­geil, verant­wor­tungs­be­wusst usw. wie alle Menschen bzw. Nicht-Politiker auch. Und das poli­ti­sche System, tja. Es gibt heute mehr Möglichkeiten denn je, etwas zu ändern oder deut­lich zu machen, was einem selbst bzw. einer Gruppe von Menschen nicht passt. Wenn aller­dings sagen wir mal 95 % sich in ihrer kleinen, mehr oder weniger heilen Welt einigeln und sich nicht die Bohne für Politik, ob vor der Haustür oder in Dresden, Berlin, Brüssel inter­es­sieren, und nur 5 % aktiv mitmi­schen und etwas ändern wollen – dann bleibt alles beim Alten. Amen!

Landratswahl Erzgebirgskreis am 7. Juni 2015

  • Wahlberechtigte: 295.774
  • Wählerinnen und Wähler: 127.065 (43 %)
  • ungül­tige Stimmen: 3.422 (2,7 %)
  • gültige Stimmen: 123.643 (97,3 %), davon:
    - Frank Vogel (CDU): 72.529 (58,7 %)
    - Antje Feiks (DIE LINKE): 23.489 (19,0 %)
    - Ronny Kienert (SPD): 12.686 (10,3 %)
    - Michael Weichert (GRÜNE): 5.851 (4,7 %)
    - Rico George (NPD): 9.088 (7,4 %)

Frank Vogel hat die Wahl mit 58,7 % (72.529 Stimmen) deut­lich gewonnen, es wird keinen zweiten Wahlgang geben. Im Vergleich zur vorigen Wahl im Jahr 2008 hat er sich sogar verbes­sert, damals wurde er im zweiten Wahlgang mit 55,8 % (47.789 Stimmen) gewählt, bei einer Wahlbeteiligung von 26,6 % (im ersten Wahlgang hatte er 42,9 % bei einer Wahlbeteiligung von 48,4 %).

2008 waren 325.972 Menschen im Erzgebirgskreis wahl­be­rech­tigt, 2015 nur noch 295.774, das sind 30.198 weniger. Der Bevölkerungsrückgang ist also ein „Trend“ im ganzen Landkreis, und natür­lich kein neuer.

Landratswahl Erzgebirgskreis am 7. Juni 2015, Abstimmung in Schwarzenberg

  • Wahlberechtigte: 14.926
  • Wählerinnen und Wähler: 6.251 (41,9 %)
  • ungül­tige Stimmen: 166 (2,7 %)
  • gültige Stimmen: 6.085 (97,3 %), davon:
    - Frank Vogel (CDU): 3.599 (59,1 %)
    - Antje Feiks (DIE LINKE): 1.347 (22,1 %)
    - Ronny Kienert (SPD): 395 (6,5 %)
    - Michael Weichert (GRÜNE): 283 (4,7 %)
    - Rico George (NPD): 461 (7.6 %)

Wenn man die Landratswahl-Zahlen für den ganzen Erzgebirgskreis mit denen von Schwarzenberg vergleicht, gibt es da keine größere Abweichung, Schwarzenberg liegt absolut im Kreis-Durchschnitt. Ins Auge fällt ledig­lich, dass LINKE-Kandidatin Antje Feiks im Erzgebirgskreis 19,0 % hat und in Schwarzenberg 22,1 % – und dass SPD-Kandidat Ronny Kienert im Erzgebirgskreis 10,3 % holte, in Schwarzenberg jedoch nur 6,5 %.

Abschließend wundere ich mich noch ein wenig: Während für die OBM-Wahl in Schwarzenberg 14.844 Schwarzenbergerinnen und Schwarzenberger wahl­be­rech­tigt waren, durften 14.926 Schwarzenbergerinnen und Schwarzenberger ihre Stimme für die Landratswahl abgeben. Eine solche Differenz findet sich auch bei den anderen Städten und Gemeinden. Falls es dafür einen trif­tigen Grund gibt, will er mir akut einfach nicht einfallen.

((Text: Andrea Groh, Schwarzenberg-Blog, Zahlen: Statistisches Landesamt Sachsen))

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Die Straße der Einheit in Schwarzenberg am 7. Juni 2015: Eine Spur der Straße ist wegen Bauarbeiten gesperrt, die Fahne ist am Wahltag gehisst, hängt aber runter, und hinter viel Grün ist das Rathaus zu sehen.

(Wahlergebnisse auf der Website des Statistischen Landesamtes Sachsen -> OBM-Wahl Schwarzenberg 2015 und 2008, Landratswahl Erzgebirgskreis 2015 und 2008, Landratswahl Erzgebirgskreis, Abstimmung in Schwarzenberg 2015 und 2008)

2 Gedanken zu „Landratswahl Erzgebirgskreis und Oberbürgermeisterwahl Schwarzenberg am 7. Juni 2015: Zahlen, Fakten, Fazit

  1. Wenn man kürzer als drei (?) Monate vor der Wahl inner­halb des Landkreises umzieht, ist man zwar im Landkreis wahl­be­rech­tigt, am neuen Wohnort aber noch nicht.

  2. Danke, Daniela. Bei Facebook wurde das auch so kommen­tiert, drei Monate stimmt, das habe ich dann noch mal nachgelesen.

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