Im Kulturladen Rademann in Schwarzenberg hat am Mittwoch, dem 20. April 2010, Miriam Gudrun Sieber ihr neues Buch vorgestellt. Im Lesungsraum waren um die 20 Zuhörerinnen und Zuhörer, Miriam Sieber stand an ihrem Tisch ganz vorn, man merkte ihr zu Beginn ihre Anspannung an. Sie begann zu reden, und mit jedem Wort über ihr Buch wurde sie entspannter.
In „Sonnenblumenland“ erzählt Miriam Sieber 13 Biografien von Frauen aus dem Osten Deutschlands. Die älteste wurde 1923, die jüngste 1992 geboren. Alle Frauen kannte die Autorin von ihrer Arbeit als Gemeindeschwester (bis 1990) und als Therapeutin. Aus ihrem Interesse an deren Lebensgeschichten entstand der Wunsch, diese festzuhalten in einem Buch.
Vor sechs Jahren begann Miriam Sieber, Interviews zu führen. Da für ein Buch kein Geld da war, legte sie das Projekt zunächst auf Eis, bis sie 2009 Förderer fand. 17 Frauen hat sie interviewt, 13 stimmten schlussendlich der Veröffentlichung zu. Miriam Sieber hat das nicht auf die leichte Schulter genommen, ihr war klar, dass es ein großer Schritt ist, sein Leben in einer solchen Form öffentlich zu machen. Bis auf einen sind die Namen der Frauen im Buch geändert, aber Verwandte, Freunde und Bekannte werden sie auch wiedererkennen.
Vier Biografien las Miriam Sieber an diesem Abend an, vier Generationen von Frauen waren das: Erna, 1923 geboren, Irmelin 1942, Helene 1963 und Lena 1992. Jeder Mensch ist anders, jede Frau ist anders, aber in jeder Generation gibt es sicher Erfahrungen, die viele miteinander teilen, die prägend sind. Krieg, Hunger, Diktatur, Freiheit …
Faszinierend, wie lebendig die Sprache der Frauen wirkt, wenn die Autorin liest. Sie hat die Interviews auf Band aufgenommen und sie dann ins Schriftliche gebracht. Es ist nicht einfach, die ganz eigene Stimme eines Menschen dann nicht umzuschreiben, die gesprochene Sprache am Leben zu erhalten. Ich hatte den Eindruck, dass Miriam Sieber das wunderbar gelungen ist.
Ich kaufe mir selten ein Buch, wenn ich bei einer Lesung bin. Entweder habe ich es schon oder ich überlege, es mir vielleicht anzuschaffen. Diesmal nahm ich es gleich mit. Denn ich will diese Leben nun selbst lesen, und ich möchte das Buch anderen weitergeben. Es hat mich stark an „Guten Morgen, du Schöne“ von Maxi Wander erinnert. Im Vorwort von „Sonnenblumenland“ erwähnt Miriam Sieber auch Maxi Wander und ihr unvergessliches Buch.
„Sonnenblumenland“ ist im Eigenverlag und mit Fördergeldern erschienen, im Buchhandel ist es nicht erhältlich. Auch ein Grund, es gleich zu kaufen, wenn die Autorin es verkauft und signieren kann.
Ein wunderbares Buch und ein wunderbarer Abend im Kulturladen Rademann!
Dem kann ich nichts mehr hinzufügen - auch ich hab mir das Buch gleich mitgenommen und werde das Thema demnächst in meinem eigenen Blog auch noch mal aufgreifen.
http://www.petramarkgraf.blog.de