Von Rabenmüttern und Muttertieren

Letzte Woche waren zwei Autorinnen in der Stadtbibliothek Schwarzenberg zu Gast, die mit ihrem Buch sicher vielen Schwarzenbergerinnen aus der Seele spre­chen. In „Muttertier an Rabenmutter“ geht es um Hanna und Maxi, die zu Schulzeiten beste Freundinnen waren, sich während des Studiums aus den Augen verloren und nach zehn Jahren via Internet wieder­ge­funden haben. Maxi hat zwei Söhne, Hanna eine Tochter, und beide Frauen versu­chen gerade, wieder in das Berufsleben einzusteigen.

Maxi möchte bei ihrer alten Firma anfangen, doch als Mutter ist sie ein „Risiko“ und bekommt keinen ordent­li­chen Job, wie sie ihn früher in dem Unternehmen hatte, ange­boten, sondern eine 400-Euro-Stelle. Sie will zwar endlich „raus­kommen“ aus dem Mutter-Kind-Haushalt-Kosmos, doch nicht um jeden Preis, und so verzichtet sie dankend und sucht weiter.

Hanna hat eben­falls keinen Erfolg, obowohl sie ein Studium absol­viert hat und sich für so ziem­lich jeden Job bewirbt. Schließlich macht sie sich selbst­ständig und baut ein Portal für arbeits­su­chende Mütter auf. Die Website bastelt sie selbst und füllt sie mit Beiträgen und Leben, dabei muss so manche Nacht dran glauben, und sie hat immer das Gefühl, nicht genug für ihre Tochter dazusein.

Dass eine Mutter, die arbeiten will, jedoch nicht kann, auch keine Wohltat für ihre Familie ist, merkt indessen Maxi. Zwischen Selbstzweifeln und Stress steht für sie fest, dass sie einen Job finden muss – nicht nur, weil die Familie das Geld braucht.

„Muttertier an Rabenmutter“ sind eigent­lich zwei Bücher, zu einem verwoben, es hat ja auch zwei – recht unter­schied­liche – Autorinnen. Teils „unter­halten“ Maxi und Hanna sich per E-Mail, das bringt eine flotte Note in das Buch. Das ist im Übrigen sehr unter­haltsam geschrieben – nicht laut, schrill und krampf­haft lustig, sondern mit einem sehr genauen Blick, einem guten Gefühl für die rich­tigen Worte und einem leicht ironi­schen Ton, hier nehmen sich zwei nicht selbst zu wichtig.

Zur Lesung in der Stadtbibliothek kamen beide Autorinnen, Sonja Liebsch und Nives Mestrovic. Einiges aus dem Leben ihrer Buchheldinnen ist ihnen ähnlich oder ebenso passiert, das gibt dem Ganzen noch einen kleinen Kick. Mestrovic betreibt tatsäch­lich ein Job-Portal für Mütter, www.jobsformums.de. Und Sonja Liebsch hat für das Blog dieser Website Kolumnen verfasst, einige haben es ins Buch geschafft.

Liebsch und Mestrovic wurden von einer Verlagsautorin ange­spro­chen, ob sie nicht zusammen ein Buch schreiben könnten zum Thema Arbeit und Mütter, und das taten sie dann auch 2010, Anfang 2011 ist „Muttertier an Rabenmutter“ erschienen. In Schwarzenberg hatten sie ein nicht allzu großes Publikum, warum, darüber kann man nur speku­lieren. Am Eintritt lag es nicht, denn der war frei, viel­leicht waren es die Herbstferien? Oder die Mütter konnten nicht für ein-zwei Stunden zu einer Lesung raus, wer weiß. Ein biss­chen schade, aber das Buch kann man sich ja in der Bibliothek ausleihen – oder kaufen.

Interessant war auch die Diskussion nach der Lesung, in der unter anderem die Unterschiede zwischen Ost- und Westmüttern Thema waren. Im Osten war und ist es ja mehr oder weniger selbst­ver­ständ­lich, dass Frauen auch mit Kindern wieder arbeiten und nicht zu Hause bleiben. Ob sie dann adäquate Jobs bekommen und dass sie meist in der Hauptsache für Kinder und Haushalt verant­wort­lich sind, steht auf einem anderen Blatt.

Sonja Liebsch und Nives Mestrovic: Muttertier @n Rabenmutter
280 Seiten
Erschienen: Februar 2011
ISBN 978-3-8392-1150-2
9,90 €

(Falls Sie das Buch für sich kaufen oder jemandem schenken wollen: Bestellen Sie es doch mal nicht im Internet, sondern bei Ihrem Schwarzenberger Buchhändler, derer es immerhin zwei gibt, die Bücherwelt am Bahnhof und das Büchereck am Markt. In den Buchläden werden Sie das Buch entweder sofort kaufen können – oder der Buchhändler bestellt es, am nächsten bzw. über­nächsten Tag können Sie es bereits abholen, ohne Umweg übers Internet. Das mal ganz nebenbei …)

Ein Gedanke zu „Von Rabenmüttern und Muttertieren

  1. Hallo liebe Schwarzenberger Frauen… Vielen Dank nochmal für die Einladung. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht, in Eurer schönen Stadt zu lesen. Die Diskussion nach der Lesung hat uns sehr berei­chert. Sobald das Video fertig ist, schi­cken wir Euch den Link. Liebe Grüße von Nives Mestrovic und Sonja Liebsch

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