Wanderwochen “echt Erzgebirge”: Wanderung um den Bärensteiner Berg

Am Samstag, den 15. September 2012, hat die Herbstwanderwoche “echt Erzgebirge” begonnen, die bis diese Woche Sonntag geht. An jedem Tag werden mehrere Rundwanderungen geboten. Die Teilnahme kostet nichts, doch ein kleiner Obolus ist erbeten.

Petra Richter ist auch in diesem Jahr wieder dabei – und hatte ein paar Gedichte zu verschie­denen “echt-Erzgebirge”-Wanderrouten im Gepäck. Das zweite ist heute zu lesen, zur „Wanderung um den Bärensteiner Berg“. Ein Dankeschön für das Gedicht und die Fotos an Petra Richter.

Die Route: Von Bärenstein nach Vejprty ins Conduppelbachtal, über Brettmühle und Kühberg zum Berg Bärenstein und zurück.

Ein echter Bärenfreund,
Heut vor Glücke überschäumt.
Nichts gibt’s für ihn zu beklagen,
Wenn Stadt und Berg denselben Namen haben.

Ja, das muss hier so sein,
Im Grenzörtchen Bärenstein.
Verbunden ist die Stadt der Petze,
In einem deutsch-tsche­chi­schen Städtenetze.

Umgestaltet wird hier munter,
Und wir gehen erst mal die Straße runter.
Der Wanderleiter parliert,
Wir halten an dem Pfahl, der die Grenze markiert.

Vorbei an einer Metzgerei,
Geht’s weiter rein in die Tschechei.
Von Weipert über ein Spital hin zu einem Tal,
Dessen Name klingt sehr spezial.

Conduppelbachtal?
Augenblick doch mal!
Kandipper, kand­apper fällt mir dazu ein,
Passte dazu viel­leicht ein Entlein?

Mein Hirn beginnt, Geschichten zu durchsuchen,
Und kommt schließ­lich auf die vom dicken, fetten Pfannkuchen.
Es war sein Wille,
Dass ihn ja keiner kille.

Vielleicht ist’s ja ganz banal,
Und er lebt in Frieden in diesem Tal?
Oh, welch ein Horror!
Und wir rücken jetzt gegen ihn hier vor …

Um seinet­willen,
Reim ich ein Gebet im Stillen.
„Wir sind nicht pflichtvergessen,
Du wirst von uns nicht aufgefressen.“

Zwischen Sumpf und Vogelbeeren,
Tut der Pfannkuchen verkehren.
Es ist wirk­lich idyl­lisch hier,
In seinem Revier.

Ich bin nicht so rabiat,
Komm ich auch aus dem Proletariat.
Achtsam geh ich über die Heide,
Einem Pfannkuchen tu ich schon gar nichts zuleide.

Auf dass er ewig lebe,
Man das nächste Wirtshaus anstrebe.
In der Fantasie verkündet mir das Vogelgezwitscher,
Schon Bier mit Klitscher.

Ach, wie ich doch richtig liege,
Ein einfa­cher Gasthof kommt hinter der nächsten Biege.
Die Brettmühle ist flau­schig und traut,
Die Atmosphäre geht unter die Haut.

Ein Kachelofen und ein Kronleuchter mit allem erzge­bir­gi­schen Pipapo,
Stimmt jedes Wanderherze froh.
Doch kommt man raus nach diesem gemüt­li­chen Schmaus,
Geht es nicht eben geradeaus.

Hoffentlich erweist sich der vor uns liegende Berg,
Nicht als Bollwerk.
Denn mit vollem Bauch,
Steht man bergauf meist auf dem Schlauch.

Vor nichts brauchts mir zu bammeln,
Wir gehen so langsam, dass Zeit bleibt zum Pilze sammeln.
Um so kleine Dingsbumse,
Mach ich immer viel zu viel Gesumse.

Wir suchen auch nicht gleich das Weite,
Sondern wundern uns über ein Haus auf der anderen Straßenseite.
Verblüfft bin ich über die Arbeiten mit der Motorsäge,
Sie entspre­chen einem ganz anderen Gepräge.

Die Kunstwerke sind filigran,
Die kommen nicht aus China an.
Dafür benö­tigt der einhei­mi­sche Holzbildhauer,
Mit Sicherheit eine unglaub­liche Ausdauer.

Über den Kühberg geht’s zum Bärenstein,
Und der mag noch so hoch sein.
Das ist die Erhebung von meinen Lieblingen,
Da muss ich mich doch zu einem ange­mes­senen Tempo zwingen.

Eine ziem­liche Steigung ist auch da,
Aber damit komme ich klar.
Auf unterster Ebene in Parterre,
Hätte man nicht den schönen Blick auf die Talsperre.

Etwas perplex,
Staune ich über den umwer­fenden Gipfelgebäudekomplex.
Haus und Turm sind steinern,
Und Tiere sollen das Anwesen verfeinern.

In einem Hinterbau,
Steht ein Esel in Dunkelgrau.
Dieser macht solchen Radau,
Dass ich mich gar nicht rantrau.

Doch so ein Tier,
Hat man schon immer hier.
Seit Jahrhunderten ist es ein ganz schönes Unterfangen,
Wie die Lebensmittel nach oben gelangen.

Früher bildete man daher einen Esel aus,
Der schaffte selb­ständig herauf den vielen Schmaus.
Mit ange­bo­renem scharfen Sinn,
Ging er jeden Morgen von selbst ins Dorf zu den Leuten hin.

Im tägli­chen Kreislauf,
Luden sie ihm Mehl, Wurst und Zucker auf.
Einmal im Monat wie gewohnt,
Wurden sie pünkt­lich entlohnt.

Das alles hat der Esel jahre­lang gut gemacht,
Niemand hat ihn ausgelacht.
Doch ein ewiges Leben,
Ist auch so einem klugen Tier nicht gegeben.

Egal, ob Mensch, Muli oder Katz,
Schlecht findet man für Verstand Ersatz.
Den einen kriegt man nicht fort vom Futterplatz,
Der andere hat ein Hirn wie ein Spatz.

Zwischen Gekraxel und Gedankengeplänkel,
Verschnauft man auf einem Bänkel.
Bestückt war der Bärenstein nachher mit Zündstoff,
Abwärts ging es ziem­lich schroff.

Man konnte ja die Bäume umfassen,
Und sich genü­gend Zeit lassen.
Reizvoll offen­bart sich zwischen­durch Bärenstein,
Blinzelt man runter ins Tal drein.

Zu Ende gingen die Stunden unbe­küm­mert und leger,
Das fiel auch gar nicht schwer.
Rund um die Stadt und den Berg von dem Bär,
Geh ich wieder mal umher.

(Gedicht und Fotos von Petra Richter)