Eine Reise durch den Barock mit Musik und Gedichten

Am Samstag, den 29. Januar, war ich beim ersten Musikabend im Kulturladen Rademann. Ich hatte – wie eigent­lich immer – meine Kamera dabei, vergaß dann aber, Fotos zu machen. Bei einem Konzert ist das sowieso leicht komisch, herum­zu­knipsen. Ich hab statt­dessen die Musik genossen, danach unter­hielt ich mich noch mit der Flötistin, und die Kamera lag in der Tasche und muckste sich nicht …

An dem Abend bzw. eigent­lich Nachmittag, aus dem dann Abend wurde, spielten zwei Musikerinnen aus Dresden. Tira C. Koch stand vor dem Publikum, sie  wech­selte immer mal die Flöte (so fünf verschie­dene waren es) und führte durchs Programm. Am E-Piano saß Atsuko Yanase, ich schätze, sie blieb die ganze Zeit über beim Cembalo, würde aber nicht darauf wetten. Es waren andere im Publikum, die sich damit besser auskennen. Die beiden begannen mit einem Stück von Girolamo Frescobaldi, das sich zunächst ziem­lich fremd und etwas spröde anhörte. Der Barock liegt ja auch schon eine Weile zurück, rund 400 Jahre, das war die Zeit von Ludwig XIV., dem 30-jährigen Krieg, der Dresdner Zwinger wurde gebaut und Rembrandt und Rubens malten ihre berühmten Bilder.

Die Flötistin und die Pianistin haben ihr Publikum mit auf eine Reise durch den Barock genommen, sie spielten neben eher unbe­kannten Komponisten wie James Hook und Anne Danican Philidor (trotz des Vornamens ein Mann) natür­lich Bach und Vivaldi. In Verbindung mit Gedichten aus dem Barock, die Ute Rademann vortrug, klang die Musik bald vertrauter, in dem kleinen Raum wirkte sie wunderbar. Ich genieße es immer, dort zu sein, denn solche Räume gibt es in Schwarzenberg sonst eher nicht, die kenne ich aus Leipzig, aus größeren Städten. Kunst in einem Ambiente, das nicht kühl-modern oder über­trieben fest­lich ist, wie entspan­nend! Wie immer bei den Rademann-Abenden flackerten Kerzen, und der Raum war insge­samt mit kleinen Dingen verschö­nert, das ist jedes Mal eine Entdeckungsreise, wenn man denn auf derglei­chen achtet. So schön ist auch die Holzdecke dieses Raumes … Genug der Schwärmerei.

Ich höre nicht oft Musik, in der die Blockflöte domi­niert, und ich fand es erstaun­lich, wie viel­seitig sie gespielt werden kann. Wie verschieden die Melodien klangen, welche akro­ba­ti­schen Verzierungen und Triller möglich sind. Die Flötistin, Tira C. Koch, hat in Leipzig Alte Musik studiert, die Pianistin Atsuko Yanase an der Hochschule für Musik in Dresden.

Manchen Gedichten hat man die Jahrhunderte, die seit ihrer Entstehung vergangen sind, kaum ange­merkt. So trug Ute Rademann Constantin Christian Dedekinds „Amanda“-Schwärmereien vor: „Du Speise meiner Lust, du Flamme meiner Kerzen“. Sehr doppel­deutig, sehr nett. Paul Flemings „Gedanken über der Zeit“ waren da schon etwas spröder, aber auch gut, dass man nicht vergaß, dass wir Barockgedichte hörten.

Nach zirka 90 Minuten war das Konzert beendet, es gab ordent­lich Beifall. Für die Zukunft sind weitere Musikabende geplant,  fest steht schon für den Herbst ein Mascha-Kaléko-Abend mit dem Bernshteyn-Duo.

Man sieht sich?