Andreas Eschbach in Schwarzenberg: mit seinem neuen Thriller „Todesengel“

Letzte Woche war ich an zwei Abenden hinter­ein­ander zu Lesungen. Aber wenn Andreas Eschbach und Meike Winnemuth schon mal in Schwarzenberg sind, lasse ich mir das natür­lich nicht entgehen.

Andreas Eschbach kann man berech­tig­ter­weise einen Bestsellerautor nennen: Er schreibt für Erwachsene und Jugendliche, und beides sehr erfolg­reich – Titel wie „Das Jesus Video“, „Eine Billion Dollar“, „Ein König für Deutschland“ und „Ausgebrannt“. Sein neuer Thriller „Todesengel“ ist im September erschienen, er war damit in Frankfurt auf der Buchmesse, danach in Erfurt und dann schon in Schwarzenberg, im Ringkino. Ein Kino passt als Lesungsort für Eschbachs Bücher, denn die eignen sich in der Regel gut für eine Verfilmung. Für „Todesengel“ wünscht sich der Autor die Verfilmung sogar sehr, um die Medien und mehr Leute zu errei­chen, um einem durchaus brisanten Thema Öffentlichkeit zu verschaffen.

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In „Todesengel“ wird der Rentner Erich Sassbeck nachts im verlas­senen U-Bahnhof von zwei Jugendlichen brutal zusam­men­ge­schlagen. Als er schon fast dem Tod ins Auge sieht, taucht eine helle Gestalt wie aus dem Nichts aus – und erschießt die zwei Jugendlichen. Nun steht Sassbeck unter Verdacht: Hat er Selbstjustiz geübt und die Jugendlichen erschossen? Und die Erscheinung, die er als “Engel” bezeichnet, nur erfunden? Der Journalist Ingo Praise soll für seine Zeitung die Story über Sassbeck schreiben. Und bringt mit seinem Bericht etwas ins Rollen, das zur Katastrophe führt …

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Andreas Eschbach las erst aus „Todesengel“ vor, dann beant­wor­tete er Fragen aus dem Publikum: über das Buch, über sich, über das Schreiben. Und zwar ausführ­lich. Er meinte, viel schreiben sei für ihn kein Problem, und diese Tendenz zur Ausführlichkeit, zum Epischen spie­gelten auch seine Antworten. Was ich einfach nur gut fand – wenn jemand was zu sagen hat, soll er das bitte tun. Eschbach erzählte, dass er er schon immer Schriftsteller werden wollte, das begann mit dem Aufsatzschreiben in der Schule, mit eigenen kleinen Geschichten – und er hat es ja wirk­lich geschafft. Das kommt nicht oft vor: Es schreiben zwar unglaub­lich viele, aber davon leben können die wenigsten.

Jedes Jahr erscheint ein neues Eschbach-Buch, das ist eine reife Leistung. Und Eschbach schreibt ja meist Bücher, mit denen man ordent­lich was in der Hand hat, etliche Hundert Seiten. Ein Jahr lang brauche er fürs Schreiben eines Buches, erwähnte er, aber die Ideen für seine Bücher seien meist viel älter, er habe bild­lich gespro­chen einen „Garten“, einen „Kompost“ voller Ideen, die vor sich hingären und irgend­wann reif zum Pflücken sind. Als Autor, dessen Bücher sich ordent­lich verkaufen, kann er wohl in der Regel einfach schreiben, ohne vorher groß mit seinem Verlag abzu­stimmen, ob das Thema okay ist oder nicht. Auch eine Freiheit, die man sich erst erar­beiten muss. Dafür hat er auf die Wahl der Cover keinen Einfluss, das gebe der Verlag nicht aus der Hand. Bei der Gelegenheit zeigte Eschbach gleich, wie der Käufer in spe im Buchladen ein Buch auswählt, da spielt das Äußere, das Cover eine entschei­dende Rolle …

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Für seine Bücher recher­chiert Eschbach natür­lich: zunächst im Internet, dann liest er Bücher zum Thema, befragt Experten. Zum Thema „Gewalt im öffent­li­chen Raum“ finde man mehr als genug, wenn man das im Netz suche, explizit nennt er den Fall Dominik Brunner. Persönlich verbindet er mit dem Thema Erinnerungen an den Schulhof, der für „Hänflinge“ und gute Schüler, wie er einer gewesen sei, durchaus schlechte Erfahrungen bereit­hält, bis hin zu Gewalttätigkeiten.

Zurück zum Buch: Es wirft Fragen auf wie „Schützt der Staat seine Bürger genug?“, „Darf man sich nicht selbst vertei­digen, wenn man bedroht und ange­griffen wird?“, „Wer bekommt Öffentlichkeit, über wen berichten die Medien: über Täter oder Opfer?“, „Um wen kümmert der Staat sich nach der Tat, um Täter oder Opfer?“, „Warum werden beispiels­weise Kunstfälscher und Steuerhinterzieher teils härter bestraft als Leute, die jemanden mutwillig verletzen, gar töten?“. Zum Buch kann ich nichts sagen, ich habe es noch nicht gelesen. Aber die Lesung hat mich auf jeden Fall neugierig auf das Buch gemacht.

Am Schluss gab Andreas Eschbach noch geduldig Autogramme. Er kommt sehr sympa­thisch, freund­lich rüber und man merkt ihm nicht weiter an, dass er wohl am liebsten tagein, tagaus im stillen Kämmerlein schreiben würde und vom Verlag zu Lesereisen „gedrän­gelt“ werden muss. Er ist ein Buchmensch, ein Schreiberling, sehr offen­sicht­lich, aber er wirkt weder unnahbar noch völlig vergeis­tigt, auch nicht zu „glatt“. Eine schöne, span­nende Lesung, wer nicht war, hat was verpasst.

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