Buchtipp: „Freizeitwegweiser Erzgebirge“

Er war ein Weihnachtsgeschenk: der „Freizeitwegweiser Erzgebirge“. Ich schau also dem geschenkten Gaul ins Maul und schreibe, was ich von dem Büchlein halte. Los gehts!

Das Buch ist im Sommer 2011 erschienen, die Autoren sind Stephanie Wilfert, Matthias Degen und Franziska Irmscher von der Druck- und Verlagsgesellschaft Marienberg. Der Freizeitwegweiser Erzgebirge hat das typi­sche Reiseführerformat, also klein und hand­lich, mit 168 Seiten ist er auch nicht beson­ders dick. Auf fast jeder Seite sind ein, oft zwei Fotos, die Texte sind in der Regel kurz, einige Exkurse zu verschie­denen Themen erstre­cken sich auch mal über zwei bis drei Seiten, beispiels­weise „Zwischen Wahrheit und Legende: Vom Robin Hood des Erzgebirges“, „Wehrhafte Gotteshäuser“, „Orchideenpracht im Kalkwerk“.

Untergliedert ist der Freizeitwegweiser in sieben Rubriken: Abenteuer, Bergwerk, Burgen, Essen, Kunst, Museen, Natur. Es sind tatsäch­lich Ausflugstipps – Informationen über „normale Freizeitbeschäftigungen“ wie Kino, Disko, Frei- und Schwimmbäder usw. findet man hier nicht. Innerhalb der Rubriken sind die Ausflugsziele nach den Orten alpha­be­tisch sortiert, so von Schloss Augustustburg über Burg Scharfenstein bis Schloss Wildeck. Außerdem gibt es im Anhang ein Register, in dem alle im Buch vertre­tenen Orte mit ihren jewei­ligen Sehenswürdigkeiten stehen. Man kann also entweder in der Rubrik „Bergwerk“ nach­schlagen und sich zum Beispiel für das Besucherbergwerk Freiberg entscheiden. Oder man will unbe­dingt nach Schwarzenberg und schaut im Anhang unter „Schwarzenberg“ nach – hier gibt es genau einen Beitrag, und zwar über „Schloss Schwarzenberg“.

Bleiben wir gleich bei Schloss Schwarzenberg, auf Seite 55. Oben steht „Schloss Schwarzenberg“, darunter die Internetadresse. Dann links die Öffnungszeiten und „Unser Tipp“ (hier: Hinweis auf das Museum im Schloss), rechts zwei Fotos, darunter Anschrift und Telefonnummer. Im Text ein kurzer Überblick über Veranstaltungen im Schloss. Gut finde ich, dass bei jedem Ausflugsziel auf zwei bis drei andere Sehenswürdigkeiten in der Nähe hing­wiesen wird („In der Nähe“), mit Angabe der Seitenzahl im Buch, bei Schloss Schwarzenberg sind das der Zoo der Minis, das Kulturhaus Aue und das Stadtmuseum Aue.

Ein erstes Fazit: Die Aufmachung ist anspre­chend, die Texte sind infor­mativ, wenn auch teils mit einem leichten Hang zur Werbesprache, beispiels­weise: „Malerisch einge­bettet in Wiesen und bewal­dete Berghänge …“ (Seite 77, Ferienpark Seiffen), „Das neu restau­rierte Barockschloss Lichtenwald, umgeben von einer wunder­vollen Parkanlage …“ ( Seite 53). Besonders auffällig ist das bei den Texten zu den Hotels und Restaurants, die sich wie Anzeigen lesen.

Es spricht unterm Strich einiges dafür, den Freizeitwegweiser in die Hand zu nehmen, gerade als Tourist, der sich im Erzgebirge umschauen möchte und sich hier noch nicht auskennt. Ich würde sagen, auch Einheimische können in dem Büchlein Neues finden, man kennt das ja, dass man gerade über die eigene Umgebung und deren Ausflugsziele manchmal recht wenig weiß.

Und jetzt was Kritisches: Das Büchlein möchte ein „Freizeitwegweiser“ sein. Es weist also den Weg zu Bergwerken, Schlössern, Hotels, Freizeitbädern usw. – zu einer Auswahl davon, wohl­ge­merkt. So gibt es in der Rubrik Bergwerk zehn Einträge. Das ist nicht wenig, aber es sind nicht alle. Davon steht im einlei­tenden Text zu dieser Rubrik nichts. Einheimische wissen wahr­schein­lich, dass es mehr und wo es noch Bergwerke gibt. Aber Touristen? Nun habe ich mich gefragt, nach welchen Kriterien die Autoren diese Auswahl getroffen haben. Gefunden habe ich dazu zwei Sätze im Vorwort: „… haben wir mit dem ‚Freizeitwegweiser für das Erzgebirge‘ eine ausge­wählte Essenz an Naturschönheiten, trad­ti­ti­ons­ge­prägten Orten, modernder Kunst sowie akti­ons­rei­chen Freizeitaktivitäten zusam­men­ge­tragen“ und „Dabei erheben wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit, können Ihnen aber mit ruhigem Gewissen verspre­chen, dass die von uns entdeckten Ausflugsziele für mehr als einen unver­gess­li­chen Urlaub in der schönen Ferienregion Erzgebirge ausrei­chen“. Um es auf den Punkt zu bringen: eine Begründung gibt es nicht. Das finde ich gerade bei der Rubrik „Hotels und Restaurants“ etwas frag­würdig, zumal diese – wie die Museen, Schlösser, Bergwerke usw. –  auf jeweils einer ganzen Seite, inklu­sive Fotos, beworben werden. Da hätte viel­leicht eine Übersicht der Hotels im Anhang genügt, mehr Auswahl, dafür weniger Text, geordnet nach Orten und mit Angabe der Preisklasse. Schließlich handelt es sich hier um ein Buch und nicht um eine kosten­lose Werbezeitschrift.

Das fällt aber nicht so sehr ins Gewicht, ich empfehle den Freizeitwegweiser Erzgebirge gern – und werde daraus sicher so manchen Tipp mitnehmen, viel­leicht auch mal eine der vorge­stellten Rundwanderungen auspro­bieren. Touristen dürfte der Freizeitwegweiser als „Appetitanreger“ und Orientierungshilfe gute Dienste leisten. Im Internet sowie in den Stadtinformationen vor Ort kann man sich ja dann noch die „rest­li­chen“ Informationen holen, um die Auswahl, die das Buch bietet, zu vervollständigen.

Freizeitwegweiser Erzgebirge
Druck- und Verlagsgesellschaft Marienberg mbH
10,5 x 19 cm
168 Seiten, Broschur, farbig bebildert
ISBN 978-3-931770-94-5
7,50 Euro

Website: www.erlebniswegweiser-erzgebirge.de